Obwohl „In The Catacombs Of Time“, das Debütalbum von MALIST, mit seinem schaurigen Artwork und seinen vielversprechenden Einflüssen, die von Dissection bis hin zu Mgła reichen, Großes erhoffen ließ, blieb das Ergebnis enttäuschend weit hinter den Erwartungen zurück. Sowohl kompositorisch als auch klanglich machte das erste musikalische Lebenszeichen des russischen Einzelmusikers Ovfrost einen äußerst grobkörnigen, fahlen und kargen Eindruck. Dem noch desolateren, abermals von Artem Demura unter Einsatz derselben Farbpalette kreierten Coverbild von „To Mantle The Rising Sun“ nach zu urteilen, ließe sich vermuten, dass MALIST auf dem ein Jahr später erschienenen zweiten Album keinerlei Entwicklung vorzuweisen habe – doch dem ist nicht ganz so.
Schon im kurzen Akustikgitarren-Intro des achtminütigen Openers „Land Of The Bewitched“ und auch in weiterer Folge legt MALIST zwar immer noch eine gewisse spielerische Schlampigkeit an den Tag und auch der Produktion fehlt es abermals an Feinschliff, doch beides in geringerem Ausmaß als noch auf „In The Catacombs Of Time“. Die auffälligsten Fortschritte hat Ovfrost allerdings als Songwriter gemacht. Im Gegensatz zu dem farblosen Einheitsbrei seiner ersten Veröffentlichung sticht hier doch immer wieder der eine oder andere spannende Part heraus.
Positiv hervorzuheben sind zum Beispiel die durch und durch bedrückende Melodieführung im nicht nur dem Namen nach stürmischen „Tempest Of Sorrow“, die tiefen Growls im bedrohlichen „The Ultimate Possession“ und das imposante, griffige Riffing im Album-Highlight „To Stifle The Fire In The Eyes“, das darüber hinaus ein elegantes Piano-Intermezzo enthält. MALIST wartet diesmal also mit mehr zündenden Ideen auf – und doch ist es dem Solokünstler nicht gelungen, seine Schwächen vollends zu beseitigen.
Auf annähernd jeden potentiell längerfristig nachwirkenden Einfall folgt nämlich entweder ausdrucksloses Standard-Geklotze oder sogar der eine oder andere eklatant unpassende Einschub. Als Beispiele für Letzteres bieten sich etwa die allzu plumpen Bassspielereien in „Shackled Minds“ und „Blood Of The Untouchable“, die an sich interessanten, jedoch viel zu aufdringlich integrierten Synthesizer in „Karsted Hearts“ sowie die teilweise völlig willkürlich erscheinenden Fadeouts einiger Tracks an. Letztlich sind die Verbesserungen, die MALIST an seinem kreativen Wirken vorgenommen hat, eher punktuelle Eingriffe als eine grundlegende Überarbeitung.
Mit „To Mantle The Rising Sun“ hat MALIST eine Melodic-Black-Metal-Platte vorgelegt, deren qualitative Schwankungsbreite verhältnismäßig groß ist. Während einige Stellen ein gewisses Potential ausstrahlen, das dem Debüt noch gänzlich zu fehlen schien, fragt man sich in anderen Momenten, ob dem Einzelgänger in ebenjenen Abschnitten schlichtweg die Lust an dem jeweiligen Song vergangen ist. Anders lässt es sich kaum erklären, dass MALIST die Stücke oft unvermittelt und verfrüht ausklingen lässt und zwischendurch immer wieder auf uninteressantes Gepolter zurückgreift, das ebenso grau, jedoch bei weitem nicht so kunstvoll wie das Artwork des Albums ist. Was die Schlüssigkeit der Arrangements und den Sound angeht, hat das Ein-Mann-Projekt also trotz seiner dezenten Steigerung noch viel Luft nach oben.
Wertung: 5 / 10