Das Cover von "Resurgence" von Massacre

Review Massacre – Resurgence

  • Label: Nuclear Blast
  • Veröffentlicht: 2021
  • Spielart: Death Metal

Was die 80er für den Heavy Metal waren, das waren die 90er für den Death Metal: Die eigentlich vom verhassten Grunge und Nu Metal dominierte Epoche brachte ein paar der wichtigsten Death-Metal-Bands und Alben aller Zeiten hervor. Neben Cannibal Corpse, Deicide oder Obituary sind auch MASSACRE aus dieser Zeit in Erinnerung geblieben – nicht zuletzt, weil ihr Frontmann Kam Lee sowie Gitarrist Rick Rozz bereits an der Urform der Genre-Innovatoren Death beteiligt waren. Mit einigen Unterbrechungen gibt es MASSACRE auch schon seit 1984, wobei es für die Truppe erst 1991 so richtig losging, als ihr heute legendäres Debüt „From Beyond“ erschien. Nachdem sie sich mit ihrer zweiten Platte „Promise“ nahezu unmöglich gemacht hatte, versuchte die Band 2014 mit mäßigem Erfolg über ein „Back From Beyond“ benanntes Werk an ihren Einstand anzuknüpfen und noch einmal sieben Jahre später folgt mit „Resurgence“ nun das neueste Album der Death-Metal-Urgesteine.

Bei MASSACRE scheint es generell eher rückwärtsgewandt zuzugehen: Nach der eindeutig auf ihr Debüt bezogenen Anspielung „Back From Beyond“ folgt nun „Resurgence“, was sich z. B. mit „Wiederaufleben“ übersetzen lässt. Tatsächlich lassen die Herren aus der Genre-Hauptstadt Tampa mit ihrer neuen Platte durchaus etwas wiederaufleben, nämlich den Death Metal der ganz alten Schule. Innovation sollte man auf dem vierten Album der Truppe nun also wirklich nicht erwarten, denn hier wird 40 Minuten lang mit bestenfalls geringen Temposchwankungen durchgeknüppelt. Allzu viel Abwechslung kommt dabei nicht rum, eine Menge Spaß allerdings schon.

Los geht’s mit „Eldritch Prophecy“, dessen atmosphärisches Düster-Intro bestens zum Lovecraft-Setting dieser Platte passt und das mit groovendem Dampfwalzen-Riffing die Richtung für den Rest des Albums vorgibt. Wie die meisten Death-Metal-Bands der ersten Stunde gehen auch MASSACRE in ihrer Musik nicht übermäßig technisch vor, stattdessen regiert in Nummern wie „Ruins Of R’Lyeh“ oder „Servants Of Discord“ infektiöser Groove. Da mag es weniger zu entdecken geben als in der technisch anspruchsvollen, verschachtelten Musik von Kollegen wie Monstrosity, aber es ist durchaus nicht ohne Charme: Die Songs von „Resurgence“ bestechen in ihrer Einfachheit und der erwähnte Groove fährt stets schon nach dem ersten Riff direkt ins Genick.

Wie sich an rasanteren Songs wie „The Innsmouth Strain“, „Whisperer In Darkness“ oder „Into The Far Off Void“ zeigt, stehen MASSACRE mit ihrem Sound obendrein mit einem Bein im Thrash – auch das ist im traditionellen Death Metal nicht unüblich und weil diese Band wirklich starke Riffs schreiben kann, funktioniert das bestens. Die Leadgitarren sind wie der Rest der Musik auf „Resurgence“ alles andere als komplex, fallen dafür aber stellenweise unerhört melodiös aus. Zusammen mit den gelegentlich untergebrachten Geisterbahn-Effekten tragen sie damit sehr zur dichten Horrorfilm-Atmosphäre dieser Platte bei. Der stimmige Gesamteindruck wird von einer ebenso wuchtigen wie erdigen Produktion abgerundet, die MASSACRE einen stets druckvollen, aber nie überproduzierten Sound verpasst.

„Resurgence“ ist sicher kein Album, das als ebenbürtiger Nachfolger für eine genredefinierende Platte wie „From Beyond“ angesehen werden kann – wer das nach 30 Jahren verlangt, ist aber ohnehin auf dem Holzweg. MASSACRE liefern mit ihrem vierten Album ein rundum gelungenes Stück Death Metal ab, das den Geist ihrer Anfangstage authentisch transportiert und zu keiner Zeit vorgibt, etwas zu sein, was es nicht ist. Gewiss kann man solch aus der Zeit gefallenen Proto-Death-Metal nicht überall und zu jeder Zeit hören, aber wenn man Bock drauf hat, bekommt man es 2021 kaum besser als bei MASSACRE. Jeder Fan der Musik sowie der Band kann bei „Resurgence“ bedenkenlos zugreifen.

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Wertung: 8 / 10

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