Review Malefice – Dawn Of Reprisal

Gerade mal sechs Jahre im Geschäft und schon den zweiten Langspieler draußen. Und das dann noch über ein so namhaftes Label wie Metal Blade. Nicht übel, MALEFICE, das schaffen nicht viele. 2003 gegründet schienen die Jungs gar keine Demos nötig zu haben, ihr erster Output, die EP „Relentless“, kam 2006 über das Label Hangmans Joke Records (hat sich da wohl jemand von „The Crow“ inspirieren lassen?) heraus, danach sattelte der Fünfer aus Reading, Großbritannien, zu Anticulture um und veröffentlichte über die 2007 die erste Langrille „Entities“ (die ein sehr cooles Cover aufzuweisen hat, schlagt’s bei den Metal Archives nach, es lohnt sich). Jetzt ist aber schon 2009, die Briten wurden wie gesagt von Metal Blade unter Vertrag genommen und über das Label kommt jetzt das Zweitwerk „Dawn Of Reprisal“ heraus. Mal hören, was da so auf mich zukommt…

Gespielt werden soll angeblich ja eine Mischung aus melodischem Death und Thrash Metal, aber dass dieses Prädikat heutzutage quasi immer für leicht todesmetallisch angehauchten Metalcore steht, sollte dem geneigten Leser schon relativ geläufig sein. Und so geht’s auch mit „The Midas Effect“ gleich völlig unumwunden zur Sache. Timingsicheres aber irgendwie langweiliges Drumming, dazu sehr sparsame Arbeit an der Rhythmusgitarre und das gelegentliche Herunterfetzen von immer wieder demselben technisch gar nicht so üblen Lead-Riff. Nett, mehr aber auch nicht. Dale Butlers Gesang ist auch alles andere als toll, der Mann klingt irgendwie ziemlich heiser, auf jeden Fall aber extrem schwachbrüstig, sei es sein röchelndes Keuchen oder seine eher billigen Growls. Und noch etwas ist sehr schwachbrüstig an der Musik von MALEFICE, nämlich die Produktion des Ganzen. Okay, vielleicht bin ich ja der einzige, der das so sieht, aber für mich müssen Death Metal und seine Bastardgeschwister (da zähl ich Metalcore jetzt mal ganz dreist dazu) vor allem eins, nämlich mächtig knallen. Dazu fehlt MALEFICE aber ganz empfindlich der Druck hinter dem Material. Es plätschert einfach so vor sich hin, ohne sich dem Hörer irgendwie durch’s Trommelfell zu fräsen.

Nach knappen vier Minuten werden immer noch dieselben uninspirierten Breakdowns abgefeiert, dasselbe recht versierte aber melodisch wenig ergiebige Lead-Riff geboten und Dale keucht immer noch dasselbe „Be careful what you wish for“ ins Mikro (ich hatte hin und wieder das Gefühl, dass die Hälfte des Textes von „The Midas Effect“ aus eben dieser Zeile besteht), bei der Musik von MALEFICE tut sich einfach zu wenig und was die Jungs hier bieten ist eh nichts, womit man heutzutage noch einen Hund hinter dem Ofen hervor locken könnte. Obwohl in der Folge etwas melodischer gebraten wird („Abandon Hope“ hat schon eine relativ offensichtliche Melo-Death-Schlagseite, dümpelt aber auch im Mittelmaß umher) kann ich bis zum vierten Track, „End of Days“, nicht wirklich was positives über die Band oder die Musik sagen.

Der ist dafür endlich mal richtig nett, zwar auch eine sehr generische Mischung aus Metalcore und melodischen Elementen, aber aus irgend einem Grund hat das Ding plötzlich Druck im Hintern und auch Dales Gesang klingt wesentlich besser, er versucht sich sogar an etwas, was ich mit einer Portion Fantasie „cleane Vocals“ nennen würde. Wirklich groß ist das hier selbstverfreilich auch nicht, aber auf einer bis dato recht lahmen CD wie „Dawn of Reprisal“ doch ein Lichtblick. Zumindest das soundtechnische Niveau, das sich hier verbessert hat (wie zum Geier geht das eigentlich? Da muss der Herr Produzent aber mächtig gepennt haben) sollte man doch im Folgenden halten können, oder?

Tut man auch. Wirklich mächtig klingt die Scheibe zwar nicht, aber immerhin tritt sie ab „End of Days“ schon ganz gut Arsch. Das Material bleibt vom Sound her generisch, die technischen Fähigkeiten sind in Ordnung (auch wenn die Abmischung der Soli ziemlich halbgar geraten ist, wann immer sich eine Leadgitarre hervor tut, um ein Solo zu spielen, klingt dieses irgendwie wie mit dem Prittstift draufgepappt, wenn ich das mal so sagen darf), Ideen gibt es kaum (der allgemeine Breakdown bei „As I Bleed“ ist ganz nett und bringt Auflockerung rein) und zu allem Überfluss ist dieses Machwerk dann auch noch 42 Minuten lang und damit gar kein kurzes Vergnügen…

MALEFICE haben mit „Dawn of Reprisal“ kein schlechtes Album aufgenommen, tatsächlich ist es sogar grundsolide. Es gibt wirklich keinen Augenblick, an dem man da sitzt mit ausgerenkter Kinnlade und sich fragen muss, was zum Geier das denn bitte soll. Die CD klingt in Ordnung, hat ein paar nette Lead-Parts und „End of Days“ ist sogar ein richtig kompetenter Song, damit ist alles Positive aber schon gesagt, das reicht nämlich so schlicht und ergreifend nicht, um irgendwie in der Oberliga oder wenigstens in der Regionalliga oder wo weiß ich (meine Fußballvergleiche sind etwas holprig, ich weiß, ich kenn mich mit dem Sport nicht aus) mitzuspielen. „Dawn of Reprisal“ ist eine CD für Metalcore-Komplettisten, aber selbst die dürften Schwierigkeiten haben, etwas interessantes zu finden. Hier wird nichts geboten, was man nicht schon mal irgendwo besser gehört hätte, schlechtere Bands gibt’s aber allemal.

Wertung: 5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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