Review Lost World Order – Parasites

  • Label: GoodDamn
  • Veröffentlicht: 2012
  • Spielart: Thrash Metal

Erst zwei Jahre ist es her, dass die deutschen Thrasher LOST WORLD ORDER, ehemals Spectre Dragon, mit ihrem zweiten Album unter neuem Namen für Aufsehen sorgten – war „Marauders“ doch ein Thrash-Album, wie man es sich nur wünschen konnte: Energiegeladen, mit Biss und bei alledem nicht bloß ein lauwarmer Aufguss in die Jahre gekommener Heldentaten anderer Kapellen.
Nun steht mit „Parasites“ das nächste Album der Nordrhein-Westfalen in den Startlöchern – bereit, die Thrash-Szene ein weiteres Mal wachzurütteln.

Denn wo Thrash in den USA und England boomt wie selten, und junge Bands wie Warbringer, Municipal Waste oder Evile zu echten Metal-Größen aufsteigen, ist „Deutscher Thrash Metal“ immer noch ein Synonym für die Heldentaten heutiger Legenden wie Kreator, Sodom, Destruction oder Tankard – vollbracht zumeist jedoch vor rund einer Dekade.
LOST WORLD ORDER könnten dies, zumindest im kleinen, ändern – hat doch auch „Parasites“ mehr als nur Potential. Vielmehr vereinen die vier Musiker hier alte Tugenden deutscher Dresch-Kultur mit dem frischen, ungezügelten Spirit der neuen Thrash-Bewegung – und präsentieren so ein Album, das jeden Fan des Genres verzücken wird – und dennoch mehr ist als nur eine Hommage an die Vorreiter des Genres.
Ganz ohne Parallelen kommt man in einem Genre wie Thrash Metal dann aber doch nicht aus – ist die Schublade dafür doch ein bisschen zu eng. Als erste Referenz kommt einem hier, wie bereits beim letzten Album, Kreator in den Sinn – erinnert Mattys Stimme doch stellenweise derart stark an die von Mille Petrozza, dass man meinen könnte, dessen kleiner Bruder stünde hier am Mikrophon.
Doch auch andere Sänger-Koryphäen lassen sich hier problemlos „wiederfinden“ – weiß doch beispielsweise der Titeltrack mit merklicher Destruction-Note aufzuwarten, „jodelt“ sich Matty hier in guter Schmier-Manier in die Verse. Auch musikalisch ist man bei beiden Bands nicht ganz verkehrt – sind die Songs doch ziemlich genau zwischen den eher elaborierten Kompositionen der Essener sowie den eher straighten Riffs des Trios aus Weil am Rhein anzusiedeln. Dass der Kreator-Bezug stellenweise fast einen Zacken zu weit geht, sei an dieser Stelle nur als Randnotiz vermerkt – dürfte sich daran in diesem Genre doch wohl keiner so wirklich stören.

Wie so oft – oder eigentlich fast immer – im Thrash Metal liefern auch LOST WORLD ORDER mit ihrem dritten Album nichts gänzlich Neues ab – unverbraucht klingt „Parasites“ trotzdem: In dynamischem, lebendigem Soundgewand präsentiert Band, die von Bassist McZ bis vor Kurzem noch geschlossen bei der deutschen Black Metal-Band Geist (beziehungsweise Eis) engagiert war, zehn Thrash-Granaten – und füllt damit ganz nebenbei fast eine Stunde, fallen die Songs doch eigentlich durch die Bank für das Genre ungewöhnlich lang aus. Langeweile kommt hier dennoch nicht auf – viel mehr der Wunsch, LOST WORLD ORDER endlich auch einmal live erleben zu dürfen.

Wertung: 8.5 / 10

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