Das Cover von "Live In Tokyo" von Loudness

Review Loudness – Live In Tokyo (2CD/DVD)

  • Label: earMUSIC
  • Veröffentlicht: 2019
  • Spielart: Heavy Metal

International als eine der größten Metal-Bands der 80er gefeiert, gehören LOUDNESS in ihrem Heimatland Japan zum Kulturerbe. Anders als manch andere Band ruhen sich die Burschen jedoch nicht auf den Lorbeeren vergangener Tage aus, sondern veröffentlichen bis heute regelmäßig neue Alben und bleiben so relevant. Da verwundert es kaum, dass die Truppe um Frontmann Minoru Niihara im vergangenen Jahr an jedem Tag des „Metal Weekend“ im Club „Zepp Driver City“ in Tokyo als Headliner aufspielte – ein Spektakel, das die Band sodann auf mehreren CDs und DVD festhielt. Da sich LOUDNESS über die Jahre den Ruf als hervorragende Live-Band erspielen konnten, ist ein derart prall gefülltes Paket an Mitschnitten natürlich einen Blick wert.

Man möchte versucht sein, die in „Live In Tokyo“ enthaltene DVD als den Hauptteil dieses Pakets zu betrachten, doch das stimmt nicht so ganz. Jedes der enthaltenen Medien ist einem anderen Tag des „Metal Weekend“ gewidmet, wobei die DVD durchaus den Anfang machen sollte, ist auf ihr doch der erste Tag des Festivals verewigt. Bild und Ton gehen vollkommen in Ordnung – zwar ist es etwas schade, dass LOUDNESS mit DVD statt Blu-ray etwas hinter der Zeit bleiben, aber dafür sieht „Live In Tokyo“ ziemlich gut aus und klingt zeitgemäß fett. Der Schnitt ist dabei bestens ausgeführt, weshalb jeder Musiker zum richtigen Zeitpunkt in den Fokus genommen wird und Gitarrenfans dem Chef-Frickler Akira Takasaki bei jedem seiner atemberaubenden Soli genauestens auf die Finger gucken dürfen – so muss das sein.

Mit Songs wie „Like Hell“, „Heavy Chains“ und dem grandiosen „S.D.I.“ sind hier natürlich die größten Hits aus der ersten Hochphase der Band zu finden. Allerdings sind neue LOUDNESS-Alben weit mehr als ein Alibi, um mal wieder auf Tour zu gehen und dann doch nur die Klassiker zu spielen: Mit „Soul On Fire“, „I’m Still Alive“, „Go For Broke“ und „Until I See The Light“ haben es etliche Songs vom aktuellen Longplayer „Rise To Glory“ in die Setlist geschafft. Zudem findet sich hier mit „The Sun Will Rise Again“ auch noch der Titeltrack ihres vorangegangenen Albums und so wird deutlich, dass LOUDNESS definitiv hinter ihrem neuen Material stehen und das kann bei weitem nicht von jeder Band behauptet werden, die sich ihren Status schon vor 30 Jahren erspielte.

Gegen Ende hin wird es auf der DVD leider ein wenig chaotisch, denn nach dem abschließenden „S.D.I.“ folgen noch der Dauerbrenner „Crazy Nights“ sowie die Band-Hymne „Loudness“ – ersterer allerdings von Tag drei und letztere von Tag vier. Zudem ist es schwer nachvollziehbar, warum ausgerechnet diese Version von „Crazy Nights“ auf die DVD musste: Zwar wird die Band hier von Riot V, die ebenfalls auf dem „Metal Weekend“ spielten, unterstützt, allerdings versagt ausgerechnet beim Solo von deren Gitarrist Mike Flyntz die Technik, weshalb der Mann auf Stummschaltung spielen muss. Das hat etwas von Coitus Interruptus und hätte gerne im Archiv verschwinden dürfen.

CD Nummer eins enthält das Set von Tag drei, das mit neun Songs etwas knapper bemessen ist als das des Auftritts am Vortag. Ein Blick auf die Tracklist macht deutlich, dass hier vor allem alteingesessene Fans auf ihre Kosten kommen, denn keiner der Songs wurde nach 1985 veröffentlicht – mit sechs der neun Titel macht das legendäre „Thunder In The East“-Album sogar zwei Drittel des mitgeschnittenenen Konzertes aus. Auch auf den CDs ist am Sound nicht viel auszusetzen, das Klangbild ist schön ausgewogen abgemischt und klingt so roh, wie eine Live-Situation es eben an sich hat. Die Direktheit des Mitgeschnittenen legt nahe, dass es sich hier in erster Linie um eine Mischpult-Abnahme handelt, was dem Druck des Gebotenen natürlich zugutekommt, jedoch den Raum-Anteil vermissen lässt. Das stört nicht wirklich, fällt aber – anfangs – auf.

Mit dem Set von CD zwei (Tag drei) gehen LOUDNESS sogar noch einen Schritt weiter zurück und beschränken sich auf ihre beiden Alben „The Law Of Devil’s Land“ (1983) und „Disillusion“ (1984). Weil alles, was vor „Thunder In The East“ erschienen ist, als eher obskur zu betrachten ist, richtet sich dieses Set vermutlich eher an das einheimische Publikum sowie an alle Die-hard-Fans, die auch damals schon jede Platte über welche Vertriebswege auch immer gekauft haben. Da LOUDNESS aber ja wie erwähnt auch ihr aktuelles Material bedienen und an drei (eigentlich sogar vier) aufeinanderfolgenden Abenden kaum immer das gleiche Set gespielt werden kann, geht auch dieses Kramen in der musikalischen Mottenkiste absolut in Ordnung.

Mit „Live In Tokyo“ haben LOUDNESS ein wahrhaft wertiges Live-Paket geschnürt: Drei Datenträger mit drei verschiedenen Sets in Bild und Ton bieten eine derart umfassende Werkschau des Schaffens der Truppe, dass hier kein Fan der Japaner enttäuscht werden dürfte. Obendrein waren die drei hier festgehaltenen Abende auch noch ein Heimspiel für LOUDNESS, weshalb Band und Publikum in Höchstform eingefangen wurden. Und weil sowohl CDs als auch DVD auch auf technischer Seite nahezu anstandslos überzeugen, kann für „Live In Tokyo“ eine uneingeschränkte Kaufempfehlung ausgesprochen werden.

 

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Wertung: 7.5 / 10

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