So kann man sich täuschen. Als ich zunächst das Album-Artwort, die Bandfotos der allesamt kurzhaarigen Mitglieder und das Bandlogo sah, war ich ziemlich überzeugt es geht hier in Richtung moderner Thrash Metal. Aber der Mensch lernt aus Fehleinschätzungen und so wurde ich beim anschmeißen der zweiten Platte der vier jungen Warschauer Jungs von MADE OF HATE überascht. Auf “Pathogen” findet sich astreiner Melodic Death Metal, wie er eigentlich nur aus Finnland kommen kann.
Musikalisch hat man sich komplett der finnischen Todesblei Maschine verschrieben. Und das ist wahrscheinlich auch das größste Problem von “Pathogen”. Die CD klingt wirklich frisch, es finden sich coole Riffs, wahnsinnig schnelle Soli, Refrains die ins Ohr gehen und eingängige Melodien. Nicht selten erwischt man sich dabei, wie man gediegen zu den Rythmen mitwippt und eigentlich ist auch alles klasse. Wäre da nicht das riesengroße ABER! Denn wer braucht eine Band, die fast wie ein Plagiat von Children Of Bodom klingt? Klar, hier und da gibt es Unterschiede. MADE OF HATE sind evtl. eine Nuance langsamer und grooviger als das große Vorbild, doch die Solieinlagen, die Songs, die von den Melodien getragen werden und auch die Spieldauer von ca. 38 Minuten erinnern stark an Klassiker wie “Hatebreeder” und Co. Evtl. war das auch der Grund warum man innerhalb der Band einen Sängerwechsel vollzogen hat. Radek klingt allerdings ziemlich punkig und rau und will sich nicht wirklich in den Gesamtsound einfügen. Sein Vorgänger Mike klang wesentlich mehr nach Alexi von Children Of Bodom, was aber, wenn man schon dreist kopiert, auch besser gepasst hat. Der Gesang ist dann auch das heftigste Manko und trübt das Gesamtpacket stark. Hinzu kommen dann noch die teilweise extrem abgedroschenen Refrains mit Textzeilen wie “I miss you” im Song “You, Departed“, die man sogar ohne die Lyrics vor Augen zu haben leicht raushören kann. Den Gesang retten nur die Backingvocals von Mike.
Was bleibt also für ein Eindruck von “Pathogen” hängen? Leider fühlt man sich permanent an Children Of Bodom erinnert. Nur dass MADE OF HATE nicht das Selbe Niveau erreichen. Klar man hat an den Instrumenten ordentlich was drauf und an Ideen fehlt es auch nicht, aber mir will sich die Daseinsberechtigung für eine solche CD nicht ganz erschließen. Leute, die die letzten Jahre unter einem Stein verbracht haben und besagte Melodic Death Größe aus Finnland nicht kennen, können vielleicht ein Ohr riskieren. “Pathogen” ist nämlich eigentlich eine gute Platte, die hauptsächlich am Gesang kränkelt. Die Anderen halten sich besser weiterhin an das einzig wahre Original aus Finnland!
(Maximilian Lechner)
Wertung: 6.5 / 10