Review LLNN – Unmaker

Der musikalische Ansatz von LLNN ist ein schon ein Besonderer: Ihr Post-Metal wirkt spätestens seit dem großartigen 2018er Output „Deads“ kälter und maschineller, ein wenig mehr Industrial, als bei der Genre-Konkurrenz. Aber funktionieren verzerrte Wasserkocher und sonstige zweckentfremdete Haushaltsgeräte ein weiteres Mal als Alleinstellungsmerkmal oder ist der Drops gelutscht und das aktuelle Album „Unmaker“ ein Fall für den Elektroschrottcontainer?

Weder noch: Die Dänen haben noch eine Schippe drauf gepackt und statt Wasserkocher und sonstigen Alltagsgeräten das komplette Inventar eines Hufschmieds durch die akustische Mangel gedreht. Und die Mühe hat sich gelohnt, denn Hammer, Amboss und Co. machen auf „Unmaker“ als rhythmische Ergänzung durch die Bank eine gute Figur, ebenso wie die mächtigen und unterkühlten Synths von Ketil G. Sejersen, die zwar für einen Hauch von Melodie im Sludge-Sumpf von LLNN sorgen, aber keinesfalls für Entspannung.

Die Rhythmusgruppe bestehend aus Rasmus G. Sejersen (Schlagzeug) und Rasmus Furbo (Bass) groovt auch auf „Unmaker“ ungemein, die Vocals und Riffs von Frontmann Christian Bonnesen sind noch hasserfüllter und härter als auf „Deads“ – die Entwicklung ist nur konsequent, die Marschrichtung stimmt. Einer der bemerkenswertesten Aspekte von LLNNs aktuellem Album jedoch ist, wie selbstverständlich kompromisslose Härte und intensive Stimmung auf „Unmaker“ Hand in Hand gehen – schön zu hören im zweigeteilten „Division“: Die erste Hälfte ist ein derbes Brett, während die zweite Hälfte in Sachen Atmosphäre besticht. Kompakte, aber unkonventionelle Songstrukturen, die sich nicht immer am üblichen Verse-Chorus-Ablauf orientieren, gestalten den dritten Longplayer des Quartetts durch die Bank abwechslungsreich. Die Produktion ist gelungen und ausgesprochen fett – auch hier gibt es seit jeher nichts zu meckern.

Ebenfalls bemerkenswert: Pelagic Records bietet für Vinyl-Freunde ein besonderes Schmankerl in Form einer zweiten LP, die lediglich die elektronischen Elemente von „Unmaker“ beinhaltet. Der Einfluss von Soundtrack-Komponisten wie John Carpenter oder Brad Fiedel wird ohne Drums und Saiteninstrumente noch deutlicher.

Wer den Vorgänger „Deads“ mochte, wird auch mit dem Nachfolger seine Freude haben: Der untypische, Hardcore- und Industrial-geprägte Post-Metal von LLNN ist einzigartig, bietet einen hohen Wiedererkennungswert, und wird auf Albumlänge spannend präsentiert, ohne sich anzubiedern. Dass die Spielzeit von „Unmaker“ knapp unter 40 Minuten liegt, ist der einzig erwähnenswerte Wermutstropfen. Post-Metal-Hörer, aber auch Fans von Bands wie Meshuggah oder Converge dürfen ein Ohr riskieren und werden sicher nicht enttäuscht.

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Wertung: 9 / 10

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