Der kleine Inselstaat Zypern hat offensichtlich eine vielfältigere Metal-Szene, als man sich vielleicht vorstellen mag. Die Band LETHAL SAINT, die aktuell ihr selbstbetiteltes Debut über Pitch Black Records veröffentlicht, hat sich beispielsweise dem 80er-Jahre-Metal verschrieben. Und abgesehen von einer neuzeitlichen, kraftvollen Produktion atmet die Musik auch tatsächlich den Spirit aus den Frühtagen des traditionellen Heavy Metal. „Lethal Saint“ ist old-schooled as fuck!
Mit Kettengerassel und einem screamenden Sänger, der einen sofort an die guten, alten 80er erinnert, startet das Werk mit „Chains Of The Devil“ standesgemäß. Hochtöner-Attacken sind aber nicht alles, was Andreas Pougioukkas beherrscht. Sein Organ ist eher variabel und lässt sich ansatzweise mit einem jungen Rob Halford vergleichen. Doch stilbestimmt geht er regelmäßig in die Falsett-Bereiche, und wenn man seinen Spaß mit diesem Werk haben möchte, muss man das abkönnen.
Seinen Spaß kann man mit „Lethal Saint“ aber durchaus haben, wenn man ein Faible für diese oldschoolige Mucke mitbringt. Die Songs sind gradlinig und in der Regel recht dynamisch. Ein kräftiger Groove und vielseitige Riffs sind die Markenzeichen in LETHAL SAINTs Sound – und natürlich der Kreischer am Mikro, der in dem Rahmen seinen Job aber auch prima macht und die Töne einwandfrei trifft.
Die Konstrukte der Stücke sind simpel und bauen vor allen Dingen auf einem Mainriff auf, das sich dann wie ein roter Faden durch den Song zieht. Abwechslung bringen die Soli mit sich, die schön inspiriert sind. Die beiden Saitenhexer zeigen ihr Können da auch reichlich. Es finden sich immer wieder Melodien, die flott ins Ohr gehen. Ebenso die Refrains, die oft einen true-en, hymnischen Touch haben.
Das Songwriting ist für traditionellen 80er-Metal vergleichsweiße vielfältig. Es gibt flotte Rocker, Mid-Tempo-Stampfer und mit „Evil Inside“ auch mal einen etwas epischen, intensiven Track mit leicht emotionaler Ausrichtung. Dabei meistern LETHAL SAINT alle Variationen ihres Sounds. Die Highlights des Albums sind meiner Ansicht nach eben jenes „Evil Inside“, außerdem der druckvolle Einsteiger „Chains Of The Devil“, der wuchtige Stampfer „Thunder Strikes“, die live-Hymne schlechthin, „Heavy Metal Knights“, das mega-true-e „Midnight Warriors“ und das epische „Wild In The Night“.
Der ein oder andere Song mag nicht ganz dieses hohe Level halten, einen Ausfall kann ich aber auch nicht feststellen. So kann ich sagen, dass sich das Songwriting allgemein auf einem klar überdurchschnittlichen Niveau abspielt. Auch gibt sich das Quintett nicht nur mit typischen dreieinhalb-Minuten-Nummern zufrieden, sondern wagt sich auch an längere, vielschichtigere Tracks, ohne allerdings die geradlinige und dynamische Marschrichtung zu vernachlässigen.
Wer auf traditionellen Metal aus den 80ern steht und in einem regelmäßig hochtönenden Sänger nicht nur eine Heulboje sieht, sollte sich „Lethan Saint“ wirklich mal reinziehen. Ich bin überrascht, wie professionell und gutklassig sich die junge, unbekannte Truppe aus Zypern hier verkauft und wie authentisch sie den Old-School-Sound wiederauferstehen lässt.
Wertung: 8 / 10