Review Lorna Shore – Flesh Coffin

Deathcore gilt seit Jahren als tot. Große Bands wie Carnifex, Thy Art Is Murder oder Whitechapel spielen schon lange eher eine Mischung aus Death, Black und Progressive Metal anstatt reinen Deathcore. Zu stumpf und simpel erscheint vielen heute der klassische Sound dieses Genres. Aber hat der Deathcore wirklich nichts mehr zu bieten? LORNA SHORE zeigen mit ihrem Zweitwerk „Flesh Coffin“, dass ein totgeglaubtes Genre noch äußerst vital sein kann.

Bereits beim Opener „Offering Of Fire“ wird deutlich, welchem Sound LORNA SHORE frönen. Hier regiert recht klassischer Deathcore, der immer wieder mit Synthiesounds unterlegt wird. Wer bereits beim Lesen denkt, dass das irgendwie nach jüngeren Carnifex klingt, liegt zum Teil richtig. Bei einigen Stellen fühlt man sich tatsächlich stark an die Kalifornier und ihre letzten Alben erinnert. Auch bei LORNA SHORE sind diese Sounds kalt und düster und verleihen den Songs etwas Bedrohliches, fast schon Lauerndes.

Daneben stechen vor allem die Stimme von Sänger Tom Barber und die Leistung von Schlagzeuger Austin Archey hervor. Wie eine Maschine trommelt letzterer durch die Songs, man höre nur die brutalen Blast-Parts in „Infernum“ oder „Desolate Veil“. Bei aller Härte agiert Austin Archey trotzdem äußerst präzise und detailliert. Zur erbarmungslosen Brutalität von „Flesh Coffin“ trägt auch besonders Tom Barbers Stimme bei. Diese reicht von hohem Gekeife bis zu abgrundtiefen Growls und erstaunt immer wieder mit ihrer Variabilität.

Natürlich ist das hier Gebotene weder neu noch innovativ. Die Songs könnten auch von frühen Suicide Silence oder Whitechapel stammen, aber Spaß macht „Flesh Coffin“ trotzdem. Und bei Songs wie dem Titelstück oder „Fvneral Moon“ mit ihrer herrlich brutalen und düsteren Atmosphäre ist es einem eigentlich ziemlich egal, ob dass jetzt Songwritig auf höchstem Niveau ist oder nicht.

Die Texte auf „Flesh Coffin“ drehen sich alle mehr oder weniger direkt um den Tod. Es geht um Menschen, die bereits innerlich tot sind und darum, dass der Tod unausweichlich auf jeden von uns wartet. Die Texte drücken ein hohes Maß an Resignation und Bitterkeit aus und werden von Tom Barber äußerst intensiv dargeboten. Im Zusammenspiel mit der Musik entsteht so ein bedrückendes und dystopisches Album.

Aber leider hat „Flesh Coffin“ auch eine recht große Schwäche: Die Songs bleiben nicht hängen. Natürlich ist das Album handwerklich und technisch auf höchstem Niveau, aber wirklich griffig ist es nicht. Was in der ersten Hälfte des Albums noch Spaß gemacht hat, wird auf den letzten Metern eher anstrengend. Man ertappt sich immer häufiger dabei, dass man dem Geschehen nicht mehr wirklich folgen kann.

Natürlich darf man nicht vergessen, dass es sich bei „Flesh Coffin“ erst um das zweite Album von LORNA SHORE handelt. Dafür ist ihnen ein wirklich solides und gutes Album gelungen, das trotz aller Sperrigkeit Lust auf mehr macht. Wenn LORNA SHORE auf dem nächsten Werk etwas eigenständiger und griffiger werden, sind sie auf dem besten Weg  in den Deathcore-Olymp.

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Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Juan Esteban

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