Das Cover von "Saints Dispelled" von Master

Review Master – Saints Dispelled

  • Label: Hammerheart
  • Veröffentlicht: 2024
  • Spielart: Death Metal

Man kann nicht behaupten, dass es im Hause MASTER in den vergangenen Jahren ruhig geworden war, hat die Combo um Szene-Veteran Paul Speckmann doch mit einigen Splits, Live- und sonstigen Veröffentlichungen von sich hören lassen. Und dennoch sind seit dem Release der letzten Studioplatte „Vindictive Miscreant“ aus dem Herbst 2018 über fünf Jahre ins Land gezogen; eine Durststrecke zwischen Longplayern, die man so höchstens einmal Mitte der 90er gesehen hat – und MASTER gibt es inzwischen immerhin schon über 40 Jahre. Jetzt ist mit „Saints Dispelled“ die 15. Full-Length der alteingesessenen Gruppe erschienen und das Warten hat ein Ende.

Nach dem großen Line-up-Knall im März 2019, der Speckmann als alleiniges Mitglied zurückließ, gibt nun Drummer Peter Bajci, der den langjährigen Schlagzeuger Zdeněk Pradlovský ersetzt, seinen Full-Length-Einstand. Der ebenso langjährige Weggefährte an der Gitarre, Alex Nejezchleba, ist derweil nach besagtem Split wieder zur Band zurückgekehrt. So viel zu den personellen Neuerungen, doch was hat sich bei MASTER im Vergleich zu den letzten Alben musikalisch geändert?

Die Frage könnte man direkt an die Plattenfirma richten, die ihren Promo-Text zu „Saints Dispelled“ dreist aus den beiden Reviews zusammengeschustert hat, die in den Metal Archives stehen – aber zum 2016er Longplayer „An Epiphany Of Hate“, dem Vor-Vorgänger der neuen Platte. Die Austauschbarkeit – oder eher universelle Anwendbarkeit? – der Werbefloskeln für die Beschreibung von MASTERs Musik liefert somit auch zugleich den Hinweis auf die Antwort: Nicht sonderlich viel hat sich geändert. MASTER veröffentlichen ein neues Album. Es klingt nach MASTER. Ein Umstand, der Fans nicht überraschen dürfte, steht Mr. Speckmann doch seit jeher für Old School Death Metal mit Thrash- und Punk-Schlagseite.

Ebensolchen serviert das Trio folglich auch auf „Saints Dispelled“, und das erneut in – Verzeihung – meisterhafter Form. Geschickt kombinieren MASTER typisch todesmetallische Elemente wie apokalyptisch-heimsuchendes Tremolo-Picking und giftig hervorgepresste Growls à la John Tardy (Obituary) mit galoppierenden Drum-Rhythmen und peitschenden Beats, die zu hören sind, wenn nicht gerade die immer noch ausgiebig eingesetzte Doublebass durchgetreten wird. Das über die gesamte Platte dominierende stürmische Uptempo alterniert die Band mit stampfenden bis schleppenden Groove-Parts (z. B. in „Destruction in June“, „Minds Under Pressure“), die nicht nur für die nötige Abwechslung sorgen, sondern überaus headbangtauglich sind.

Aufhorchen lässt – bei aller Routine und Vorhersehbarkeit – das orientalisch angehauchte Akustik-Intro des auch sonst potenten Tracks „The Wiseman“, in dem Speckmann zudem seinen Bass in der zweiten Songhälfte aus der Rolle des Rhythmusinstruments hervortreten lässt. Am rotzig-primitiven „Marred And Diseased“ lässt sich demgegenüber gut veranschaulichen, dass die punkige Ausrichtung der früheren MASTER-Werke auf „Saints Dispelled“ wieder prominenter vertreten ist – und das ungeachtet der keineswegs spärlich gesäten Gitarrensoli von Nejezchleba. Etwas ratlos lässt den Hörer hingegen „The Wizard Of Evil“, der Rausschmeißer der Standard-Edition, zurück, der nach vier soliden Minuten in einen gesichtslosen Riffing-Part übergeht, der mehrmals ein- und wieder ausgefadet wird. Käufer der CD-Version werden danach jedoch mit dem wütenden „Nomads“ und dem Acht-Minuten-Brocken „Alienation Of Insanity“ entschädigt, die die Bonus-Auflage um satte 13 auf insgesamt gut 50 Minuten Spielzeit verlängern.

Paul Speckmann mag mit MASTER nie in der ersten Reihe gestanden haben, doch ist es schön zu sehen, dass Akteure aus der Gründungszeit der extremeren Metal-Szene immer noch verlässlich starkes Material veröffentlichen. „Saints Dispelled“ ist erneut ein kurzweiliges Stück Old School Death Metal geworden, das dem Zeitgeist trotzt, ohne in der Produktion altbacken zu klingen und die Nähe der Band zu Punk und Thrash nicht leugnet. Fans dürfte das ebenso überzeugen wie den einen oder anderen Neuzugang, der oder die mit Speckmanns Werk noch nicht vertraut ist.

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Wertung: 8 / 10

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