Review Magician – Tales of the Magician

Power Metal aus Brasilien, da denkt man meistens zu allererst an die Genreprimusse von Angra, vielleicht noch an deren Ableger Shaman, aber wohl nur wenige Leute werden da direkt auf die junge Band mit dem nicht ganz so einfallsreichen Namen MAGICIAN kommen. Dabei gibt es die schon seit mittlerweile acht Jahren und nach einer Demo und einer Single nahmen sie Anno 2007 ihren ersten Langspieler „Tales of the Magician“ auf, der nun auch endlich auch in unseren Gefilden erscheint (wobei Recherchen zufolge fünf Tracks Neuaufnahmen von der 2002er Demo sind).

Bei der Platte handelt es sich um ein waschechtes Konzeptalbum, das die Geschichte des Magiers Zhaldor erzählt, der sein Heimatland aus den Klauen der fiesen Dämonenbrut der Unterwelt befreien will. Ein nobles anliegen und stilecht wird diese gloriose Heldensage in Schubkarrenweise epischen Bombast gepackt, der aber auch mal zugunsten einiger progressiver Einwürfe zurückgeschraubt wird. Dabei fängt alles so merkwürdig an, das Intro „Let the Spell Begin“ eröffnet nämlich mit klassischen Fideln und ein wenig Schlagwerk, die zwar etwas dünn auf der Brust klingen, aber zu einem Höhepunkt überleiten, der sich gewaschen hat… Zumindest von der technischen Seite. In der zweiten Hälfte der Introduktion bläst uns nämlich ein sehr voluminöser Chor entgegen, der leider genau so konfus daher kommt. Irgendwie singen alle durcheinander, jeder was er will, keiner was er soll. Das Intro klingt wirklich zum Fürchten und beim ersten Anhören hatte ich schon Angst, dass das auch so weitergehen würde.

Glücklicherweise zieht sich der „echte Opener“ „Prime Evil“ dann doch besser aus der Affäre, der immer noch bestehende Chor findet endlich zusammen und entscheidet sich mal, dasselbe zu singen. Die am Anfang eingesetzte Orgel klingt zwar ziemlich konservenmäßig und dünn, dann geht’s aber endlich los. MAGICIAN riffen gut und kleistern ihr Soundbild auch ordentlich mit Bombast-Kram und Chören voll, einzig und allein der Bass gefällt mir absolut nicht. Elizandro Max scheint bei den Aufnahmen tierisch langweilig gewesen sein, deswegen knallt er einen hektischen Basslauf nach dem anderen raus, die sich absolut schlecht ins Gesamtbild einfügen, allerdings verdammt weit in den Vordergrund gemischt wurden und deswegen quasi omnipräsent sind. Bei „Terminal Day“ wird ihnen sogar noch mehr Platz eingeräumt, da verstummt hin und wieder der ganze Rest der Band und Max darf ein wenig soliren, was tierisch nervtötend ist.

Davon abgesehen machen MAGICIAN aber weitestgehend nicht viel falsch, wenn man mal darüber hinweg sieht, dass sie ein soloreicheres Abziehbild von Rhapsody (of Fire) sind. Die Ausrichtung der Band ist wirklich absolut identisch mit der der italienischen Kollegen, was jetzt so schlimm nicht ist, bin ich doch großer Freund der südländischen Barden, aber irgendwie will bei MAGICIAN der Funke nicht ganz überspringen. Und das liegt wohl an dem extrem aufgebohrten Solo-Anteil. Jede freie Sekunde wird genutzt, damit Renato Osorio und Cristiano Schmitt mal schnell ihre Finger über das Griffbrett flitzen lassen können, was die Songs unnötig sperrig macht. Abgesehen von den netten Mitsing-Refrains bleibt nicht viel was hängen, außer vielleicht der Gedanke „Das waren jetzt echt viele Soli“.

Unter technischen Gesichtspunkten ist natürlich alles in bester Ordnung, Sänger Dan Rubin hat ein sehr ausdrucksstarkes Organ und auch die nötige Portion Eier, um den Songs seinen unverwechselbaren Stempel aufzudrücken, vor allem die Vorab-Single „Minstrel’s Domain“ macht sich mit seinem Gesang echt gut. Auch die Gitarreros haben’s gut drauf, auch wenn sie manchmal einfach ein wenig hätten zurückstecken sollen. Schlagzeuger Zé Bocchi ist sogar außergewöhnlich gut, die Drumparts sind große Klasse. Und die Produktion hat auch den nötigen Druck und die Transparenz, die man sich von solcher Musik wünscht. Trotzdem reicht es für MAGICIAN nur für gutes Mittelmaß, denn hier klingt vieles geklaut und alles andere nicht besonders gut. Zudem macht die Band sich mit ihrer solobedingten Sperrigkeit viel kaputt. Schade drum. Für Genrefans aber sicher einen Blick wert.

Wertung: 6 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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