Mit MAJESTY ist das ja so eine Sache. Einerseits wird niemand mit Verstand abstreiten, dass Tarek Maghary (nicht nur, aber auch) als Mitbegründer des Keep-It-True-Festivals große Verdienste um die Szene hat und sich bedingungslos für “sein Ding” einsetzt. Andererseits fällt es doch schwer, sich offen zu einer Band zu bekennen, die mit ihrer gruselig-klischeehaften Attitüde immer wieder wie ihre eigene Karikatur wirkt. Seitdem die Band die Wirren um ihre zwischenzeitige Umbenennung abgeschüttelt hatte, ist ihr allerdings mit „Banners High“ ein Album gelungen, das durch sein Songwriting übergreifend für Anerkennung sorgte. Der jüngste Output jedoch („Generation Steel“) sorgte bei der Kernklientel mit modern anmutenden Elementen für Verwirrung. Was also bietet der neueste Output „Rebels“?
Ein wenig wirkt es, als ob MAJESTY es allen recht machen wollten: Es gibt schnelle, auf Eingängigkeit getrimmte Songs wie den Opener „Die Like Kings“. Es gibt die üblichen Midtempo-Stampfer, wie „Rebels Of Our Time“, das durchaus überzeugt. Wenn man sagt, dass die Band immer noch so schreibt, als könnte sie Stadien füllen, klingt das fieser als es gemeint ist. Wenn ich also der Überzeugung bin, dass „Rebels“ trotz mancher guter Songs (unbedingt: „Across The Lightning“, auch: „Iron Hill“) keine richtige Oberklasse erreicht, dann liegt das sicher nicht an mangelnder Eingängigkeit – die gibt es nämlich zuhauf, wie auch der anfangs an Powerwolf, später fast an Equilibrium erinnernde Song „The Final War“ belegt. Nein, es liegt nicht einmal an dem in meinen Augen grauenvoll unpassenden Song „Yolo HM“ [sic!], der ähnlich wie schon „Generation Steel“ verwirrend am Publikum der Band vorbeigeschrieben scheint.
Es liegt vielmehr an zwei Dingen, von denen das erste die Produktion ist. Denn auch wenn MAJESTY volle Kanne stolz auf den Sound zu sein scheinen, ist er doch für ein obertrves Heavy-Metal-Album verwirrend dünn im Schlagzeug und den Gitarren. Man ertappt sich abseits der Soli manchmal dabei, aktiv nach den Gitarrenspuren zu suchen. Auch das Schlagzeug scheppert mehr als dass es wuchtig klingt. Das alles wird mit Keyboards und einer Extraportion Hall überdeckt. Schade drum. Vielleicht ist das für jüngere Hörer, die den Bonbon-Sound von Bands wie Sabaton gewohnt sind, kein Problem, aber erneut: Die eigentliche Zielgruppe von MAJESTY hätte sich über bretzelnde Gitarren sicher mehr gefreut als über Keyboards. Wo man das noch als Geschmacksfrage abtun mag, wird man nicht umhinkommen, die Gesamtkomposition des Albums zu kritisieren. Man wird das Gefühl nicht los, als ob dieses Album mit einem Baukasten produziert wurde. Die Songs überraschen kaum und lassen abseits des „Yolo“-Quatsches keinen Spielraum für Variation und Fantasie, sodass es gerade in der zweiten Hälfte spürbar nachlässt.
„Rebels“ lässt mich am Ende etwas ratlos zurück. Ist das ein kontrollierter Versuch, die Band in ein moderneres Licht zu rücken und neue Fankreise zu erschließen? Und kann das funktionieren? Unabhängig von diesen Überlegungen zur „Marke“ MAJESTY steht fest, dass „Rebels“ trotz einiger guter Songs keines der zwingenden MAJESTY-Alben geworden ist.
Wertung: 6 / 10