Review Marduk – Germania (Re-Release)

  • Label: Blooddawn
  • Veröffentlicht: 2008
  • Spielart: Black Metal

Über Sinn und Unsinn von Live-Veröffentlichungen kann man streiten, das ist klar und das wurde andernorts auch schon zur Genüge getan. Trotzdem komme ich wohl nicht umhin dieses Review einzuleiten, ohne noch mal wenigstens marginal auf die Fragezeichen in meinen Augen einzugehen, die angesichts der Wiederveröffentlichung von MARDUKs erster Live-Scheibe „Live In Germania“ aufpoppten, also: WIESO?

Morgan Steinmeyer Håkansson, seines Zeichens Gitarrist und bis heute einziges verbliebenes Gründungsmitglied der schwedischen Black Metal Institution, ging im Zuge des Re-Releases von „Nightwing“ und „Panzerdivision Marduk“ auch über das Material dieses Silberscheibchens noch mal digital drüber und verpasste den Songs, die im Zuge der „Heaven Shall Burn“-Tour in Deutschland aufgezeichnet wurden, eine ordentliche Frischzellenkur und benannte die CD kurzerhand auch noch schlicht in „Germania“ um.

Was dabei rum kam ist ein etwa sechzigminütiges Live-Album mit ordentlich Wums dahinter. Das Remastering hat dem Material hörbar gut getan, denn der rohe, energiestrotzende Sound der Schweden kommt dank druckvoller Produktion sehr wohltönend rüber. Einzig und allein das Schlagzeug geht manchmal etwas unter, dafür ist die Gesangsleistung von Ausnahmeschreihals Legion wahrhaft anbetungswürdig. Und ein kleines Schmankerl gibt’s noch dazu, denn auf diesen Aufnahmen ist niemand geringeres als Peter Tägtgren an der Rhythmusgitarre zu hören, der die Jungs bei ihrer Deutschlandtour begleitete. Das aber nur am Rande. Gravierende Spielfehler sucht man vergebens und auch die Songauswahl ist gelungen: Von „Materialized in Stone“ über „The Black…“ und „Wolves“ bis hin zu „Legion“ sind viele Klassiker der Pre-„Nightwing“-Ära mit an Bord und mit „Total Desaster“ (einem Destruction-Cover) auch noch ein Track, der sich sonst nur auf der „Glorification“-EP findet. Legions Ansagen machen auch gut Laune, so spärlich sie auch gesäht sein mögen. Vor allem sein „Deutschland, come on! Allessss füüüür Sataaaan!“ vor „Legion“ rockt gewaltig.

So weit schön und gut. Jetzt kommt dann aber auch schon das große „Aber“ daher. Wozu braucht man die neue „Germania“? Hm… gute Frage. Und mir will ehrlich gesagt kein wirklicher Grund einfallen. Der Sound fetzt gut, aber das tut er auf den Studioaufnahmen der Schweden auch. Die Ansagen sind nett, aber doch viel zu wenige, um den Kauf der CD zu rechtfertigen. Und obwohl MARDUK damals mit Legion vielen anderen Bands ähnlichen Kalibers etwas wichtiges voraus hatten, nämlich einen Frontmann, der zu unterhalten wusste, der live auf der Bühne einfach eine gute Show ablieferte… Naja, das funktioniert ohne die zugehörigen Bilder einfach nicht gut. Man hört nämlich leider nicht, wie der Gute über die Bühne hüpft und das Publikum anheizt.

Was bleibt also als Kaufgrund? Nicht viel. Zum einen das nette Destruction-Cover, dann noch die Gelegenheit, die alten Klassiker wie „Materialized in Stone“ oder „Sulphur Souls“ mit Legion am Mikro zu hören, was nett ist, aber auch nichts neues für die, die schon die „Infernal Eternal“ besitzen (fairerweise muss ich sagen, dass die erst Jahre später rauskam, aber aus heutiger Sicht ist sie meiner Meinung nach die bessere Alternative).

Noch einen zusätzlichen Anreiz will der Re-Release der „Germania“ mit einer Bonus-DVD bieten, aufgenommen im Mai 1994 in Oslo. Darauf zu sehen: der erste Gig Marduks außerhalb von Schweden, damals noch mit Joakim Göthberg am Mikro. Das ist an sich für Sammler nett, aber absolut unanschau- und -hörbar. Der Sound knackt und rauscht und klingt wie mit einem handelsüblichen Kassettenrekorder aufgenommen, die Bildqualität ist sehr körnig, der Blickwinkel unvorteilhaft (sieht so aus, als würde der Kameramann auf der rechten Box stehen) und das Konzert denkbar unspektakulär, zumal die Band sich zu fünft auf eine etwa acht Quadratmeter große Bühne quetscht. „Af Gravf“ macht seine Sache gut, ist aber einfach nicht der Frontmann, der Legion war. Einzig interessant ist wohl die Songauswahl, da man „A Sculpture Of The Night“ wohl eher selten live geboten bekommt. Aber ansonsten ist die DVD absolut nichts, was man haben muss.

So bleibt abschließend zu sagen, dass diese Veröffentlichung wohl einen sehr überschaubaren Käuferkreis haben wird. MARDUK-Komplettisten nämlich. Aber die meisten davon werden die Urveröffentlichung der Scheibe eh schon im Regal stehen haben und können deswegen getrost die Finger hiervon lassen. Wir sie noch nicht hat und unbedingt will, der sollte natürlich im Zweifelsfall zur neuen Edition greifen, wegen der hübscheren Aufmachung, dem besseren Sound und der DVD, so schlecht die auch sein mag. Aber ich wage eh zu prophezeien, dass das nicht wirklich viele Leute sein werden.

Keine Wertung

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert