Juni 2018

Review Marduk – Viktoria

  • Label: Century Media
  • Veröffentlicht: 2018
  • Spielart: Black Metal

Der desolate Zustand der Bundeswehrausrüstung geht seit Jahren durch die Medien – mehr als die Hälfte der deutschen Leopard-2-Panzer beispielsweise soll nicht einsatzbereit sein. Wie so oft scheint es, als könnte man auch hier von Schweden lernen. Die Panzerdivision MARDUK rollt nun immerhin schon 28 Jahre ohne nennenswerte Aussetzer: Seit der Veröffentlichung von „Dark Endless“ im Jahr 1992 bis zum Erscheinen von „Frontschwein“ (2015) sind keine drei Jahre ohne neues MARDUK-Album vergangen.

Um diese Serie aufrecht zu erhalten, kommt „Viktoria“ zwar genau genommen ein paar Monate zu spät, doch wie lautet die alte Feldherren-Regel? Besser ein verspäteter Sieg als eine verfrühte Niederlage. Und Niederlagen kennen die Schweden in der Tat nicht: Unter den bisherigen 14 Studioalben findet sich nicht ein Totalausfall oder auch nur ein unter den Fans umstrittenes Werk. Zumindest diese Serie reißt auch mit „Viktoria“ nicht ab: Wo MARDUK drauf steht, ist einmal mehr auch MARDUK drin.

Los geht es mit dem brachialen, stilecht von Sirenenklang begleiteten „Werwolf“, dessen Titel Fronter Mortuus dem Hörer im Refrain regelrecht ins Gesicht speit. Nach diesem Überraschungsangriff preschen MARDUK in „June 44“ und „Equestrian Bloodlust“ in beachtlichem Tempo voran, ehe „Tiger I“ dem Hörer als bedrohlich-schleppende Nummer eine kurze Verschnaufpause gönnt. Doch lange soll der Frieden nicht währen: Bereits beim folgenden „Narva“ brechen MARDUK mit vollem Karacho aus der Deckung. Neben dem schnittigen Riffing und Mortuus‘ nach wie vor einschüchternd gurgelnder Stimme ist es vor allem die epische Gitarrenlead aus der zweiten Songhälfte, die sich im Gedächtnis einbrennt wie die besungene Schlacht bei den Soldaten.

Von diesem „Typ Dark Funeral“ gibt es allerdings – wie schon auf „Frontschwein“ und „Serpent Sermon“ (jeweils mit dem Titeltrack) – erneut nur einen Song, ehe es wieder rabiat wird. Ob „The Last Fallen“, der Titeltrack „Viktoria“ oder „The Devil’s Song“ – spätestens jetzt, gegen Ende der Schlacht, machen MARDUK keine Gefangenen mehr. Erst im finalen „Silent Night“ nehmen die Schweden nochmal das Tempo raus und beweisen, dass sie durchaus auch ruhig und düster können … die Ruhe nach dem Sturm, quasi.

Ganz ungescholten geht bekanntermaßen kein Soldat nach Hause, auch nicht die tapferen Panzerführer MARDUK: Verglichen mit den letzten beiden Alben, vor allem dem vielseitigen „Frontschwein“, mangelt es dem draufgängerischen „Viktoria“ leider etwas an Witz. Zwar entdeckt man bei näherem Hinhören viele feine Kniffe wie spannende Bass-Spuren oder hübsche Schlagzeug-Patterns; von stumpfem Geholze kann also keine Rede sein. Auf Songs der extravaganten Qualität des rockigen „The Blonde Beast“ oder des doomigen „Accuser / Opposer“ („Rom 5:12“) wartet man hingegen vergeblich. Die große Überraschung ist „Viktoria“ somit nicht – ein rundum gelungenes Black-Metal-Album aber allemal.

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Wertung: 8 / 10

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