Um die Gothic-Metaller TRISTANIA ist es seit dem letzten Album „Darkest White“ ruhig geblieben, deren Mitglieder waren seit 2013 aber nicht untätig. Sängerin MARIANGELA DEMURTAS hat mir ihrer Alternative-Metal-Combo Ardours 2019 ein Album veröffentlicht und begibt sich nun auf Solopfade. Die Debüt-EP „Dark Ability“ beinhaltet ihr ersten vier Songs und damit kann die Italienerin durchaus überraschen: Weder den symphonisch-kraftvollen Gesang von Tristania, noch die rockigen Vocals von Ardours gibt sie hier zum besten, sondern leise, verletzliche Klänge.
Mit melancholischen Pianoklängen und nachdenklich wirkenden Texten gibt „City“ den Ton der EP vor. Zurückhaltendes Schlagzeug, nur leicht angeschlagene Gitarren und atmosphärische Synthesizer komplettieren das instrumentale Dark-Pop-Grundgerüst. Für einen trüben, verregneten und windigen Februar-Nachmittag bietet „Dark Ability“ damit genau die richtige Atmosphäre.
Demurtas selbst ist mit ihrer zartschmelzenden, leidvollen Stimme natürlich der Hauptdarsteller. Vor allem in den ruhigen Momenten, wie etwa in den Strophen des Openers, überzeugt sie mit einer warmen, leicht rauchigen Stimme. Das ist durchaus überraschend, wenn man sie von ihren opulenteren Darbietungen von Tristania und Ardours kennt, aber in jedem Fall ist es eine positive Überraschung. Im Refrain mischt sich sehnsüchtiger, hoffnungsvoller Optimismus in ihrer Stimme, die zerbrechliche Note weicht kraftvollen Klängen. Versteckt sich hier etwa eine große Pop-Stimme? Bei „Classic“ und dem EP-Highlight „Forgiverance“ setzt Demurtas voll auf bittersüße Melancholie und zeigt damit ihre größte, individuelle Stärke. Das ist ein bisschen Lana del Rey, ein bisschen Kate Bush und ganz viel MARIANGELA DEMURTAS.
Auch wenn „Crossing Time“ mit seinem trivialen Feeld-good-Beat etwas aus der Reihe tanzt, ist „Dark Ability“ eine schöne EP geworden, in der MARIANGELA DEMURTAS ganz viel Leidenschaft und Seele zeigt. Die warmen und leisen Klänge können mindestens ebenso überzeugen, wie ihre ausladenden Gesänge bei Tristania – aufgrund ihrer Intimität vielleicht sogar noch mehr. Demurtas darf nach dieser angenehmen Viertelstunde gerne ein ganzes Album nachschieben.
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