Review Lifthrasireon – The Age Of Lifthrasir

Chronicle Of Tyrants gibt’s nicht mehr, aber auch zu Lebzeiten waren die deutschen Underground Melodic Death Metaller nicht gerade die veröffentlichungsfreudigste Kapelle, die sich so auf dem Markt tummelte. Kein Wunder also, dass deren Gitarrist Hendrik Koop-Lampe neben seinem Engagement bei ihnen noch Zeit fand, um sein eigenes Ding zu drehen. Das heißt LIFTHRASIREON und ist eine recht ambitionierte Sache, wie der Text des CD-Inlays nahelegt: „Lifthrasireon ist ein kultureller Mikrokosmos, in dem alte Sagen und Legenden des abendländischen Mythologiefundus im Gewand moderner Klangkunst und Instrumentation eine Wiedergeburt erfahren. Lifthrasireon ist revolutionärer Traditionalismus.“ Wow, große Worte, die einiges versprechen. Ob die Musik auf „The Age Of Lifthrasir“, bzw. „Das Äon des Lifthrasir“ (keine Ahnung was jetzt der offizielle Titel ist, auf der CD steht beides), das halten kann?

Los geht’s mit der „Exposition“, einem akustischen Intro komplett mit geflüstertem Text. Die Produktion ist etwas dumpf geraten und in den lauteren Parts etwas verrauscht, aber trotzdem sehr transparent. Es fehlt ein wenig der Druck hinter dem Sound, aber das kann man verschmerzen, da LIFHTRASIREONs Musik nicht versucht Arsch zu treten, sondern eher atmosphärisch daher zu kommen. Das gelingt dem Intro schon sehr gut, die Melodie und die Gitarrenarbeit allgemein gefallen gut und das Ganze kommt auch sehr schön organisch, menschlich rüber.

Wirklich los geht’s dann aber erst mit dem Hammertrack „Ictus Dolorosus“, der einen guten Querschnitt durch LIFTHRASIREONs Schaffen liefert. Anfangen tut der Song mit einem weiteren Akustikpart, dann setzen die sägende Gitarre und der sauber programmierte Drumcomputer ein. Hendrik bietet sehr gefällige Songstrukturen, die man wohl am Besten mit Falkenbach vergleichen kann. Sein Gesang schwankt dabei zwischen extrem starkem, sehr individuellem Kreischen, etwas schiefen (aber dadurch um so sympathischeren) Chören und Klargesang, der zwar prinzipiell nicht positiv hervorzuheben ist, aber durch seine Inbrunst und seine Leidenschaft alles Vergreifen in den Tönen wett macht und dadurch doch irgendwie charmant rüberkommt. Siebeneinhalb Minuten dauert „Ictus Dolorosus“ und der Song hat in dieser Zeit einiges zu bieten: mitreißende, hymnenhafte Passagen, galoppierendes Geblaste, coole Akustik-Breakdowns, nur das Ende des Songs stört irgendwie das geniale Gesamtbild, denn aus irgendeinem Grund wird der Song mitten im Akkord abgewürgt.

Ähnlich geht es dann mit „De Swartkleden“ weiter, das sich aus den gleichen Bestandteilen zusammensetzt (abgesehen davon, dass sich hier im Intro eine Panflöte findet, wenn mich mein Gehör nicht täuscht), das aber trotzdem wieder ein echter Hinhörer ist, sehr frisch rüberkommt und jede Menge Spaß macht. Wie der Rest der CD auch. Der rote Faden ist da, die Songs passen einfach zusammen, sind wie aus einem Guss, unterscheiden sich aber genug voneinander, um nicht zu langweilen.

Schade nur, dass die letzten Akkorde von „Tetzauhtototl Cihuatlampa“ (argh, den Songtitel will ich nie wieder abtippen müssen) schon nach etwas über 36 Minuten verklingen. Fünf überlange Songs (übrigens in fünf verschiedenen Sprachen, Latein, Deutsch, Englisch, Norwegisch und ein alter Maya-Dialekt, wenn ich mich nicht täusche) und ein Intro finden sich auf „The Age Of Lifthrasir“ und was LIFTHRASIREON hier abfeiern ist eine Ausnahmemischung aus Pagan und melodischem Black Metal mit ein paar Folk-Einsprengseln. Aber leider ist die Scheibe damit dennoch ziemlich kurz ausgefallen. Trotzdem ist LIFTHRASIREONs Debut absolut empfehlenswert für jeden Fan von Falkenbach, Mystical Gate, Moonsorrow oder allgemein folkigem Pagan Schwarzmetall.

Wer jetzt Blut geleckt hat, der kann sich über sein Myspace-Profil bei Hendrik melden und die Scheibe für 5€ käuflich erwerben. Die paar Kröten ist das Ding allemal wert.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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