Review Liv Kristine – River Of Diamonds

LIV KRISTINE Espenæs ist ohne Zweifel eine der bekanntesten und charakteristischsten Sängerinnen Norwegens. Ihre kokettierende, nie ausschweifend-opulente Stimmfarbe muss man mögen und kann es (der Autor tut es), doch ihr Erfolg mit genreprägenden Bands wie Theatre Of Tragedy beweist, dass sie damit eine breite Fanbasis erreicht. Auch ohne die Pioniere des „Beauty and the Beast“-Konzeptes gelang es LIV KRISTINE, mit Gastauftritten bei Cradle Of Filth, Bands wie Leave’s Eyes (mit ihrem langjährigen Ehemann Alex Krull von Atrocity; eine Zusammenarbeit, die nach dem Ende der persönlichen Beziehung auch musikalisch zu den Akten gelegt wurde) oder eben ihren Solo-Alben, in der metallischen Welt stets präsent zu bleiben.

„River Of Diamonds“ ist das sechste Solo-Werk Liv Christines und wurde nahezu komplett von Tommy Olsson geschrieben, mit dem Liv schon bei Theatre of Tragedy zusammengearbeitet hatte. Gastauftritte von Østen Bergøy (Long Night, Tristania), Fernando Ribeiro (Moonspell), Livs Schwester Carmen (Midnattsol) und ihrem Ehemann Michael Espenæs erweitern das musikalische Spektrum. Dazu gesellen sich so unterschiedliche Coverversionen wie „Pictured Within“ (Jon Lord) oder, Freunde der 80er dürfen aufhorchen, „True Colors“ von Cindy Lorper.

Damit ist die Stoßrichtung des Albums auch vorgegeben. Denn die Kompositionen auf „River Of Diamonds“ atmen nahezu durchgängig den Vibe eines 80er-Rock-Albums. Metal kommt hier so gut wie gar nicht vor, eher klassischer Goth-Rock à la Sisters Of Mercy (der Opener „Our Immortal Day“). Das funktioniert mal besser (der Titeltrack „River Of Diamonds“ ist zugleich das Highlight der Platte, „Love Me High“ schlägt in die gleiche Kerbe), aber leider auch mal schlechter („No Makeup“ und „In Your Blue Eyes“). Hier kommt das Album schlicht nicht in Schwung und nimmt zudem durch die schwachen Texte unnötig Schaden („The love that we do needs no make-up / so let’s make it“ könnte natürlich auch von einer beliebigen 80er-Hair-Metal-Band stammen). Ebenso überflüssig sind LIV KRISTINEs Sprechpassagen, die sie ab und an in die Stücke einfließen lässt (besonders nervig in der an sich schon wenig überzeugenden Ballade „If I Am Dreaming“).

Das ist ärgerlich, denn wenn „River Of Diamonds“ mal läuft, dann entwickelt es einen angenehm geradlinigen Groove, der zum Mitwippen und Autofahren einlädt. Das Album hat eine entspannte Lässigkeit, eine schon erwähnte 80er-Nostalgie, stellenweise Ohrwürmer und durch die Auswahl der Coverversionen und Gastauftritte auch einen breiten musikalischen Horizont, über dem eine selbstbewusste und facettenreiche Sängerin schwebt. Ein Grillabend an einem norwegischen See dürfte damit passend untermalt sein. Zu mehr als „nett und angenehm“ reicht das allerdings nicht. Was dem gemütlichen Abend aber keinen Abbruch tun soll, denn Frau Espenæs ist ein gern gesehener, sympathischer Gast und man sollte ihr ein Bier kaltstellen.

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Wertung: 6.5 / 10

Redaktion Metal1.info

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