Review Manowar – The Day The Earth Shook – The Absolute Power (DVD)

  • Label: Magic Circle
  • Veröffentlicht: 2006
  • Spielart: Heavy Metal

Dicke Eier hatten MANOWAR ja schon immer, und seit dem 23. Juni 2005 dürfte es noch ein Stück schwieriger geworden sein, diese zu umfassen. Beim Earthshaker Festival in Geiselwind wurde das volle Programm aufgefahren: 27 (!!) Kameras, HD-Aufnahmetechnik, eine riesige Bühne inklusive Leinwand, ein zweihundertköpfiges Orchester inklusive Chor, alle ehemaligen Bandmitglieder, 25.000 der „besten Heavy Metal Fans der ganzen Welt“ und dazu noch ganze drei Stunden Auftrittszeit. Willkommen bei MANOWAR, der Gigantismus erreicht ein neues Level!

Dass davon eine DVD erscheinen soll, war von vornherein klar, hier wollen wir nun aber nicht über die bereits unzähligen DVD-Veröffentlichungen der Band palavern, hier geht es ausschließlich um „The Day The Earth Shook – The Absolute Power“. Und diese ist, ohne ein kleines bisschen zu übertreiben, technisch perfekt und setzt im Konzertbereich zweifellos neue Maßstäbe. Das Menü ist schon mal sehr ansehnlich, das Konzert beginnt dann wie ein Film mit Intro und der Auflistung der vier „Hauptdarsteller“. Der Beginn von „Manowar“ zeigt auch gleich die überragende Qualität des Materials. Gestochen scharfe und klare Bilder auch bei einem Meter Diagonale, ein Bild, wie man es sich besser schlicht nicht wünschen kann. Egal, was ihr bisher für die Musik-DVD mit dem besten Bild gehalten habt, hier ist das neue Referenzwerk! Die Lichtshow kommt einfach nur gigantisch rüber auf der riesigen Bühne und bei den Schwenks über die Zuschauer. Die Kamerafahrten und Schnitte sind durchgehend erste Klasse, durch die Vielzahl an Kameras gibt es unzählige verschiedene Einstellungen. Die eingesetzten Effekte zur Aufbereitung des Material und Überblendungen diverser Szenen sind ebenfalls einfach großartig und filmreif, kurz gesagt: Optisch stimmt einfach alles! Auch akustisch gibt es – war es anders zu erwarten? – absolut gar nichts zu meckern. Der Ton ist in Dolby 5.1 oder Stereo anwählbär, das Konzert kommt bei beiden in Verbindung mit einer anständigen Anlage mächtigst bombastisch aus den Boxen, auch hier geht es kaum besser.

Das alles sind schon mal hervorragende Voraussetzungen für einen herrlichen Konzertgenuss in den heimischen vier Wänden. Die Songauswahl liest sich einfach großartig, das muss man zweifellos anerkennen. Insgesamt 21 Lieder spielten MANOWAR bei diesem Konzert, ein Querschnitt durch das bisherige Schaffen und durchaus als Best Of-Auswahl ansehbar. Dabei wird einiges aufgefahren, um die Zuschauer zu unterhalten. Bei „Herz aus Stahl“, natürlich in der deutschen Version, kommt zum ersten mal das Riesenorchester zum Einsatz (Und nein, das klingt wirklich nicht live!), ist immerhin beeindruckend anzusehen, auch wenn man wohl vor Ort wenig davon gesehen hat, wenn man nicht direkt davor postiert war. Später am Abend wurden gar ganz true einige Harley Davidsons auf die Bühne gestellt, um den Posingfaktor in Unermessliche zu steigern.

