Ich sage es gleich vorweg: „Far From Light“, das Debüt des deutschen Metal-Quintetts LUNAR SHADOW, hat es mir nicht leicht gemacht. Überhaupt nicht. Da sind zunächst diese zwischen Otto-Model-Glam-Rock und klassischem Heavy Metal changierenden Bandphotos, die so gar nicht mit der in den Texten bis zum Überdruss gepflegten morbiden Attitude (die sich ja schon in der Gestaltung von Licht und Schatten in Cover und Album-Titel zeigt) zusammengehen wollen. Und dann sind da diese zumeist überlangen Songs, die teils fantastische Momente aufweisen, sich aber in ewigen Lead-Gitarren-Parts totlaufen. Ach, und natürlich gibt es auch die obligatorische Retro-Produktion, die das ähnlich traditionsverbundene Songwriting in ein adäquates Klanggewand kleidet. Damit sind LUNAR SHADOW unverkennbar ein Kind unserer Zeit und deren Lust an der ästhetischen Mottenkiste.
Als Referenzen führt der Promo-Zettel Namen wie Slough Feg, Bathory oder Dark Forest an und tatsächlich ist der gespielte Heavy Metal von LUNAR SHADOW passend zur erwähnten morbiden Atmosphäre eher von der düsteren, melancholieschwangeren Sorte und setzt vor allem auf lange, ausufernde Gitarren-Leads, die wie im Falle von „The Hour Of Dying“ auch mal den Schritt in Richtung Black Metal gehen. Die melodischen und mitunter sehr eingängigen Refrains (man höre sich „They That Walk The Night“ an) halten die Stücke dabei im nötigen Maße zusammen und verhindern so ein völliges Zerfließen der Songstrukturen. Und in ihren besten Momenten schaffen es LUNAR SHADOW tatsächlich, diesen klassischen Bathory-Sound aufleben zu lassen, doomig, düster, melodisch und – natürlich – lyrisch durchzogen von Tod, Verfall und Untergang. Hier und da werden diese Genre-typischen Ingredienzien allerdings noch nicht mit der nötigen Stil-Sicherheit gehandhabt – die Melodien ähneln sich zu stark, werden zu oft wiederholt, Songstrukturen verlaufen sich, das Tempo wird nicht immer sauber durchgehalten und Sätze wie „Lay down and choose to die“ haben schlicht etwas ungewollt Komisches. Na gut, vielleicht war es ja auch gewollt …
Nur um keinen falschen Eindruck entstehen zu lassen: Dass LUNAR SHADOW abwechslungsreiche, komplexe und griffige Songs schreiben können, zeigen sie zum Beispiel mit „Cimmeria“, das auf über acht Minuten stimmungsvollen Metal bietet. Leider gelingen diese Momente zu selten oder sie sind – vor allem gemessen an der Spielzeit der jeweiligen Stücke – zu kurz. Zu oft fahren sich Songideen fest und zünden nicht richtig. Als Debüt kann man „Far From Light“ aber trotzdem einiges an Qualität bescheinigen und Fans oben genannter Bands sollten hier definitiv ein Ohr riskieren. Spannungsreich ist das Album allemal geworden.
Wertung: 6 / 10