Review Marduk – Memento Mori

  • Label: Century Media
  • Veröffentlicht: 2023
  • Spielart: Black Metal

MARDUK sind derzeit die Speerspitze des Black Metal. Mag diese Aussage qualitativ noch recht subjektiv sein, ist sie in Sachen Szenepräsenz leicht zu untermauern: Seit der Bandgründung hat Gitarrist Morgan konsequent Album um Album geschrieben – stolze 14 in 28 Jahren (1990–2018) – und das bei einem Pensum an Konzerten, das seinesgleichen sucht: Rund 1.300 (!) Shows haben MARDUK in ihrer Karriere absolviert – und damit zwei- bis dreimal so viele wie etwa Dark Funeral, Gorgoroth, Watain oder Mayhem.

Abnutzungserscheinungen ließen sich bei MARDUK trotzdem nie feststellen – weder, was die Qualität der Liveshows angeht, noch im Hinblick auf die Alben, bei denen MARDUK ihren Stil immer gerade genug weiterentwickelten, um sich nicht komplett zu wiederholen, jedoch nie so weit, dass sie ihr Publikum verfehlen. Einzig das „Menschenmaterial“, mit dem Morgan arbeitet, scheint der Belastung kaum standzuhalten: Mit dem Deutschen Simon Schlilling sitzt der nunmehr sechste Mann hinter den Kesseln, und die Position des Bassisten ist nach dem Rauswurf von Joel Lindholm mehr oder minder vakant: Live helfen derzeit Simon Wizén und Ex-Bassist Devo Andersson aus, im Studio hat Fronter Mortuus den Job übernommen.

Dessen Rolle beim nunmehr 15. Studioalbum der Schweden ist damit zentraler denn je – neben dem Bass und einigen Leadgitarren („Blood Of The Funeral“, „Charlatan“) hat er diesmal sogar zum Songwriting beigetragen. Daneben ist Daniel Rostén natürlich auch weiterhin für Texte und Gesang verantwortlich. Und insbesondere letzterer ist und bleibt der große Pluspunkt, den MARDUK so ziemlich jeder anderen Band des Genres voraus haben: Wo andere nur screamen, shouten oder growlen, schrei-gurgelt Rostén auch auf „Memento Mori“ wieder mit einer Inbrunst, die ihresgleichen sucht. Allein deshalb lohnt es sich schon, dieses Album zu hören.

Die unfassbare Energie, die in diesen Vocals steckt, verschmilzt auf „Memento Mori“ mit einem erfreulich präsenten Bass sowie dem rasanten Drumming von Simon „Bloodhammer“ Schilling zu infernalischer Raserei. Da macht es dann auch gar nichts, dass viele der Kompositionen mäßig spektakulär ausgefallen sind: In wieder deutlich bissigerem Sound als zuletzt shreddet sich Morgan durch Riffs, die man zu guten Teilen schon mal an anderer Stelle bei MARDUK gehört zu haben meint – die aber auch dieses Mal funktionieren. Eingängige Melodien oder echte Überraschungen sucht man zwar mehr oder minder vergeblich – doch es bleibt nicht unbemerkt, dass MARDUK in all dem Geprügel wieder mehr Wert auf Atmosphäre (etwa in Form von stimmungsvollen Intros) legen als noch auf „Victoria“ (2018).

Als Vergleichsalbum könnte daher das ähnlich rabiate, aber von schleppenden Nummern durchsetzte „Plague Angel“ (2004) herangezogen werden – nicht zuletzt, weil das schleppende „Shovel Beats Sceptre“ als aus der Masse der Knüppelsongs herausstechender Midtempo-Track an „Seven Angels, Seven Trumpets“ erinnert. Gerade, als man es sich nach einer guten halben Stunde in dieser angenehm einlullenden Ereignislosigkeit so richtig gemütlich gemacht hat, lassen MARDUK dann nochmal aufhorchen: Schleppend und zugleich ähnlich catchy wie „Accuser/Opposer“ („Rom 5:12“, 2007) führt „As We Are“ als unerwartetes, spätes Highlight das Album seinem Ende unausweichlichen entgegen.

Dass MARDUK unter dem vielzitierten Titel „Memento Mori“ statt streitbarer Reiterstandarten und historischer Kriegsereignisse mal wieder den Tod im Allgemeinen (vgl. „World Funeral“, 2003) zum Thema gemacht haben, mag nicht eben kreativ sein, erscheint in Anbetracht des (immerhin souverän gelösten) Hitlergruß-Skandals um Lindholm eine gute Idee. Auch sonst ist „Memento Mori“ genau die Art Album, die man von MARDUK hören möchte. Wer dieses Album kauft, weiß, was ihn erwartet. Experimente, Überraschungen, Neuerungen? Nein, nur MARDUK, verdammte Scheiße! Aber das auf verdammt hohem Niveau.

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Wertung: 9 / 10

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