Review LLNN – Deads

Was haben John Carpenter und Meshuggah gemeinsam? „Deads“, der zweite Longplayer der Post-Metal-Band LLNN klingt auf jeden Fall ein wenig so, als ob sich besagte Musiklegenden zusammengetan hätten, um den Soundtrack für die anstehende Apokalypse zu schreiben. Die dänischen Musiker zeigen sich dabei zwar kompromisslos hart (wenn auch rhythmisch nicht ganz so schräg und komplex wie die zuvor genannten Schweden, dafür aber insgesamt (Post-)Hardcore-lastiger), lassen aber melodisch-atmosphärische Passagen nicht missen. Ist das noch Kunst oder kann das weg?

Die Zutaten, aus denen LLNN ihren Musikcocktail (besser gesagt: ihren Schierlingsbecher) mixen, sind altbewährt: geshoutete Vocals, tiefergestimmte Gitarren (die tuning- und mischungsbedingt manchmal fast Djent-mäßig rüberkommen können), eine groovig-schleppende, aber hochpräzise Rhythmusgruppe und Synthesizersounds, die durchaus die eine oder andere Erinnerung an die achtziger Jahre wecken – das ist der Stoff, aus dem die Albträume sind und tatsächlich wesentlich spannender, als man zunächst aufgrund der Zusammensetzung vermuten mag. Rein technisch kann man LLNN nichts vorwerfen: Songwriting und musikalische Umsetzung sind spitze, die Produktion ausgesprochen mächtig. Dies überrascht nicht, saß doch Jacob Bredahl (Ex-Hatesphere) hinter dem Mischpult. Für das Mastering holte man sich die Producer-Legende Tue Madsen (der u.a. für Meshuggah, The Haunted oder auch Disbelief gearbeitet hat) ins Boot und der Mann hat „Deads“ ohne Frage die richtige Dosis Bumms verpasst: die Platte ist einfach unglaublich fett, die Drums knallen und die Gitarren knurren angenehm tief. Auch Vergleiche mit Phantom Winter (minus die Black Metal-Elemente, plus eingangs erwähnte Post-Hardcore-Attitüde) sind zulässig, denn LLNNs Musik triggert gerne mal ähnliche Hirnareale wie die Würzburger an.

Ein Alleinstellungsmerkmal sind ohne Frage die sehr speziellen elektronischen Elemente, die gerne mal so klingen, als ob sich Cthulu (oder irgendwas aus „Pacific Rim“) höchstpersönlich aus dem Ozean erheben würde (so gehört bei Minute zwei im recht verschachtelten Song „Parallels“). Hier hat Elektroniker Ketil G. Sejersen ganze Arbeit geleistet, basieren doch manche Sounds auf stark entfremdeten Alltagsgeräuschen wie z.B. einem Wasserkocher. Die auf „Deads“ durchgehend spürbare, beklemmende Atmosphäre bekommt so direkt Soundtrack-Charakter: John Carpenter (u. a. „The Fog“, „Halloween“ oder „Die Klapperschlange“), Vangelis („Bladerunner“) oder auch Brad Fiedel (u. a. „Terminator 2 – Judgement Day“) lassen grüßen. Überraschend ist das nicht, die Jungs von LLNN sind große Fans der genannten Komponisten und haben durchaus ein Faible für die Soundästhetik der Achtziger. Dies zeigt sich zum Beispiel im Interlude „Civilizations“, welches nicht zuletzt durch das Drumming beinahe rituellen Charakter bekommt. Eins der Highlights ist definitiv der mit knapp acht Minuten längste Track des Albums, „Armada“, der sogar richtig schöne Wohlfühlmomente und –harmonien bietet, bevor sich nach ungefähr viereinhalb Minuten die großen Alten unter unglaublichem Höllenlärm erneut aus der Tiefe erheben.

Man könnte es ansatzweise so beschreiben: wer sich schon immer eine Mischung aus Converge, Meshuggah und John Carpenter bzw. eine musikalisch kaputte Metal-Umsetzung von H. P. Lovecrafts Universum gewünscht hat, dürfte an „Deads“ seine helle Freude haben. Ein ausgesprochen elegantes, aber extremes Stück Musik.

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Wertung: 8.5 / 10

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