Review Machine Head – Through The Ashes Of Empires

  • Label: Roadrunner
  • Veröffentlicht: 2003
  • Spielart: Thrash Metal

Die Erwartungen waren hoch. Verdammt hoch. Und das obwohl der ‘Superchager’ betitelte Vorgänger vielen Metalheads bestenfalls ein Gähnen entlocken konnte. Vielleicht aber auch gerade deswegen. Bereits seit ‘The Burning Red’ zweifelte ein nicht gerade kleiner Teil der Metalgemeinschaft daran, ob es MACHINE HEAD jemals wieder schaffen würden so though und heavy wie auf dem Debut zu klingen. Viele alte Fans (mich ausgeschlossen) hatten der Band schon den Rücken zugekehrt, bis ein, zwei Monate vor dem Releasedate erste euphorische Kritiken großer Metalzines aufhorchen ließen. ‘Machine Head back to the roots’, ‘Sie haben zu alten Tugenden zurückgefunden’, ‘Besser als jemals zuvor’ überschlugen sich die Redakteure. Aber das wurde auch schon vor der Veröffentlichung von ‘Supercharger’ behauptet. Robert Flynn und seine Mannen waren nach dem Flop des letzten Albums, dem Verlust des Labels in Amerika und dem (zugegenermaßen) nicht ganz so schmerzhaften Verlust von Gitarrero Ahrue Luster am Boden und nicht wenige hatten geglaubt dass sie sich davon nicht mehr erholen würden. Doch urplötzlich war Phil Demmel, Aushilfgitarrist und Freund von Robb, fester Saitenzupfer und viele schöpften Hoffnung. Da Demmel schon früher bei Vio-lence zusammen mit Robert gespielt hat konnte er sich gut einleben und hat der Band eindeutig neue Impulse geben.

Jetzt ist das Album erschienen. Seit einer Woche ist es erhältlich und jeder hat es und liebt es. So auch ich. Der passend betitelte Opener ‘Imperium’ eröffnet die CD. Der Anfang erinnert durch die akustischen Gitarren etwas an alte Metallica-Stücke wie ‘Fight Fire With Fire’ oder ‘Sanitarium (Welcome Home)’ doch das hält nicht lange. Langsam steigert sich der Song und wird immer härter bis ein ‘Hear me now’ von Robert Flynn den endgültigen Startschuß gibt (und das erst nach anderthalb Minuten). Der Gesang ist durchweg aggressiv und angepisst, selten streut Robb aber auch melodische Sachen bei. Nach dem ersten Killerriff hört man dann plötzlich etwas vertrautes was man schon lange zu kennen glaubt. Das schleppende Ende von ‘Davidian’ wird hier fast identische wiederverwendet was dem Lied allerdings sehr gut steht. Schlagartig gibts dann wieder ein Break und man glaubt plötzlich At The Gates zu hören nur mit Robb Flynn am Mikro. Sogar den Schwedentod-Sound haben die Jungs drauf. Nach fünf Minuten entdeckt Dave McClain dann seine Bassdrums und knallt dem Zuhörer einen Drumteppich um die Ohren dass einem hören und sehen vergeht, bis der Song dann so ausklingt wie er angefangen hat. Hammer, alleine dieses Stück war den Kaufpreis von fast 20€ wert, denn es handelt sich um das beste was Machine Head seit ‘The More Things Change’ abgeliefert haben.

Kaum hat man den Opener verdaut folgt bereits der nächste Rundumschlag in Form von ‘Bite The Bullet’. Diesmal allerdings nicht ganz so abwechslungsreich, da der Song unter der 4 Minutengrenze bleibt und etwas straighter ist. In den Strophen bedient man sich der typischen laut/leise Dynamik, was dann allerdings nicht, wie etwa zu erwarten, in einem melodischen Refrain mündet sondern ein brechenden Killerchorus endet. ‘Left Unfinished’ müßte den meisten Leuten eigentlich schon bekannt sein, da es auch auf einigen Samplern vertreten war und offiziell zum Download freigegeben wurde. Textlich befasst sich Herr Flynn mit seinen Eltern, die ihn nicht wolten und zu Adoption freigaben. Verständlicherweise hat er nicht viele nette Worte für sie übrig (‘Fuck you you cocksucker, fuck you you whore’). Das Stück beginnt mit einer leisen Spieluhr und mündet dann in einem etwas punkigen Riff bevor man zu einem, seit den letzten Alben bekannten, typischen melodischen Machine Head Chorus ansetzt. Mir gefällt allerdings etwas nicht, und das sind die zum Teil arg new metallischen Strophen.

