Review Mansur – Temple (EP)

  • Label: Denovali
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Ambient

Das Label Denovali Records ist seit jeher als Heimat ruhiger, jedoch überaus spannender Klänge zwischen Ambient und Jazz bekannt. Kein Wunder, dass MANSUR hier untergekommen ist: MANSUR ist das neugegründete Projekt von Jason Köhnen (ehemals The Kilimanjaro Darkjazz Ensemble und The Mount Fuji Doomjazz Corporation) und Dimitry El-Demerdashi (ehemals Phurpa).

Wer die genannten Bands kennt, weiß tatsächlich schon in etwa, was ihn bei MANSUR erwartet: Während der Niederländer Köhnens mit seinen um 2014 herum aufgelösten Projekten ausschließlich improvisierten Dark/Doom Jazz spielte, handelt es sich bei Phurpa um eine russische Band, die sich auf präbuddhistische Kulte, bekannt als Bon, fokussiert hat und mit allerlei traditionellen Instrumenten experimentiert.

„Temple“, die Debüt-EP von MANSUR, vereint nun beide Welten: Jason Köhnen und Dimitry El-Demerdashi kombinieren Elemente der Weltmusik mit doom-jazzigen Elementen, rituellen Percussions und zeitgenössischen Electronica. Die Bandbreite an verwendetem Instrumentarium ist enorm und reicht von Lamellophon, Violine, Cello, Nay, Ehre, Zhonghu, Jinghu, Kemençe, Dilruba, Bansuri, Rammerdam und Double Bass bis zu einer Vielzahl an perkussiven Instrumenten wie dem Cajón, Kastagnetten, Crotales und diversen organischen Shakern.

Anders als Kohonens frühere Projekte ist die Musik von MANSUR nicht rein instrumental, sondern wird von Martina Horváth um lieblich-verträumten Gesang bereichert. Gerade im vielschichtig arrangierten „Disciples“ entfaltet diese Mixtur ihre volle Wirkung – doch das eher ambientartige, meditativ-bedächtige „Temple Revisited I“ mit fernöstlich angehauchter Melodieführung und Doom-Jazz-Einschlag ist nicht weniger beeindruckend. Und auch „Leyenda“, in dem sich Geige und ein asiatisches Zupfinstrument zum Duett treffen, klingt weit weniger verschroben, als man vielleicht erwarten würde. Atmosphärisch ist die Musik von MANSUR durchaus mit Bands wie Wardruna oder Heilung zu vergleichen – kommt allerdings weit unpretentiöser und weniger auf Biegen und Brechen spirituell oder traditionell daher.

Das einzige Manko an diesem ersten Lebenszeichen ist, dass MANSUR nicht gleich mit einem vollwertigen Album anrücken, sondern auf „Temple“ gerade einmal fünf Songs mit einer Gesamtspielzeit von 24:04 Minuten gesammelt haben. Diese Stücke haben es jedoch in sich: Gesang und Musik, fernöstliche und jazzige Elemente, Saiteninstrumente und Percussions greifen in den sicherlich zum Teil improvisierten Stücken perfekt ineinander. Und die gute Nachricht zum Schluss: Das erste Album, „Karma“, ist noch für dieses Jahr angekündigt.

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Wertung: 8.5 / 10

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