LONELY KAMEL, das sind vier Herren aus dem wunderschönen Oslo, welches ja bekanntermaßen am Oslofjord und nicht mitten in einer ausgedehnten Wüstenlandschaft liegt. Somit ist der Bandname schon ein wenig irreführend, wenn auch sehr passend mit Blick auf die dargebotene Musik. „Shit City“ ist das bereits vierte Werk der im Jahre 2006 gegründeten Truppe und dank der aktuellen Retro-Welle wohl auch das mit den besten Chancen auf größeren Erfolg.
Mit dem Stichwort „Retro-Welle“ wären wir auch beim Kern der Sache angekommen. LONELY KAMEL spielen nämlich knochentrockenen Hard Rock mit Einflüssen aus Blues, Psychedelic Rock, Stoner Rock und ein wenig klassischem Doom Metal. Alles in allem also genau die Rezeptur, die momentan hunderte anderer Bands genau so zelebrieren. Zeitlich kann man ebenfalls wieder das Ende der Sechziger und den Beginn der Siebziger als Referenz heranziehen.
„Shit City“ ist aber beileibe kein „shit“, sondern viel eher ein grundsolides Album mitten im aktuellen Trend. Die vier Jungs aus Norwegen haben einen authentischen Sound kreiert, der mal, wie bei „White Lines“, stark an Iron Butterfly erinnert und dann wieder an Größen wie Led Zeppelin, ein klein wenig Black Sabbath oder gelegentlich auch an modernere Vertreter wie Kyuss. Einzig fehlt es an der gewissen Note. Sei es nun die lässige Blues-Attitüde, die beispielsweise Zodiac auszeichnet, die ungestüme Wildheit wie bei The Vintage Caravan oder eine wirklich markante Stimme wie bei den Blues Pills. LONELY KAMEL reißen all dies zwar an, bleiben in einigen Momenten aber doch zu konservativ.
Trotz dieser zuweilen konservativen Ausrichtung gibt es auch ausladende Momente, wie zum Beispiel in „I Feel Sick“ oder „Seal The Perimeter“, bei denen die Stärken der Band gut zum Ausdruck kommen. Da wäre zum einen die starke Rhythmusfraktion, die vor allem durch das treibende und abwechslungsreiche Drumming punktet. Der Bass liefert zudem einige schön groovende Momente, in denen man sich leicht beim berühmten Mitwippen ertappt. Der Gitarrensound ist knochentrocken und solide abgemischt, sodass die Riffs kräftig aus den Boxen kommen, jedoch nicht übermäßig druckvoll hervorpreschen und alles andere in den Hintergrund drängen. Wie es sich gehört, fehlen die kleineren und größeren Soli natürlich auch nicht. Zumindest in der B-Note gibt es jedoch Abzüge für den Gesang, da dieser nur sehr wenig Abwechslung mit sich bringt und vor allem zu oft effektüberladen klingt.
LONELY KAMEL reiten mit „Shit City“ letztendlich irgendwo in der Mitte der Retro-Rock-Welle mit, ohne jedoch aus der großen Masse an Bands herauszustechen. Wer den Retro-Sound mag und wer ein gutes Album für lange Roadtrips sucht, der darf hier ungeniert zugreifen, ansonsten bleibt es dabei, dass Bands wie Zodiac, Blues Pills oder The Vintage Caravan ganz klar mehr zu bieten haben.
Wertung: 6 / 10