Review Lamb Of God – Lamb Of God

Seit „VII: Sturm und Drang“ (2015) ist mehr Zeit verstrichen als jemals zuvor zwischen zwei Alben von LAMB OF GOD – darüber kann auch die zwischengeschobene EP („The Duke“, 2016) nicht hinwegtäuschen. Verwunderlich ist das nicht, schließlich durften die Männer um Randy Blythe knapp zwei Jahre lang Slayer als Main-Support auf deren Abschiedstour begleiten. Nun ist mit Slayer eine weitere Band der alten Garde Geschichte und die Epoche, in der Bands wie LAMB OF GOD die Szene beherrschen, einen Schritt nähergerückt. Da macht sich ein selbstbewusstes Statement in Form eines selbstbetitelten Albums natürlich nicht schlecht.

Nach „VII: Sturm und Drang“ als ihrem wohl abwechslungsreichsten Werk überrascht der ruhige Einstieg mit „Memento Mori“ den Fan wohl nicht weiter. Klargesang und cleane Gitarren geben dem Song einen bedächtigen Touch, ehe LAMB OF GOD nach knapp zwei Minuten mit Karacho durch die Wand brechen: Schmissiges Riffing, Randy brüllt so aggressiv, als wolle er einem direkt ein Ohr abkauen, und mal mit Speed, mal mit Groove geht es schwungvoll durch die nächsten vier Minuten.

Speed, Groove und messerscharfe Riffs – das sind Attribute, die man seit jeher mit den aus dem Metalcore kommenden Thrashern LAMB OF GOD verbindet. Und tatsächlich gelingen den Herren aus Richmond, Virginia, auf „Lamb Of God“ diverse Stücke, die den Stil der Band aus den letzten Jahren perfekt auf den Punkt bringen (Beispiel: „Gears“). Das scheint aber auch die oberste Prämisse beim Songwriting gewesen zu sein – Experimente oder Überraschungen wie „Overlord“ vom Vorgänger, das eher nach einem besseren Metallica-Song als nach LAMB OF GOD klingt, sucht man auf „Lamb Of God“ (fast) vergeblich: „Checkmate“ beginnt im Jam-Session-Stil, in „Routes“ gibt es etwas Klargesang und in „Bloodshed Eyes“ nehmen LAMB OF GOD doch mal etwas Härte raus – ansonsten gibt es in den knapp 45 Minuten quasi durchweg auf die Mütze.

Dazu passend sind auch die Texte von tiefem Groll über die Probleme der Welt geprägt: über Urwaldvernichtung und Opioid-Krise, Amokläufe und Kriege. War „VII: Sturm und Drang“ ein im positiven Sinne „egozentrisches“ Album über Verantwortung für das eigene Handeln, ist „Lamb Of God“ ein sehr politisches, kritisches Album geworden – ganz gemäß dem politischen Thrash, mit dem Blythe und Konsorten groß geworden sind: Bands wie Megadeth oder Sacred Reich etwa, um nur zwei zu nennen.

Mit Jamey Jasta (Hatebreed, „Poison Dream“) und Chuck Billy (Testament, „Routes“) haben LAMB OF GOD erneut zwei prominente Sänger für Gastauftritte eingeladen. Zudem ist erstmalig, seit 1999 aus Burn The Priest LAMB OF GOD wurden, ein neuer Mann fester Teil der Band. Damals stieg Willie Adler ein – nun ist sein Bruder Chris Adler raus. Dessen Ersatzmann Arturo „Art“ Cruz (ehemals Prong) war zunächst 2017 als Vertretung eingesprungen, als Adler sich von den Folgen eines Motorradunfalls erholen musste. Schlussendlich hatte es aber wohl keine gesundheitlichen Gründe, dass Adler nicht in die Reihen von LAMB OF GOD zurückkehrte. In einem Facebook-Statement schrieb er: „In unserer Welt gibt es ein mehrdeutiges Konzept von ‚Ausverkauf‘. Ich kann das nicht außerhalb meines persönlichen Verständnisses definieren, aber ich weiß: In einer ‚kreativen‘ Formel gefangen zu sein und/oder zehntausendfach dasselbe Lied zu spielen hat meine Liebe zum Spielen nicht gestärkt.“ Der Seitenhieb ist deutlich – und tatsächlich ist „Lamb Of God“ zwar dank seiner Härte wahrlich kein „Sellout-Album“, aber doch mehr als die bisherigen Alben nach Schema F komponiert. Zufall ist das in Zusammenspiel mit dem Albumtitel freilich keiner: „Unseren Namen darauf zu setzen, ist ein Statement. Das ist LAMB OF GOD. Hier und jetzt“, stellt Randy Blythe klar.

Am Ende haben wohl beide Recht: „Lamb Of God“ trägt völlig zu Recht den Namen der Band – denn bandtypischer könnte das Album tatsächlich kaum klingen. Doch genau damit wirken LAMB OF GOD bisweilen tatsächlich wie in der eigenen „kreativen Formel“ gefangen. Denn mit dem Zelebrieren aller Trademarks hält auch die Vorhersehbarkeit Einzug in das Material. Was man auf „Lamb Of God“ vermisst, ist der Mut, auch mal nicht wie LAMB OF GOD zu klingen. Das ändert jedoch nichts am Wahrheitsgehalt des zunächst fast plattitüdenhaft anmutenden Fazits: Wer LAMB OF GOD mag, wird auch „Lamb Of God“ mögen.

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Wertung: 7.5 / 10

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Ein Kommentar zu “Lamb Of God – Lamb Of God

  1. Ich finde das Album von vorne bis hinten (sehr) gelungen. Natürlich kommt es zB nicht ganz an „Resolution“ (meine LoG Einstiegsdroge btw) oder „As the Places Burn“ heran, aber dennoch ist es sehr stark das ganze.
    Und man kann sich ja auch auf seine Stärken besinnen und muss nicht zwanghaft Album für Album was völlig neues bringen, wenn der bekannte Sound ohnehin schon gewaltig reinhaut. Denn ich finde LoG ist eine Band, die sich zwar selber immer treu bleibt und einen unverkennbaren Stil entwickelt hat, aber damit dennoch nicht stagniert oder langweilig wird.

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