Review Lunar Aurora – Ars Moriendi

  • Label: Supernal
  • Veröffentlicht: 2004
  • Spielart: Black Metal

Eigentlich wurde „Ars Moriendi“ 2001 von dem Label Ars Metalli veröffentlicht, doch LUNAR AURORA verbesserten das Werk noch einmal für Supernal Music. Die Anhänger werden es ihnen danken, hat man doch so Gelegenheit, das Album in einer weiteren Auflage zu erwerben. Das Cover besticht durch Bescheidenheit, man erahnt eine Tanne, vielleicht einen Wald und sieht den Albenschriftzug auf dem von der Nacht umrahmten Boden prangen. Das eigentliche Bild der ersten Pressung zeigt eine etwas andere Szenerie, welche hier nicht mehr aufgegriffen wurde. Das Bild spiegelt die dunkle Seele der Musik wieder, greift aber ebenso Einschnitte auf, welche die Düsternis durch ihren Kontrast groteskerweise jedoch verstärken. Facettenreich, so wie „Ars Moriendi“ selbst, ist es freilich auch. Man mag das Frontbildnis als karg und finster abstempeln, doch die Bayern haben sich auch hier etwas gedacht.

Obwohl LUNAR AURORA manchmal den Eindruck erwecken, als würden sie bedingt durch ihre raue Spielart noch keine beachtliche Reife an den Tag legen, überkommt den Hörer ein wohliger Schauer beim Musikkonsum. Und dieser oberflächliche Trugschluss wird auch alsbald abgeschüttelt, denn „Ars Moriendi“ ist voller Einzelheiten und Melodien, welche behutsam und sehr versiert miteinander verwoben wurden. Stetig verharrt der Gedanke an gen Äther strebende Klangcollagen, wenn nur für den Hauch eines Momentes das Keyboard erklingt. LUNAR AURORA gehören seit jeher ihrem eigenen Kosmos an, die Musik war schon immer etwas extravagantes, setzt man sie in Relation mit anderen Gruppen und ihren Erzeugnissen. Sie bewegt sich durch die eosophobischsten Winkel der Erde, zieht durch die Schatten. Dies mag auf Anhieb befremdlich sein, schrieb ich doch etwas von kosmischem Streben, doch sind weite Klangesfernen auch umhüllt von Dunkelheit, welche durch ihre xenos-artige Erscheinung eine ebenso große Faszination ausstrahlt. Diese Faktoren werden durch die Komponenten Erhabenheit und spielerische Kreativität ergänzt, womit die Band eine schier atemberaubende Atmosphäre erschafft.
Wie kann man dieses Kunstwerk noch besser beschreiben? Fast gar nicht, instrumental ist es schon ein Wahnsinnswerk. Der Gesang ist klar und einfach typisch LUNAR AURORA, wobei man hinzufügen muss, dass die Gruppe hier nicht selten das Tempo vermindert und Passagen einfügt, in denen der Gesang fast ins Wahnsinnige und Selbsterfüllende abgleitet. Unterlegt sind diese meist mit wunderbar komponierten Keyboardklängen, welche den Gesang noch intensivieren. Feines Gespür bewies man ebenso bei den Gitarrenarrangements, welche treibenden, einnehmenden und gewaltigen Charakter besitzen. Die Tempowechsel und Breaks steigen die Satisfaktion seitens des Hörers abermals. Auf ein Stück kann man dann doch eingehen, da in jenem nicht so viele wunderbare Ingredienzen miteinander konfundiert worden sind. Der fast schon liebliche, sehr harmonische Ausklang, ein vom Wind entfachtes Glöckchenspiel, besitzt Tiefe; man wird das Gefühl nicht los, als würde diese Idylle Trauer tragen. Die Melancholie ist nicht selten auf „Ars Moriendi“ zu vernehmen, wobei sie fast mehr in Sehnsucht hinübergleitet.

Nur unzureichend kann ich die Begeisterung wiedergeben, die mich bei den Klängen von LUNAR AURORA immerzu packt, beschreiben. Zu schön, zu atemberaubend, zu vielseitig, zu weitreichend und sehr elegisch ist die Musik, als dass Worte genügen würden. Wenn Musik für sich spricht, dann besonders bei den Bayern. Niemals ertönt ein Lied wie das andere, doch alle weisen dieselben Besonderheiten auf, wie Brüder im Geiste, es ist eine sehr sublime Art von Musik. Zumindest diese Gegebenheit ist es, welche einen Teil von – nicht nur, aber auch – „Ars Moriendi“ ausmacht. Immer wieder ergibt dies eine seltsame Anziehungskraft, als würde man Sirenen lauschen.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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