Riverside sind ohne Frage ein klangvoller Name in der Progressive-Rock/Metal-Szene, ihr charismatischer Frontmann Mariusz Duda sowieso. Eine gewisse Umtriebigkeit kann man ihm dabei schon zugestehen: Zum bereits vierten Mal in sechs Jahren wandelt der Pole auf Solopfaden und bringt mit „Walking On A Flashlight Beam“ das neue Album unter dem Banner LUNATIC SOUL heraus.
Überraschend ist die Platte nicht. Wer sich nur ein wenig mit Riverside oder sogar LUNATIC SOUL auskennt, erahnt bereits, was ihn erwartet: relaxte Stimmung, samtweiche Atmosphäre, harmonischer Sound und gefühlvoller Gesang. Wobei der Gesang in den teilweise episch langen Songs nur teilweise federführend ist. Duda „tobt“ sich lieber mit allen Instrumenten aus. Ob es jetzt die Akustikgitarre, der Bass, das Keyboard oder das Schlagzeug ist, jedes hat mindestens ein Lied, wo es massiv in den Vordergrund gerückt wird.
Und so ist es nicht schlimm, wenn das Mikrofon über weite Strecke ruht, die Instrumente erzählen die Geschichten auf „Walking On A Flashlight Beam“. Das bedeutet allerdings auch, dass der Hörer (im progressiven Bereich wenig überraschend) einige Zeit mitbringen sollte, nicht nur, weil das Album stolze 63 Minuten lang ist. Zwar kann man sich in der Atmosphäre im wahrsten Sinne des Wortes sofort verlieren. Man merkt sehr bald gar nicht mehr, in welchem Song man sich befindet, so tief taucht man in die seichten Klänge ein.
Andererseits braucht es aber auch einige Durchläufe, bis man sich die einzelnen Songs erschließen kann. Es klänge jetzt zu kritisch, wenn man auf eine gewisse Uniformität der Lieder verweisen würde. Sicherlich bricht LUNATIC SOUL praktisch nie aus dem gemächlichen Grundtempo aus und die Stimmung ist auch irgendwie immer dieselbe. Trotzdem klingt eben kein Lied wie das andere, was an der angesprochenen Leitinstrumentvielfalt und dem gekonnten Songwriting liegt.
Und auch wenn er weitgehend hintergründig agiert, setzt natürlich auch der Gesang Akzente. Duda spielt in dem Fall die ganze Klaviatur seines Könnens, schüchtern, emotional und teilweise mit einer Falsettstimme, die an Jónsi Birgisson (Sigur Rós) und natürlich Steven Wilson (Porcupine Tree) erinnert. Überhaupt kann man die Briten vollkommen gefahrlos als Referenz heranziehen, wenn man Riverside nicht und LUNATIC SOUL noch nicht kennt.
Von wenigen Längen abgesehen, die erstaunlicherweise bei den eher kürzeren Songs entstehen, ist „Walking On A Flashlight Beam“ ein rundum schönes Album geworden. Es ist von vorne bis hinten angenehm anzuhören und auch wenn man nicht jede Nummer aus voller Kehle mitschmettern kann, reißt die Platte mit. Eher im Kleinen, im Verborgenen, emotional, aber jederzeit mit dem Niveau, welches man von Mariusz Duda, Riverside und LUNATIC SOUL gewöhnt ist.
https://www.youtube.com/watch?feature=player_detailpage&v=ArIpZ_L1rN8
Wertung: 8.5 / 10