2012 gegründet sind die aus Chile stammenden LUCIFER’S HAMMER zwar keine alteingesessene Band, gehen aber immerhin steil auf ihr zehnjähriges Jubiläum zu. In diesem Beinahe-Jahrzehnt schafften es die Herren aus Santiago immerhin auf zwei Alben und eine EP und konnten sich unlängst einen Vertrag mit den Underground-Spezialisten von High Roller Records sichern. Nachdem die bereits ihr letztes Album „Time Is Death“ in limitierter Vinyl-Version anboten, erscheint nun auch der gerade veröffentlichte LUCIFER’S-HAMMER-Langspieler „The Trip“ über jenes Label.
Auf „The Trip“ machen es LUCIFER’S HAMMER ihrer Hörerschaft angenehm leicht, denn die Truppe präsentiert sich als Sinnbild einer NWOTHM-Band: Ab dem Opener „Oppression“ setzen die Chilenen ihre Häkchen bei absolut allem, was den Retro-Sound ihrer Sparte ausmacht. Dank erdig-warmem (Gitarren-)Sound direkt aus der goldenen Schallplatten-Ära, einem Sänger mit ordentlich Hall auf der Stimme und Songstrukturen, die ungefähr so originell sind wie seinerzeit das Brezelfenster im VW Käfer, ist die Combo von Kollegen wie Ambush oder Ram kaum zu unterscheiden. Weil LUCIFER’S HAMMER dabei aber auch nichts falsch machen, ist ihr neues Album für sich genommen keine schlechte Platte.
Denn wer kein Problem damit hat, dass „The Trip“ keine Überraschung bereithält, der wird mit einem spaßigen und durchweg gut gemachten Album belohnt, das als mustergültige Definition für das Genre NWOTHM gelten kann. Da gibt es Uptempo-Nummern wie „The Forest Of Tar Tac“, Rockiges wie „Land Of Fire“ oder „I Believe In You“ und in „All Stories Come To An End“ wird der obligatorische Galopp aufgefahren. Das alles meint man nicht nur schon irgendwo gehört zu haben, sondern kennt es sogar mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schon von anderen Interpreten insbesondere aus dem angelsächsischen Raum, denn LUCIFER’S HAMMER bewegen sich mit ihrer Musik ausschließlich auf ausgetretenen Pfaden.
Weil die Burschen aus Santiago aber genau verstanden haben, was den Sound ihrer Vorbilder – die hier übrigens nicht näher genannt werden müssen, weil sie erstens offensichtlich und zweitens für eine Aufzählung zu viele sind – auszeichnet, macht „The Trip“ von Anfang bis Ende großen Spaß. Die Riffs und nicht selten mitreißenden Refrains der genannten Songs mögen vielleicht nicht originell sein, aber sie klingen trotzdem – oder gerade deswegen – absolut authentisch. Und da diese Musiker auch noch routinierte Songwriter sind, ist diese Platte trotz ihrer Vorhersehbarkeit nicht langweilig, was sich vor allem daran zeigt, dass auch längere Instrumentalparts zu keiner Zeit fad sind. Hinzu kommen nicht unbedingt technisch beeindruckende, aber dank ihrer Melodiebetontheit stets songdienliche Leadgitarren und schon liefern LUCIFER’S HAMMER die Blaupause für glaubwürdigen Heavy Metal der ganz alten Schule.
Es hat durchaus sein Gutes, dass die meisten Alben gut sichtbar mit dem Logo der betreffenden Band gekennzeichnet sind, denn im Falle von „The Trip“ hätte man bei „blindem“ Hören große Schwierigkeiten, zu erraten, dass man es ausgerechnet mit LUCIFER’S HAMMER zu tun hat. Weil die Truppe aus Chile auf ihrer neuesten Platte keinen Millimeter von der seit 40 Jahren gültigen Formel für traditionellsten Traditions-Metal abweicht, klingt sie eben wie jeder derzeitige Vertreter der Sparte NWOTHM. Das macht „The Trip“ mitnichten zu einem schlechten Album – schließlich steckt wirklich alles drin, was Fans des Genres hören wollen – aber es verdammt LUCIFER’S HAMMER selbstverschuldet zur Gesichtslosigkeit. Es ist jedoch anzunehmen, dass die Band dafür keinesfalls zu bedauern ist, denn auf einschlägigen Festivals wie dem „Keep It True“ oder dem „Up The Hammers“ sind solch gleichermaßen passionierte wie begabte Nachahmer immer willkommen.
Wertung: 7 / 10