Ich habe ja ehrlich gesagt nicht mehr wirklich damit gerechnet, irgendwann mal dieses Album zu hören, geschweige denn es in den Händen halten zu dürfen. Und ehrlich gesagt, ich habe mich in den letzten Wochen und Monaten höllisch über den „Lord Of Steel“ geärgert: Zuerst lassen MANOWAR ihre Fans fünf Jahre lang nach einem eher mäßigen „Gods Of War“ warten, dann veröffentlichen sie das bei der Anhängerschaft wohl frenetisch erwartete neue Album zuerst online und im britischen Metal Hammer, den man sich für viel Geld hätte zulegen können – und nein, ich bin immer noch zu sehr auf die gute alte CD gemünzt, dass ich sicher keine Kohle für einen digitalen Download verschleudere. Tja und dann wird das Release noch einmal um ein paar Wochen verschoben. Ärgerlich, und das, obwohl Manowar bei einigen Fans einiges gutzumachen hatten: Nach dem schlechtesten Album in der Bandgeschichte und einer zugegebenermaßen sehr guten Neuaufnahme der legendären „Battle Hymns“, die dann auf eine positive Entwicklung hoffen ließ, war viel Platz nach oben. Und jetzt, endlich, nach so viel Ärger, hier ist er: Der „Lord Of Steel“, und mit ihm die große Frage, ob er den Erwartungen Stand halten kann.
Über das sehr umstrittene Phänomen MANOWAR braucht man sicher keine großen Worte mehr zu verlieren: Für treue Fans das Nonplusultra, für einen großen Teil der Metalgemeinde eher Anstoß für Spott und für Unverständnis über frei platzierbare, immer wiederkehrende Textbausteine wie „Glory“, „Sword“ und „Steel“. Dass die Kings Of Metal mal ein riesen Ding in der Szene waren, wird dabei gerne vergessen – MANOWAR haben definitiv mit den gigantischen Werken „Battle Hymns“, „Sign Of The Hammer“ oder auch „Into Glory Ride“ die Szene, oder zumindest vergleichbare Bands, geprägt. Wo jedoch die Meisten noch mit „Louder Than Hell“ auf einen gemeinsamen Nenner kommen, da teilen sich die Wege der Fans spätestens ab „Warriors Of The World“. Ich selbst konnte diesem Werk, wie auch dem umstrittenen „Gods Of War“ dennoch einiges abgewinnen, wenn mich auch bei letzterem die bereits angesprochene Thematik nicht packen konnte. Um so größer ist die Freude, dass man thematisch bei „Lord Of Steel“ wieder breitgefächerter agiert und musikalisch weniger auf aufgeplusterten Billig-Pomp setzt. In der Tat, bei den elf Songs handelt es sich ausschließlich um vollwertiges Liedgut, kein vor Pathos nur so triefendes Intro, keine nervigen Zwischenstücke, schlicht und ergreifend Heavy Metal, pardon, True Metal mit einer Extraportion Power, so wie man es erwarten durfte, bzw. vielleicht nicht mehr erwartet hatte.
Das Titelstück geht dabei schon direkt in die vollen: Eine erstklassige Heavy-Nummer, die musikalisch sehr an die „Thunder In The Sky“-EP erinnert, Mitsingpotential hoch hundert bietet und einen catchy Refrain auf die Bretter schickt. Den Vergleich zu der soundtechnisch eher schwachen „Hammer Edition“ fällt positiv aus: Griffig, warm und kraftvoll dröhnt es aus den Boxen, gewöhnungsbedürftig klingt das Resultat vor allem basstechnisch nicht mehr. Eine typische MANOWAR-Nummer, soweit man die letzten Outputs hier als Standortbestimmung heranzieht, ebenso wie „Manowarriors“, der typische „Unsre-Fans-sind-die-geilsten-Song“, wie man ihn eben auf so vielen Outputs dieser Band wiederfindet. „Born In The Grave“ beginnt dagegen düster und mit dem fiesen Lachen eines gut aufgelegten Eric Adams – dieser arbeitet, wie auch schon von „Gods Of War“ bekannt, eher in tieferen Gesangslagen, wobei es auch auf „Lord Of Steel“ den ein oder anderen typischen „Eric-Scream“ gibt.
„Born In The Grave“ erinnert meines Erachtens thematisch ein bisschen an „Each Dawn I Die“, ohne allerdings dessen Klasse zu erreichen – trotzdem eine coole Sache, vor allem mit dem wohl einprägsamsten Refrain auf dem gesamten Album. Mit „Rightous Glory“ schleicht sich auch die erste balladeske Hymne ein, die allerdings im Schatten vom wirklich grandiosen „The Kingdom Of Steel“ steht, welcher das Album beendet und auf der „Hammer Edition“ nicht zu hören war. „El Gringo“ schlägt in die „Outlaw“-Kerbe, „Black List“ fungiert als düsterer und schon fast doomiger Mitnicker, „Touch The Sky“ macht einfach eine typische MANOWAR-Figur und die eher schwächeren „Expendable“, „Annihilation“, wie auch „Hail Kill And Die“, bei dem MANOWAR die Titel vergangener Alben undSongs verwurschten, kann man getrost auch mal skippen.
Sehen wir von der unschönen Veröffentlichungspolitik ab, vergleichen wir Manowar anno 2012 mit „Warriors Of The World“ und „Gods Of War“ und lassen wir dabei die glanzvollen Alben der Vergangenheit nicht außer Acht: Tun wir das, dann haben wir mit „Lord Of Steel“ ein Album, das sich auf dem besten Weg befindet. Mit ein paar wirklich großartigen Nummern, allerdings auch dem ein oder anderen Durchhänger, darf dieses Album neben „Louder Than Hell“ seinen Platz finden. Zwar ist es meilenweit von dessen Qualität entfernt, dennoch ist das hier dargebotene klassischer True Metal der Marke MANOWAR. Fans dürfen nochmal zwei Punkte draufschlagen, wer mit dieser Band noch nie warm wurde der zieht die gleiche Zahl einfach ab. Ich freue mich auf das nächste Album und hoffe, nicht noch einmal fünf Jahre darauf warten zu müssen. Und diesmal bitte gleich mit ansehnlichem Artwork, einer angemessenen Produktion und auf CD gepresst. Danke!
Wertung: 7.5 / 10
Servus!
Würde ich weitgehendst so stehen lassen, aber beim Sound kann ich nicht zustimmen. Der Bass ist auch bei dieser CD-Version viel zu heftig und zu dröhnig. Kann dieses Album nicht mit der Klangeinstellung hören, mit der ich sonst nahezu alles höre. Ob daheim oder im Auto… Bass muss zurückgedreht werden, sonst klingts einfach scheiße und dröhnt unangenehm. ;)