Review Mantar – Post Apocalyptic Depression

MANTAR sind schon eine kleine Sensation. Das Duo aus Hamburg kam quasi aus dem Nichts. Als wäre es eine Selbstverständlichkeit, präsentierte die Band vor zehn Jahren mit ihrem Debüt-Album „Death By Burning“ ein Erstlingswerk, das recht und billig gemeinsam mit dem Erfolgsalbum „Ode To The Flame“ von 2016 in die Riege moderner Klassiker verortet wurde. Wen wundert es, war das, was MANTAR anboten doch zur richtigen Zeit unverbraucht, erfrischend roh und trotzdem neu. Weniger als zwei Jahre nach dem nicht minder erfolgreichen „Pain Is Forever And This Is The End“ von 2022, sind Schlagzeuger Erinc und Sänger beziehungsweise Saitenreißer Hanno mit dreckigen Gesichtern, jeder Menge schlechter Laune und ihrem neuen Album „Post Apocalyptic Depression“ zurück auf dem Parkett.

Im Gepäck haben sie ein gewaltiges Statement – in gewisser Weise ein kathartisches Manifest. Denn was 2018 mit einem gewaltigen Schritt in Richtung eines moderneren Sounds durch „The Modern Art Of Setting Ablaze“ begann, kulminierte vor zwei Jahren mit „Pain Is Forever And This Is The End“ beinahe in der Trennung der Band. Doch anstatt einer Auflösung, entschied man sich mit „Post Apocalyptic Depression“ dafür, einmal in allen Belangen den Reset-Knopf zu drücken. Ihr Label beschreibt den Sound von MANTAR als „Heavy Blackened-Death-Punk“.

Tatsächlich ist das eine ausgesprochen passende Beschreibung für den Stilmix aus Punkrock, Sludge und Black Metal, den das Duo seit einem Jahrzehnt stetig perfektioniert hat. Für „Post Apocalyptic Depression“ bedeutet das zuerst die Re-Fokussierung auf das absolut Wesentliche. Was direkt auffällt: Während zumindest dieses „Black-Metal-Feeling“ im Sound von MANTAR über die Jahre stetig präsenter wurde, merkt man besonders der ersten Hälfte des neuen Albums an, was die neue Agenda ist – Back To Punk ‚N‘ Roll!

Gleich die ersten drei Songs „Absolute Ghost“, „Rex Perverso“ und „Principle Of Command“ grooven mit gnadenloser Kurzweil aus dem Beschallungsmedium und erinnern dabei gelegentlich an eine dreckige Version von Royal Blood. Auch ein wenig Gorefest zu Zeiten „Chapter 13“ kann man erahnen. MANTAR sind wieder roh, reduziert, derb. Der Sound von „Post Apocalyptic Depression“ ist knarzig und trotzdem druckvoll. Was den Einstiegstiteln an Melodien fehlt, holen sie über ihre extrem schmissigen Rhythmen wieder raus. Gegen Langeweile und Monotonie wird insoweit gewirkt, als die genannten Songs gesamt auf eine Länge von gerade einmal neun Minuten kommen. Nummern wie das einprägsame „Halsgericht“ oder „Axe Death Scenario“, bilden charmante Spitzen, die einen gekonnten Brückenschlag zwischen 2018 und der Gegenwart darstellen.

Dass MANTAR auch 2024 noch wissen, wie man dezente melodische Highlights setzt, beweist ein Track wie „Two Choices Of Eternity“, der dann doch ein wenig Black-Metal-Vibe ins Feld führt oder der geniale Rausschmeißer „Cosmic Abortion“. Mit diesem Song beenden MANTAR ihr durchweg intuitives Album auf eine doch sehr schlüssige Art und Weise. Unverschämt eingängige Grooves treffen hier auf eine wunderbar fiese Melodielinie bei den Gitarren, die dem Song viel „bösen Charme“ für den Schlusspfiff mitgibt.

Allerdings ist jetzt auch ein wenig Wehmut durchaus angebracht. Denn eben dieser letzte Song sticht im Vergleich zu seinen Vorgängern ungemein heraus und belegt, was trotz Kurswechsel sicher auch auf Albumlänge drin gewesen wäre. Denn so schade wie es ist, aber das Prinzip gewollter Primitivität zündet auf „Post Apocalyptic Depression“ nicht zu jeder Zeit.

„Post Apocalyptic Depression“ steht für alles, was MANTAR ausmacht. Dreckige Grooves, rotzige Vocals und diese wunderbare Mittelfinger-Additüde, versetzt mit einem feinen Sinn für das Fünkchen Melodie und verschrobener Eingängigkeit. Hanno und Erinc haben sich bis auf Weiteres vom „bequemen Hörgenuss“ (nach MANTAR-Maßstäben) verabschiedet und liefern mit „Post Apocalyptic Depression“ ein Album, das den Charme der Anfangstage wunderbar in die Gegenwart überführt, jedoch nicht auf ganzer Strecke mitzureißen vermag.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert