Review Mastodon – Leviathan

Nach dem bereits guten Vorgänger „Remission“ legen die jungen Amerikaner von MASTODON nur zwei Jahre später eins nach und präsentieren mit „Leviathan“ ein Konzeptalbum, das sich den Literaturklassiker „Moby Dick“ von Herman Melville als Grundlage nimmt. Schon alleine die Auswahl des Themas verdient großen Respekt, ist es doch nicht der leichteste Stoff. Musikalisch gehen die vier Jungs einen weiteren Schritt weg vom Metalcore hin zum Progressiven. Was bei MASTODON ebenfalls immer wieder positiv auffällt, sind die stimmungsvollen und genial gestalteten Cover, auf denen es viel zu entdecken gibt. Das Bild zu „Leviathan“ ist für mich eines der schönsten CD-Cover, die ich bis jetzt sehen durfte.

Um gleich im Superlativ bleiben zu können, startet das Album mit einem der kraftvollsten und besten Opener der jüngeren Metalgeschichte. Die Gitarren geben rockige Riffs vor, bevor das Schlagzeug gewaltvoll einsteigt und sich Troy Sanders die Seele aus dem Leib brüllt. Das Riff lädt über die volle Länge des Stücks zum Headbangen ein und macht einfach nur Riesenspaß. Was MASTODON wie kaum eine zweite Band drauf hat, ist Härte und Eingängigkeit zu verbinden und ein Lehrstück darin bereiten sie mit „Blood And Thunder“. Das darauf folgende „I Am Ahab“ kann mit dem Opener nicht mithalten, im letzten Drittel weiß das Stück aber mit atmosphärischer Schlagzeugarbeit zu überzeugen. Dieser sowie der nächste Track „Seabeast“ arbeiten sehr schön mit den unterschiedlichen Tonlagen der Sänger. Neben der beeindruckenden Gitarrenarbeit ist auch noch der Schlagzeuger hervor zu heben, der wichtigen Anteil am beinharten und schnellen Sound MASTODONs hat. „Island“ überfährt einem dann wieder mit einer musikalischen Wucht, die ich als fast typisch für diese Band bezeichnen würde. Nicht nur im harschen auch im cleanen Gesang liegt unglaublich viel Kraft und Emotion. Klar sind die halb gegrowlten halb geshouteten Vocals gewöhnungsbedürftig, wer sich aber nicht darauf einlässt, verpasst einiges.

In der Mitte des Albums angekommen, besticht „Iron Tusk“ abermals mit groovigen Riffs, die live die Köpfe kreisen lassen dürften. Eine deftige Überraschung darf natürlich auch nicht fehlen: Startet „Megalodon“ noch kraftvoll und aggressiv, wie man es von der Band gewohnt ist, bricht nach etwa einer Minute die Leadgitarre hervor und tischt uns ein Westernriff auf. Dieses währt jedoch nicht lange, denn nur kurze Zeit später wird das Tempo angezogen, das Schlagzeug setzt ein, um alles dem Erdboden gleich zu machen.Es soll Leute geben, die MASTODON vorwerfen kühle, emotionsarme Musik zu machen. Diese Kritiker sollten sich den Track „Naked Burn“ zu Gemühte führen. Der Refrain verursacht bei mir ein ums andere Mal Gänsehaut. Bei „Aqua Dementia“ wird die Band anschließend von einem gern gesehenen Gast unterstützt: Scott Kelly von Neurosis hat mal wieder Gastvocals beigesteuert und agiert wie immer sehr souverän.
Mit „Hearts Alive“ folgt der erste Longtrack der Mannen, der überaus gekonnt Spannung aufbaut. Technisch spielt sich das Track, sowie das ganze Album, auf einem unglaublich hohen Niveau ab. Breaks, Tempowechsel und Stimmungsänderungen soweit das Ohr reicht. Beim Instrumental „Joseph Merrick“ lassen es die Jungs abschließend etwas ruhiger angehen und erzeugen eine verträumte, entspannte Stimmung, die einen Gegenpol zum schnellen Opener bietet und das Album gebührend ausklingen lässt.

Die einleitende Zeile des Album (“I think that someone is trying to kill me, infecting my blood and destroying my mind”) könnten die Jungs bald auf ihre neidische Konkurrenz beziehen, die um Lägen hinter der Kreativität von MASTODON zurückliegt.
„Leviathan“ ist ein Album voller Dynamik, es ist kraftvoll und mitreißend. Die jungen Amerikaner mischen alle möglichen Richtungen des Metals mit Rock und sogar Country-Elementen. Ich empfehle auch die Texte zu den Songs zu lesen, denn nur so merkt man, wie gut das Konzept umgesetzt wurde.
Hier sind ganz große Musiker am Werk, die hoffentlich eine erfolgreiche Zukunft vor sich haben werden und ich denke man wird in einigen Jahren auf „Leviathan“ zurückblicken und feststellen, dass das Album der erste große Wurf einer großartigen Band war.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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