Black Metal ist bekanntermaßen nicht gerade ein Genre, das sich dafür anbietet, eine positive Lebenseinstellung zum Ausdruck zu bringen. Nur wenige Vertreter dieser Musikrichtung stellen ihr schwarzseherisches Weltbild jedoch derart ins Zentrum ihres Schaffens wie LOS MALES DEL MUNDO. Auf ihrem Debütalbum „Descent Towards Death“ bezieht die zweiköpfige Band sich inhaltlich auf die pessimistischen Aspekte der Philosophie Friedrich Nietzsches, Arthur Schopenhauers und Emil Ciorans. Entsprechend finster klingt die Platte, für deren Produktion Nikita Kamprad (Der Weg einer Freiheit) verantwortlich zeichnet.
Die Wahl ihres in Black-Metal-Kreisen nicht unbekannten Produzenten, den LOS MALES DEL MUNDO zudem als Gastbassisten engagiert haben, gibt bereits Aufschluss über die klangliche Ausrichtung der Argentinier. Obgleich die philosophischen Inspirationen zu ihren Songs bereits einige Jahrzehnte auf dem Buckel haben, sind LOS MALES DEL MUNDO in musikalischer Hinsicht keine Traditionalisten. Das Duo spielt auf „Descent Towards Death“ demnach keinen rumpligen Oldschool Black Metal, sondern die moderne Stilvariante.
Das Elend der menschlichen Existenz thematisieren LOS MALES DEL MUNDO nicht wie so viele ihrer Genre-Kollegen aus der Perspektive einer misanthropischen Kunstfigur, sondern auf äußerst persönliche Weise, was sich auch in der musikalischen Aufbereitung niederschlägt. So klingen die gewaltigen Screams, die griffigen Gitarrenriffs und das an einigen Stellen bemerkenswert furios gespielte Schlagzeug zwar ausgesprochen bedrohlich, jedoch nicht aufgesetzt bösartig, sondern aufrichtig gramvoll. Besonders intensiv kommt der vertonte Schmerz im stechenden Schreigesang zum Ausdruck, der in seinen extremsten Momenten an Dani Filths Performance auf den frühen Cradle-Of-Filth-Platten erinnert („The Silent Agony“).
Indem LOS MALES DEL MUNDO immer wieder auch bedeutungsschwer getragene Passagen mit trübsinnigen Leadmelodien („Falling Into Nothing“) und sogar lässig zurückgelehnte Soli („Eternal Circle Of Vain Efforts“) einschieben, entfalten die nie allzu lang auf sich warten lassenden Klanggewaltausbrüche eine umso eindringlichere Wirkung, die durch Kamprads fülligen Sound zusätzlich verstärkt wird. Einziger Wermutstropfen ist der hin und wieder aufkommende Mangel an prägnantem Songwriting, sodass „Descent Towards Death“ trotz seiner recht kompakten Länge von 41 Minuten teilweise mittelmäßiges Füllmaterial beinhaltet.
Abgesehen von seinem Artwork, das ein ähnlich beunruhigendes Bild wie Dehn Soras Fotografien für Throane abgibt, sticht an „Descent Towards Death“ nicht besonders viel heraus. Im Grunde machen LOS MALES DEM MUNDO hier nichts, womit ihnen nicht schon viele andere Post-Black-Metal-Bands (wie etwa Der Weg einer Freiheit) zuvorgekommen sind. Nichtsdestotrotz haben LOS MALES DEL MUNDO ihre erste Platte rundum solide umgesetzt: Die Songs sind schlüssig – wenn auch nicht immer durchwegs spannend – aufgebaut, mit einem kraftvollen Sound versehen und in ihren heftigsten Höhepunkten von durchaus erschütternder Schwere. Wer sich eine Dreiviertelstunde lang schlecht fühlen möchte, findet in „Descent Towards Death“ somit die dazu passende musikalische Untermalung.
Wertung: 7 / 10