Doch nun – endlich! – kommt die Kritik. Und die liegt schlicht am Auftreten der Band. Am wenigstens trifft das Eric Adams, der ein einfach großartiger und sympathisch wirkender Sänger ist, auch wenn seine Stimme manchmal versagt und er zwischendurch lustig bellt. Was hier absolut aufs Gemüt schlägt, ist die Anwesenheit von Joey DeMaio. Erstmal wirkt er auf der Bühne absolut lustlos und gänzlich unsympathisch, er steht eben kerzengerade da, spielt seinen Bass mit konzentriertem (oder schmerverzerrtem) Gesicht und scheint einen Stock dick wie ein Baumstamm im gehobenen Alter im Arsch stecken zu haben, und der scheint noch dicker zu werden, wenn er sich dann doch mal bewegt. Warum aber muss man nach jedem zweiten Lied den letzten Ton minutenlang halten? MANOWAR auf der Suche nach dem braunen Ton? Ich verstehe das nicht, und selbst MANOWAR-Fans sind genervt von diesem Schauspiel. Wirklich viel von dem nutzlosen Müll der Show hat man ja rausgeschnitten und teilweise als „Historical Moments“ dazu gepackt – DANKE dafür! Wer will Joey sehen, wie er ein Basssolo antäuscht um nach einer Minute wegen Problemen mit dem Verstärker aufzugeben? Wer will Joey sehen, wie er irgendwelche Leute „ehrt“ und sich eine Dose Bier über den Körper laufen lässt? Viel blieb leider auch drin, so etwa darf man daran teilhaben, wenn Joey das Absageschreiben von Richard Wagners Sohn nach Zusammenarbeit auf deutsch vorliest, den Zuschauern erklärt, warum Deutschland der Heavy Metal gehört oder wie er minutenlang zelebriert, jede Saite aus seinem Bass rauszureissen und damit zu triumphieren. Feuer in der Hölle, wie geil! Sein Analstock reicht ihm anscheinend bis ins Hirn hinauf.

Wenn der Joey-Faktor hier nicht wäre, könnte die DVD sogar für die nicht beinharten MANOWAR-Fans ein großartiges Erlebnis sein. Hier sei nur mal die gigantische Version der „Battle Hymn“ erwähnt, mit drei Gitarristen und drei Schlagzeugern auf hochgefahrenen Podesten. Die ehemaligen Mitglieder, hier alle zusammen mit der aktuellen Truppe auf der Bühne, machen wirklich Spaß, vor allem Ross The Boss zeigt, dass man auch bei MANOWAR nicht stocksteif mit seinem Instrument dastehen muss und hängt sich voll rein, auch David Shankle erfreut das Herz. Wirklich beeindruckend ist dann der Abschluss. „The Crown And The Ring“ läuft nach dem Abschiedsschauspiel vom Band ab, und alle singen mit, während ein gigantisches Feuerwerk den fränkischen Nachthimmel hell erleuchtet, zu diesem Moment wünscht man sich wirklich vor Ort gewesen zu sein.

Für mich persönlich bleibt damit festzuhalten, dass MANOWAR eine richtig geile Band wären, wäre das ganze Drumherum bei den Konzerten nicht. Einfach nur Musik spielen und alles wäre großartig! Die Spielzeit könnte schon mal um die Hälfte gekürzt werden und niemand müsste genervt abziehen. Nach diesen knapp 140 Minuten Konzert (und möglicherweise den historichen Momenten…) ist der Spaß für die meisten aber vorbei, denn die Bonus-DVD bietet vor allem drei Stunden um die Fan Convention. Wer das sehen will, bitte, das dürfte wohl vor allem für die treuesten der treuen Anhänger und am meisten für die Anwesenden sehenswert sein. Ich lasse die Chose lieber aussen vor und habe mit „The Day The Earth Shook – The Absolute Power“ die Aufzeichnung eines umstrittenen Konzertes mit viel Licht und auch massig Schatten. Eingelegt wird das sicher trotzdem öfter, doch wird der Finger häufig zur Skiptaste wandern, um die verbliebenen „Historical Moments“ schnellstens überspringen zu können um sich auf das wesentliche zu konzentrieren. Die Musik.

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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