Das Cover von "Of Kingdom And Crown" von Machine Head

Review Machine Head – Øf Kingdøm And Crøwn

  • Label: Nuclear Blast
  • Veröffentlicht: 2022
  • Spielart: Thrash Metal

Robb Flynn polarisiert. Seine Band MACHINE HEAD führte der Fronter bereits durch die unterschiedlichsten Stilepochen und scheute sich dabei nie, auch Elemente der gerade vorherrschenden Strömung mit an Bord zu nehmen. Manch einer schimpft ihn dafür „Wendehals“ (und Schlimmeres) und wirft dem Mann eiskaltes Kalkül vor. Das ist eine mögliche Lesart. Man könnte ihn aber auch unbeirrbar nennen: Robb Flynn IST diese Band und macht mit MACHINE HEAD, wozu er verflucht nochmal Lust hat. Das ist meistens Thrash Metal, aber wenn er Bock auf Nu Metal oder gar Gangster Rap hat, gibt es eben das – und scheiß drauf, ob das irgendwen triggert. Nachdem jene Attitüde 2018 zum Ende der bisherigen Besetzung von MACHINE HEAD führte, erscheint mit „Øf Kingdøm And Crøwn“ nun ein weiteres Album unter Führung des halsstarrigen Bandkopfs.

Allzu viele Trigger-Warnungen müssen für „Øf Kingdøm And Crøwn“ allerdings nicht ausgesprochen werden. Anders als „Catharsis“ setzt diese Platte den Weg fort, den MACHINE HEAD spätestens mit Platten wie „Unto The Locust“ und „Bloodstone & Diamonds“ eingeschlagen haben. In Nummern wie „Chøke Øn The Ashes Øf Yøur Hate“ und „Kill Thy Enemies“ gibt es modernen Thrash Metal mit edelsten Riffs und traumhaften Leads, wie man ihn von dieser Band eigentlich schon seit „The Blackening“ gewohnt ist – diese Rückkehr zum modernen Bay-Area-Sound wird nie deutlicher als in „Bløødshøt“, das auch auf einem neueren Exodus-Album nicht negativ hervorstechen würde.

Im ersten Moment wirkt das fast ein bisschen auf Sicherheit gespielt: Die fiependen Flageolett-Töne im Flynn’schen Riffing von „Becøme The Firestørm“ und der übersteigert-angepisste Sprechgesang in „Røtten“ gehören zum Standardrepertoire dieser Band – das ändert auch ein „ø“ im Titel nicht. Zum Glück beschränken sich MACHINE HEAD aber nicht auf derlei Selbstverständlichkeiten: Schon das zehnminütige Gänsehaut-Epos „Slaughter The Martyr“ oder auch „My Hands Are Empty“ zeigen, zu welch vielschichtigem, stellenweise regelrecht filigranem Songwriting diese Band inzwischen imstande ist – ohne dabei die wuchtige Härte, die ihre Fans zurecht erwarten, zu vernachlässigen.

Ebenjenes Spannungsverhältnis aus brachialer Härte und theatralischer Eingängigkeit war es, das „Unto The Locust“ einst zu einem so gelungenen, vielschichtigen Album machte und es verfehlt seine Wirkung auch auf „Øf Kingdøm And Crøwn“ nicht. Gerade im groovenden „Unhalløwed“ und in „Nø Gøds, Nø Masters“ – einem Song, der dank seines starken Refrains unbedingt ins künftige Live-Set gehört – verbinden MACHINE HEAD gekonnt kompromisslose Riff-Wucht mit differenzierter Erhabenheit. Eben weil diese anschmiegsameren Momente auch im Metalcore nicht unüblich sind, kann man das durchaus als kitschig ansehen, es ist aber ein Stilmittel, das im Kontext des hervorragenden Songwritings auf dieser Platte einwandfrei funktioniert.

MACHINE HEAD kehren mit „Øf Kingdøm And Crøwn“ zielstrebig zum thrashigen Sound zurück, der ihnen in voriger Besetzung zu ihren größten Erfolgen verhalf und lässt „Catharsis“ wie einen unglücklichen Ausrutscher wirken. Die stilbildenden Elemente ihres Sounds gab es auch auf dem Vorgänger, aber hier erscheinen sie endlich wieder im Kontext tonnenschwerer, harter und doch erhabener Songs, die alles bieten, was die Band ausmacht. Dieses Album ist das Werk, das wohl so mancher MACHINE-HEAD-Fan nach dem bahnbrechenden „Unto The Locust“ erwartet hätte – nicht das mittelmäßige „Bloodstone & Diamonds“ und auch nicht den Stilbruch „Catharsis“, sondern „Øf Kingdøm And Crøwn“.

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Wertung: 8.5 / 10

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