Review Marduk – Beast Of Prey: Brutal Assault

  • Label: Back On Black
  • Veröffentlicht: 2024
  • Spielart: Black Metal

Wenn sonst gerade nichts geht, geht immer noch ein Live-Album. Was wie eine Binsenweisheit klingt, wird im Rock ’n‘ Roll seit jeher beherzigt. Während Bands wie Metallica oder zuletzt auch Within Temptation darauf setzen, in kürzester Zeit jede Show als offizielles Bootleg verfügbar zu machen, wühlen andere Bands lieber tief in den Archiven – etwa Exodus, die erst vor wenigen Monaten mit „British Disaster“ einen Live-Auftritt aus dem Jahr 1989 unters Volk brachten. Nicht ganz so weit, aber doch so weit, dass man sich fragt, warum es das Ganze erst jetzt zu hören gibt, blicken MARDUK in die Vergangenheit: Unter dem Titel „Beast Of Prey“ gibt es – als CD/DVD-Doppelpack in schicker Aufmachung mit Pappschuber in Camouflage-Optik – die „Panzer Division Marduk“-Jubiläums-Show vom Brutal Assault Open Air 2015 zu hören und sehen.

So bricht dann auch direkt der Titeltrack aus den Boxen, und neben dem beeindruckend brachialen, kraftvollen Sound der Aufnahme fällt direkt das enorme Tempo auf: Statt der eh schon knappen 160 Sekunden, die der Song im Original dauert, bringt es die Aufnahme abzüglich des folgenden Jubels, aber bei in etwa gleichem Vorlauf, ehe die Gitarren loslegen, gerade einmal auf 120 Sekunden. Dass das rabiate Album im Original gerade nur so die 30-Minuten-Marke knackt, ist bekannt. Da MARDUK auch im weiteren Verlauf den Fuß nicht eine Sekunde vom Gas nehmen, bringen die Schweden die acht Songs – inklusive aller Interludes und Ansagen – in 25:41 Minuten durch.

Damit ist die CD ebenfalls an ihrem Ende angekommen: Das Best-of-Set, das die Schweden im Anschluss an diese Machtdemonstration auf dem Festival gespielt haben, bleibt der DVD vorbehalten. Das ist insofern nur konsequent, als der Tonträger auf CD oder LP damit eine unverwässerte Live-Version von „Panzerdivision Marduk“ bleibt. Schade ist es bei der gebotenen Audioqualität trotzdem – insbesondere, da seit dem Live-Album „Warschau“ (2005) zwar noch einige halb-offizielle Live-Mitschnitte veröffentlicht wurden, die jedoch allesamt von noch länger zurückliegenden Shows stammen.

Wer nun aber erwartungsvoll auf die DVD wechselt, wird erst einmal überrascht: Die Tonspur der DVD klingt zwar nicht unbedingt schlechter, aber doch deutlich basslastiger als die CD-Version. Dennoch zeigen die drei „neuen“ Songs „Wartheland“, „The Blond Beast“ und „Frontschwein“ (alle von ebendiesem Album aus dem Jahr 2015) sowie der Rausschmeißer „The Black…“ von „Dark Endless“ (1992) MARDUK in all ihrer Stärke. Dazu trägt im Kontext der DVD auch die Bildqualität bei, an der es (trotz der vornehmlich roten Lichtshow!) nichts auszusetzen gibt.

„Beast Of Prey: Brutal Assault“ ist tatsächlich ein brutaler Angriff, bei dem MARDUK kompromisslos deutlich machen, warum sie im Black Metal stehen, wo sie stehen. In Anbetracht der Tatsache, dass die meisten Live-Alben heute aus diversen Shows zusammengeschnitten werden, hätte es der Atmosphäre dieses Releases zwar nicht geschadet, wären nach dem „Panzerdivision Marduk“-Album auch die restlichen in dieser Nacht gespielten Stücke auf der CD zu hören gewesen. Denn natürlich taugen kaum 25 Minuten Musik eigentlich eher zur Bonus-CD als zu einem vollwertigen Release. Das ist aber auch das einzige Manko an dieser Veröffentlichung, die ansonsten – von der Aufmachung über den Sound bis hin zur bitterbösen Darbietung durch die 2015er-Besetzung der Band – trotz seiner Kürze zu überzeugen vermag. Und sei es nur davon, dass es höchste Zeit ist für ein Live-Album mit Mortuus!

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Wertung: 9 / 10

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