Lateinische Bandnamen und lustige Pseudonyme haben ihre plakative Wirkung über die Jahre eingebüßt, LUNA AD NOCTUM sind aber auch schon eine Weile im Geschäft. Seit sich AN6, T.Infamous, Blasphemo und Dragor das letzte Mal ins Studio begaben, ist dennoch einige Zeit vergangen. Ihr neuestes Werk hört nun auf den Namen „Hypnotic Inferno“.
Das Prädikat „Symphonic“, das die Polen ihrem Black Metal beifügen, sieht sich in einem mal mehr, mal weniger dezent im Hintergrund wabernden Keyboard verwirklicht. Vermutlich soll die Silbe auch einen generellen Hang zur melodramatischen Melodik ausdrücken, denn diese haftet der Scheibe in der Tat an, wenngleich das in diesem Genre nichts Außergewöhnliches ist.
Ganz dem Black-Metal-Programm gemäß tummelt sich viel Düsternis auf „Hypnotic Inferno“. Besagtes Keyboard unterlegt die Genre-typischen Riffs und das Double-Bass-Gestampfe mit einer schummrigen Atmosphäre und nimmt ab und zu die Gestalt todernster Synthie-Chöre an. Etwas Würze bringt der polnische Akzent, der zwischen den rauen, mittelhohen Screams von Sänger AN6 hindurchsickert. Auch hellere Klänge, wie im Beginn von „Fear Technique“ oder in „Abnormal Pain“ lockern die schwere Stimmung etwas auf. Besonders formvollendete Beispiele des beschriebenen Instrumentaleinsatzes und der Kombination aus Dunkel und Hell sind vor allem das vom Blast Beat getriebene „Ether Dome“, dem man eine gewisse Ähnlichkeit zu den älteren Dimmu Borgir nicht absprechen kann, und das abwechslungsreiche „Total Sleep Disorder“.
Lobenswert ist auch die klare und saubere Produktion von „Hypnotic Inferno“, die den Sound LUNA AD NOCTUMS vom oft verwaschenen Klangbild ihrer zahlreichen Nebenbuhler abzuheben vermag. Denn in Sachen Innovation schmeißen sich die vier Herren aus Polen nicht gerade ins Zeug – man muss ja nicht immer gleich das Rad neu erfinden, aber die Konsequenz, mit der LUNA AD NOCTUM den vielfach durchgekauten Standard-BM-Sound zelebrieren, ist bemerkenswert. Viel eigenen Input und Wiedererkennungswert sucht man auf „Hypnotic Inferno“ vergeblich. Immerhin scheint das der Band herzlich egal zu sein, so selbstverständlich werden die altbekannten Charakteristika rezitiert.
Was nicht heißen soll, man könne an dieser Veröffentlichung keinen Gefallen finden. Nein, es ist sogar überraschend, wie rund sich das Ergebnis am Ende anhört, obwohl „Hypnotic Inferno“ Einheitsbrei bleibt. Ein leckerer Einheitsbrei, aber eben Einheitsbrei.
Wertung: 6.5 / 10