Arena, The Urbane, Kino, It Bites, Frost* und LONELY ROBOT: John Mitchell hat sich in diesem Jahrtausend schon mit so einigen Bands einen Namen in der Prog-Szene gemacht und sich dabei eine ganz eigene Handschrift zugelegt – sein Spiel ist warm und melodisch, sein Songwriting unverkennbar. Das ist ein großes Lob für einen Musiker, hat aber leider auch eine Schattenseite: LONELY ROBOT klingt im Grunde ganz genau wie Kino und It Bites – beides Projekte, in denen Mitchell federführend war.
An sich wäre das nicht weiter schlimm, aber leider erreichen weder das LONELY-ROBOT-Debüt „Please Come Home“ noch „The Big Dream“ die gleiche Halbwertszeit. Ohne Frage: Mitchell weiß, wie man Ohrwürmer schreibt – Songs wie „Sigma“, „Everglow“ und „Symbolic“ sind dafür ein mehr als eindeutiger Beweis. Sie haben Melodien, denen man sich einfach nicht entziehen kann, sind wunderbar arrangiert und knackig produziert. Der Rest der Platte ist nicht weniger eingängig, nutzt sich aber doch deutlich schneller ab. Es fehlt an Tempo und Überraschungsmomenten. Mitchells Stilmix aus AOR und Neoprog kommt zu schnell an seine Grenzen und kann die Aufmerksamkeit des Hörers nicht über die gesamte Spielzeit von 53 Minuten aufrechterhalten.
Wirklich toll hingegen ist der warme, blitzsaubere und sehr dichte Sound der Scheibe – eine weitere Eigenart jeder Mitchell-Produktion. Natürlich kredenzt uns der Engländer auch wieder zahlreiche seiner grandiosen, „singenden“ Soli. Schlagzeuger Craig Blundell untermauert zudem nachhaltig, dass er zu den derzeit eindrucksvollsten Progressive-Rock-Drummern gehört. Sein Spiel erinnert mich stilistisch stark an Gavin Harrison. Genauso wie der King-Crimson-Drummer hat auch er ein großartiges Gespür dafür, was der Song braucht. Er ist ungemein tight, lotet die Grenzen aus, geht aber nie darüber hinaus.
Waren an dem ersten LONELY-ROBOT-Album noch zahlreiche Gastmusiker wie Steve Hogarth (Marillion) oder Nik Kershaw beteiligt, haben Mitchell und Blundell dieses Mal alles allein eingespielt – lediglich ein paar Backing Vocals von Kim Seviour kommen noch hinzu. „The Big Dream“ klingt deshalb deutlich homogener und wie aus einem Guss. Das passt gut zum konzeptionellen Charakter der Scheibe, die von einem Astronauten erzählt, der aus dem kryogenen Tiefschlag aufwacht. So weit, so spacig? Nein, denn er findet sich in einer ländlichen Umgebung wieder und trifft auf Menschen, die Tierköpfe haben. Surreal!
Fazit: „The Big Dream“ ist ein typisches Mitchell-Album. Handwerklich tadellos, aber sehr vorhersehbar. Das eigentliche Highlight der Platte ist das Schlagzeugspiel von Craig Blundell – und natürlich die unnachahmlichen Gitarrensoli. Vielleicht sollte Mitchell mal über eine Instrumentalscheibe nachdenken?
Wertung: 6.5 / 10