Review Lunar Aurora – Hoagascht

  • Label: Cold Dimensions
  • Veröffentlicht: 2012
  • Spielart: Black Metal

Goldene Zeiten für Fans der alten Schule, könnte man sie wohl nennen, die letzten Monate – folgt der überaus gelungenen Wiederkehr von Nocte Obducta mit ihrem Retro-Album „Verderbnis – Der Schnitter kratzt an jeder Tür“ doch nun in Form von LUNAR AURORA die zweite Reaktivierung einer deutschen Underground-Legende – und das mit einem Album, das, soviel sei vorweggenommen, wahrlich Potenzial zum Klassiker hat.

„Hoagascht“ nennt sich das Werk, und bereits in diesem Titel offenbart sich eine Eigenheit des mittlerweile neunten Studioalbums der Rosenheimer – es ist komplett in oberbayerischem Dialekt besungen. Eine eigentlich recht banale, jedoch effiziente Idee, Eigenständigkeit zu erzeugen – dass darauf vorher niemand gekommen sein soll, wie im Pressetext behauptet, ist fast unglaubwürdig, zumindest aber vollkommen unverständlich. Denn schon allein durch den Klang der Bayerischen Mundart hat der Gesang auf „Hoagascht“ einen urig-kauzigen Charme, der „Hoagascht“ deutlich von allen anderen auf Hochdeutsch besungenen Black-Metal-Alben abhebt.

Das gilt erfreulicherweise uneingeschränkt auch für die Musik. LUNAR AURORA haben auf „Hoagascht“ acht Stücke versammelt, die ohne Probleme über immerhin 50 Minuten Spielzeit zu fesseln vermögen. Wie schon auf dem letzten Album, „Andacht“, verbinden LUNAR AURORA auch auf „Hoagascht“ die einzelnen Stücke durch Stimmungssamples wie Eulenrufe oder Regenprasseln zu einem atmosphärisch in sich geschlossenen Stück Musik – wohlgemerkt, ohne dass das Ergebnis auch nur im Ansatz kitschig klingt. Das beste Beispiel dafür ist schon der Einstieg mit dem stilvoll ins deutsche übertragenen Oscar-Wilde-Zitat: Stimmungsvoller kann man ein Album kaum beginnen.

Auch der Sound trägt seinen Teil dazu bei, dass „Hoagascht“ nicht in die Kitsch-Ecke rutscht: Rockig-rotzige produziert, passt der Klang schlichtweg perfekt zu den Songs – denn genau das sind die Attribute, die auch auf die Stücke selbst zutreffen: So klar LUNAR AURORA auch von traditionellem Black Metal beeinflusst sind, schafft es das Duo nämlich trotzdem, der Musik auf „Hoagascht“ eine kräftige Portion Rock-Groove mitzugeben – und das ohne dabei in die als belanglos in Verruf geratene Ecke des Black ’n‘ Roll abzurutschen. In Kombination mit den herausragenden Melodien erinnert das Resultat eher ein wenig an Helrunar zu „Frostnacht“-Zeiten – mit einem Schuss Thorngoth. So haben die Songs zum Teil fast schon Ohrwurm-Potenzial – bleiben dabei aber eher auf dem Level, das den unstillbaren Drang weckt, sich den Song wieder in Erinnerung zu rufen beziehungsweise aufzufrischen … am besten höchstens gute 50 Minuten später.

LUNAR AURORA sind zurück – und präsentieren mit „Hoagascht“ eines der atmosphärisch dichtesten, aber auch düstersten Alben, die der deutsche Black Metal bis dato hervorgebracht hat. Und das, ohne irgendwelche Klischees zu bedienen: Panda-Corpsepaint und Satan haben hier ebenso wenig Platz wie avantgardistische Avancen und pseudointellektuelles Gesülze. Vielmehr ist LUNAR AURORA mit „Hoagascht“ ein unvergleichlich melancholisches Album gelungen, das mit jeder Zeile, jedem Takt tief unter die Haut geht. Do legst di nieda!

Wertung: 10 / 10

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2 Kommentare zu “Lunar Aurora – Hoagascht

  1. Guade Kritik, ois in oim. Glei des mit da niedergschrieman Mundort is a Bledsinn. Es woaß a jeda im boarischen Sprochraum, wia so ebbs auszaschaun hot. Des mitn „å“ is a nix neigs. Es „å“ wead oiwei scho bam niederschreim vo vuikstimliche Liada hergnumma. „Es wird scho glei dumpa“ is a beispü dafia.

    Sist wia gsog, a guade Kritik.

    1. Dank da schee für de Rückmeldung! Was de Mundort angeht, hosd recht – des sig I heit a anders, damals hab I no ned gwusst, dass des traditionell so gmacht werd – ma lernt schließlich ned aus. I hab des desweng etzad no amoi a bissl anpasst. Hobe de Ehre!

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