MAULE schlugen 2019 mit ihrer ersten Demo „From Hell“ eine Welle in der Underground-Szene und konnten seitdem ihre erste Fanbase im traditionellen Heavy Metal gewinnen. Traditionell soll hier das Stichwort sein, denn die aus Vancouver stammende Truppe hat sich ganz dem NWOTHM versprochen. Mit ihrem Debütalbum „Maule“ will die Band die musikalische Welt der frühen Achtziger wiederbeleben, indem sie sich – wie so viele in diesem Subgenre – an den großen Vorreitern des NWOBHM orientieren.
„Maule“ ist vollgepackt mit schnellen Gitarren, starken Soli und traditionellen Riffs, die eindeutig für das musikalische Talent der Kanadier sprechen. Doch bereits die ersten Töne von „Evil Eye“ offenbaren, was hinter dieser schönen Fassade steckt. So stellt der erste Song nur eine schnellere und härtere Version von Iron Maidens „The Trooper“ dar, dessen Melodie gelegentlich Platz für rauen Gesang und peitschende Drums macht. Für „Summoner“ bedienen sich MAULE an Maidens „The Number Of The Beast“, wobei sich neben der Melodie sogar das Tempo fast über den gesamten Track hinweg mit dem des Originals deckt. Dass sich Newcomer an ihren musikalischen Vorbildern orientieren oder gar eine Hommage darbieten möchten, ist nichts Neues. MAULE übernehmen jedoch große Teile der Songs, ohne ihnen einen eigenen Charakter zu verleihen und es stellt sich die Frage, ob die Kanadier nicht doch lieber eine Iron-Maiden-Coverband sein möchten.
Im weiteren Verlauf des Albums hören sich die Songs weniger nach Maiden an, sind dafür aber stärker an Saxon orientiert. „Ritual“ und „Red Sonja“ punkten grundsätzlich mit ihren starken Leadgitarren, wobei sich MAULE für letzteres an der Melodie von Saxons „Heavy Metal Thunder“ anlehnen. Auch traditionsbewusste Textphrasen wie „fire up the blade“ bis hin zu „cold steel and leather“ erinnern an die britische Größe. Das abschließende „We Ride“ beginnt im Stil von „Motorcycle Man“ und sticht mit seinem monotonen, immer langsamer werdenden Rhythmus aus dem Album hervor. Abgesehen von den abgekupferten Parts punkten zumindest die Tracks „Maule“ mit massiven Riffs und Headbang-Tempo sowie „Father Time“ mit Härte trotz gediegenerem Tempo.
Mit „Red Sonja“ erhält das Album einen Speed-Metal-Moment, der mit schnellen Gitarren und peitschenden Drums auf einen starken instrumentalen Part setzt. Stellenweise verlangsamen MAULE den Rhythmus und schaffen Platz für den rauen Gesang von Sänger Jakob Weel. Die teils kratzigen und aggressiven Vocals in „Ritual“ und „Maule“ könnten aus einem Thrash-Metal-Album stammen und verleihen den Songs eine thrashige Abwechslung. Die restlichen Parts füllt Jakob mit seiner klaren, kraftvollen Stimme und epischen Einschlägen, die in den Refrains zusammen mit Backvocals zu wahren Mitsing-Hymnen werden. Hier kann besonders „Maule“ mit seiner sich im Chorus wiederholenden Botschaft „we paint it black“ hervorstechen.
MAULE zeigen mit ihrem traditionellen Metal, thrashigem Gesang und Speed-Metal-Momenten großes Potenzial und lassen dabei nichts vermissen, was ein echtes NWOTHM-Album benötigt. Im Großen und ganzen ist ihr Sound jedoch nichts, was man nicht schon bei anderen Bands des Genres gehört hat. Vor allem bedienen sich die Kanadier an den Hits von Iron Maiden und Saxon, die sie großzügig in ihr Debüt integrieren. Zwar verfügt die Gruppe über musikalisches und gesangliches Talent, kann dieses aber durch zu wenig eigene Kreationen nicht vollständig nutzen und es bleibt fraglich, ob MAULE ihre Fanbase mit einem so schwachen Debüt beglücken können.
Wertung: 5.5 / 10