In manchen Fällen lohnt sich ein Blick auf die Biographie einer Band durchaus. MADNESS OF THE NIGHT sind quasi ein schwedischer Familienbetrieb, Instrumentalist Daniel Dante und Sängerin Abir Blackshadow sind mittlerweile nicht nur musikalisch ein Paar, sondern verheiratet und stolze Eltern zweier Kinder. Bis es soweit war, musste aber insbesondere Abir einen steinigen Weg gehen.
Aufgewachsen in der libanesischen Hauptstadt Beirut, erlebte sie in einer auf den ersten Blick weltoffenen Stadt immer wieder Repressionen gegen das weibliche Geschlecht, die Musik war das logische Ventil. Und so überrascht das Debütalbum „The Asgarda“ nicht, statt 08/15-Gothic Rock anzubieten, ziehen die beiden nicht nur alle Register der Spielart, sondern addieren relativ wagemutig sowohl wavige, als auch metallische Anleihen und garnieren den Cocktail mit einer ordentlichen Portion Wut.
Diese entfacht sich nicht nur in aggressiven, aber keineswegs aufgesetzten Texten, sondern auch in Abirs absolut rockröhrenreifer Stimme, die bei Songs wie „Voices Of The People“, welches wohl als klarer Seitenhieb auf die politische Situation in der Heimat zu verstehen ist, so richtig die Sau raus lässt. An sich eine etwas ungewöhnliche Wortwahl, aber zur Umschreibung der Tatsachen selten passender als bei MADNESS OF THE NIGHT.
Besonders beeindruckend ist das Selbstbewusstsein, welches die beiden an den Tag legen, sie lassen sich weder durch Konventionen, noch durch etwaige Schubladen in ihrem Tun beirren. Meistens ist die Musik zwar nicht allzu schnell, aber auf eine sehr besondere Art und Weise intensiv. Man kann es schwerlich vergleichen, intensiv sind ansonsten vor allem Black-Metal-Bands (wenn sie es denn gut hinbekommen) oder folkige Akustiktruppen. Vielleicht ist intensiv auch nicht das richtige Wort, radikal kommt einem spontan auch in den Sinn, harte Gitarren sind da, wo sie gebraucht werden, elektrisches Schlagzeug wird aber ebenso nicht ausgespart wie der eine oder andere zarte Streicherpart. Vergleiche mit anderen Bands sind schwierig, gemeinsame Schwerpunkte von Daniel und Abir scheinen Klassiker wie The Sisters Of Mercy oder Dead Can Dance zu sein, aber man kann überhaupt nicht sagen, dass MADNESS OF THE NIGHT wie eine dieser Bands klingen.
So ist dem geneigten Hörer zu raten, doch selber ein Ohr zu riskieren. Man muss „The Asgarda“ vor allem für seinen Mut, für seine unkonventionelle Herangehensweise und seine Ehrlichkeit bewundern. Hier und da ist das Album noch etwas zu anstrengend, die Grenze zwischen Aufrütteln und Übertreibung zieht sich noch zu unscharf durch die gute Dreiviertelstunde. Dennoch ist MADNESS OF THE NIGHT sicher ein Projekt mit Zukunft.
Wertung: 7 / 10