„Death Metal, kurwa mac!“
Das ist polnisch und bedeutet laut meinen Recherchen so viel wie „Death Metal, scheiss Hure!“. Nun, was denkt sich der unflätige Redakteur mit diesem rüden Polnisch-Exkurs? Es ist sozusagen der Slogan der Band MASACHIST aus dem werten Polonia und wie ich feststellen musste, er ist irgendwie mehr als passend.
Das aktuelle Album „Death March Fury“ der ambitionierten Deather, die unter anderem aus Thrufel von „Azarath“/“Yattering“, Pig von „Decapitated“ und Daray Brzozowski bestehen, der früher bei „Vader“ und seit 2008 bei „Dimmu Borgir“ die Trommelstöcke schwingt, ist tatsächlich die klanggewordene Raserei. Schon der Opener „Unveil The Grave“ fackelt nicht lange, nach knapp 20 Sekunden ist die Todesmaschinerie warm gelaufen und es gibt das volle Pfund, welches in unbarmherziger Konsequenz durch ein reinrassiges Death Metal-Album gezogen wird. Wir reden hier nicht über Kindergartengeknüppel, Daray tackert einen Rhythmus in die Botanik, dass einem schwindelig wird! Dazwischen holzen dann die Gitarren so unerbittlich herum, dass man irgendwie unwillkürlich an eine Dampfwalze denken muss.
Hierbei spielt es kaum eine Rolle, welches der Lieder auf „Death March Fury“ man anschmeisst, es erwarten 2-3 Minuten komprimierter Death Metal mit Einflüssen irgendwo zwischen älteren Sachen von „Morbid Angel“, „Voivod“ und „Dying Fetus“, ein wenig auf modern getrimmt. Das Lied „Womb“ randaliert ein wenig groovig mit einem äußerst coolen Schlagzeugspiel herum, „Crush Them“ ist hingegen ganz straight in die Fresse. „Death Shall March“ finde ich persönlich mit dem grausigen Intro, dem etwas verlangsamten Tempo und dem Zwischenspielcharakter ziemlich ansprechend, aber hierbei wirkt die Spielzeit von gerade mal 2 Minuten irgendwie viel zu wenig. Bei den anderen Stücken ist selbige recht angemessen, auch wenn man sich spielzeitmäßig eher in der Grindecke befindet, so heftig konzentrierte Energie über längere Zeit auszufahren wäre mitunter einfach überfordend.
Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang auf jeden Fall noch „Appearance Of The Worm“, das als Spitze sogar 6 Minuten lang ist. Hier bewegen MASACHIST sich überwiegend im Midtempo, vielleicht um die erneute Aufmerksamkeit gegen Ende des Albums zu erlangen, wird hier auch recht eingängig geschrammelt. Einen Mitgröhlrefrain gibts oben drauf. Der Song macht richtig Spass, nicht zuletzt auch, weil das sonst äußerst dominante Schlagzeug hier mal nicht die schön kernige Gitarrenarbeit übertüncht, sondern größtenteils nur einen gepflegten Double-Bass-Teppich liefert. Das ist auch einer der Punkte, derer man sich beim Kauf dieses Albums bewusst sein muss: Hier gibts bis auf kurze Ausnahmen die amtliche Vollbedienung was Hochgeschwindigkeit angeht, aber das andauernd irrwitzige Tempo kreiert einen sehr schlagzeuglastigen Sound.
MASACHIST haben es einfach weniger schön hinbekommen, wie beispielweise „Nile“ es regelmäßig tun, trotz Mordstempo noch recht ausgewogen zu klingen. Hinter den selbstgesteckten Anspruch der Herren, neun infernalisch schnelle Todesbleigranaten auf höchstem technischen Niveau zu klöppeln, kann man allerdings getrost einen großen Haken machen.
Auch die Texte der Songs, geschrieben von einem gewissen „Brezniew“, einem Lyriker, der auch schon in die Textarbeit von „Yattering“ involviert war, sind Death Metal-untypisch durchaus sehr interessant geschrieben. Ein kleines Manko hierbei ist, dass die Lyrics in dem sehr schönen Booklet in kursiver Füllfederschreibschrift auf recht dunkles, blutbeflecktes Pergament gekrickelt sind, was die Entzifferung ohne abgeschlossenes Kryptologiestudium massiv erschwert.
Die Spielzeit der Gesamt-CD von gerade mal 32:25 Minuten, eingerechnet zwei Bonustracks, welche der 2007er Demo entnommen sind, ist für ein Vollalbum sehr dürftig. Das lässt sich vielleicht damit entschuldigen, dass die auf den Rohling gebrannten Lieder eine längere Spielzeit wohl nicht verkraftet hätten, denn sie leben von der kurzen Prägnanz, mit sie einem um die Ohren gehauen werden.
Obgleich der spielerischen Versiertheit muss man aber ehrlicherweise auch sagen: Sonderlich innovativ ist die Scheibe auch nicht, nur verdammt beeindruckend. So obliegt es jedem selbst, abzuwägen ob er bereit ist, für jede Laufzeitminute dieses äußerst konzentrierten Todebleigeschosses hochgerechnet etwa 53 Cent auszugeben.
Blenden wir den schnöden Mammon aus, ist MASACHIST für alle Freunde des Hochgeschwindigkeits-Death Metal sehr empfehlenswert, für klassische Death Metal-Hörer interessant und für alle anderen Freunde der härteren Gangarten zumindest einen Testlauf auf der Myspaceseite wert. Ansonsten: „Metal1, kurwa mac!“
(Tobi H.)
Wertung: 7.5 / 10