Der vierte Track nennt sich ‘Elegy’ und die Lyrics könnten eigentlich von Greenpeace stammen. Lest selbst denn so falsch liegt die Band mit dem Text nicht. Musikalisch zeigen MACHINE HEAD eine neue Facette ihres Sounds. Treibende, langsame und dennoch druckvolle Gitarrenwände drücken den Hörer in den Sessel und lassen ihn nicht mehr los, bis der letzte Ton verklungen ist. Ein sehr schönes Stück. Der Titel ‘In The Presence Of My Enemies’ lässt bereits vermuten dass die Band wiedermal nicht zu Späßen aufgelegt ist. In den Strophen hört man einen fast betörenden Sprechgesang (kein Rap!) von Robert Flynn der sich dann unaufhörlich bis zum Refrain steigert. Bis zur vierten Minute kommt der Song allerdings nicht so richtig aus den Startlöchern, doch dann setzt Phil Demmel endlich zu einem Solo an und zeigt dass er eine echte Bereicherung für die Band ist. Danach kommt das worauf man eigentlich schon die ganze Zeit wartet: MACHINE HEAD packen den Vorschlaghammer aus. Adam Duce zeigt dass er seinem Chef stimmlich in nichts nachsteht und läßt mehrfach die extem coole Zeile ‘On Your Grave, I will stand’ vom Stappel. Leider muß ich zugeben daß das Lied noch teilweise unausgegoren klingt, denn vorallem der Refrain hätte noch überarbeitet werden müßen. Trotzdem liegt das Stück ganz klar im grünen Bereich.

Die erste Hälfte der Scheibe hat man jetzt hinter sich und die Jungs lassen einem keine Verschnaufpause. Weiter geht’s mit ‘Days Turn Blue To Grey’. Etwas vorweg: Ich liebe den Song. Dear Linkin Park, so muß gefühvoller, melodischer Metal klingen und dafür braucht man keinen Kindergarten-Pop-Refrain. We don’t need that shit. Hier stimmt einfach alles; Härte trifft auf Emotionen und Robert Flynn versteht es mitlerweile so gut Gefühle mit seiner genialen Stimme zu transportieren dass einem schon mal ein Schauer über den Rücken laufen kann. ‘Vim’ startet mit einem kurzen Drumsolo und es folgt tonnenschweres Riffing, diesmal aber ohne melodisches Zusatzgeplänkel. Nach der zweiten Wiederholung des Refrains kommt wie aus dem Nichts ein Break und der Song wandelt sich zu einem echten Thrashkiller. Die Jungs schmeißen sich mal eben so die genialsten Soli aus dem Ärmel die ich jeh von ihnen gehört haben und zeigen dass sie genauso wenig mit New Metal zu tun haben wie etwa Anthrax oder Slayer.

Das achte Stück ‘All Falls Down’ erinnert mich etwas an das Titelstück der ‘Supercharger’, ohne allerdings auf so plakative Textzeilen wie ‘Charge me, charge you, charge us, charge through’ zurückgreifen zu müssen. Insgesamt ist es kerniger, abwechslungsreicher und besser arrangiert. Auf dem Vorgängeralbum würde es ganz klar zu den Highlights zählen. ‘Wipe The Tears’ ist leider der schwächste Song der Scheibe, da die Strophen nicht viel mit Metal zu tun haben und auch der Refrain etwas ‘einfach’ ist. Einzig der Schluss, bei dem MACHINE HEAD wieder etwas Gas geben, weiß richtig gut zu gefallen. Es ist sicherlich kein schlechtes Lied, alledings kann es, zumindest mich, nicht durchweg überzeugen. Das Quartett kompensiert diesen kleinen ‘Ausrutscher’, allerdings mehr als nur befriedigend mit dem abschließenden ‘Descend The Shades Of Night’. Es handelt sich hierbei um eine richtig geniale Metalballade. Akustische Gitarren eröffnen den Song und begleiten Robb Flynns Gesang in der ersten Strophe, um dann von elektrischen Gitarren verdrängt zu werden die den Chorus so intensiv und gefühlvoll hochleben lassen wie ich das von dieser Band noch nie gehört habe. Ein wiedermal extrem cooles Solo erfüllt eben so seinen Dienst wie der darauffolgende Wutausbruch des Bandkopfs. Der Refrain und die Akustikgitarren beenden das dieses siebenminütige Spektakel und ein Album wie es wohl nur die wenigsten MACHINE HEAD zugetraut hätten.

Ich möchte jetzt nicht mehr allzuviel Worte über diese Scheibe verlieren, das Review ist eh zu lang, allerdings ist es das stärkste was die Gruppe seit ‘The More Things Change’ abgeliefert haben. Ob man es kaufen will oder nicht, ist jedem selbst überlassen, aber um es mal mit den Worten von Herrn Flynn auszudrücken: ‘I love it, I fuckin’ love it!’.
Headerz, kramt euer altes, verwaschenes Machine Head-Shirt aus den Tiefen eures Kleiderschrankes hervor und tragt es stolz, denn ihr habt wieder allen Grund dazu.

Wertung: 9.5 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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