LESSER GLOW verstehen sich als Antwort auf die in ihren Augen suboptimale Entwicklung der harten Gitarrenmusik in den letzten Jahren. Ihr Debüt „Ruined“ ist ein dreckiger Bastard aus Sludge, Doom und Noise Rock. Die Platte stellt die Antithese zur Aussage der Musiker dar, dass im modernen Metal oftmals Unzulänglichkeiten im Songwriting durch Technologie, durch Überproduktion kaschiert werden – und so mehr als ein Stück Seele verloren gegangen ist.
„Ruined“ ist laut, scheppert, knallt, rummst und ist so rough, dass es eine Freude ist. Die Band aus Boston versteht es, den Zuhörer in einem Moment eine Strophe um die Ohren zu kloppen, die durch die Bank verzerrt ist, um im nächsten Moment mit einer bluesig angehauchten, angecrunchten Gitarre und cleanen Vocalpassagen im Chorus zu glänzen. Dabei gehen diese Wechsel recht organisch vonstatten, die eher klassisch-songorientiert aufgebauten Arrangements sind durchdacht, dramaturgisch stimmig und sogar die eine oder andere Hookline ist zu vermerken und bleibt im Ohr hängen. Dass die durchaus versierten Musiker ihr Baby live eingespielt haben, verstärkt den homogenen Charakter von „Ruined“ merklich und Alec Rodriguez macht dabei sowohl als Schreihals, als auch als Melodie-liebender Rocker stimmlich eine gute Figur. Instrumental kann man LESSER GLOW in den harten Passagen durchaus mit Aaron Turners Sumac vergleichen, allerdings sind sie durch die regelmäßig auftauchenden, melodischen Lichtblicke weniger sperrig. Da sich die Songs (von einem Interlude an vorletzter Stelle der Tracklist mal abgesehen) alle im Bereich von vier bis sechs Minuten befinden, wird auch nichts unnötig breitgetreten. In dem Zusammenhang sei aber auch erwähnt, dass „Ruined“ mit sechs Stücken und einer Gesamtspielzeit von rund 25 Minuten eigentlich eher EP als Full-Length-Album ist.
LESSER GLOWS Platte ist nicht zuletzt durch die schnörkellose, direkte Produktion und das Riffing ziemlich heavy geworden, bietet aber auch andere Facetten: Neben wirklich schweren, noisigen Sludge-Passagen gibt es auch in jedem Song melodische bis atmosphärische Parts, die die Geschichte erfolgreich auflockern. So ist „Ruined“ ein spaßiges, kleines Album geworden, welches in keinem Augenblick langweilt oder nervt, wobei man sich beim nächsten Mal über ein bisschen mehr Spielzeit und vielleicht noch die einer oder andere kompositorische Überraschung freuen würde. Der Einstand ist zumindest erstmal soweit gelungen – man darf gespannt sein, was da in Zukunft so kommt.
Wertung: 7 / 10