LA DIVISION MENTALE waren mir bis dato kein Begriff, ich zweifle auch daran, dass mehr als 1% der Leserschaft die Band vor dem Lesen dieser Rezension kannte. Die Franzosen haben bisher eine Demo veröffentlicht, das war 1998. Warum es fast eine Dekade brauchte, neues Material einzuspielen, das wird nur das hauptverantwortliche Duo selbst wissen. Jedenfalls umschreibt das Label Blood Fire Death Productions die Musik der Band mit „[…] Industrial Black Metal Only For the Sickest!“, was nicht so ganz zutreffend ist. Freilich, die Musik von LA DIVISION MENTALE hebt sich deutlich vom Black Metal-Einerlei ab und ist extremer und elektronischer konzipiert. Doch den Grad eines Projektes wie V.E.G.A. erreichen die Franzosen nicht. Muss man aber ganz sicher auch nicht, um aus der Masse hervorzustechen.
In der Tat ist der Black Metal-Anteil sehr hoch, oft sogar leicht hyperaktiv und unkontrolliert wiedergegeben. „Industrial“ in höherem Maße wird es nicht so häufig, wie man anfangs vermutet hätte; und wenn, dann auch eher harmlos. Das soll keine Kritik an der Musik sein, nein, diese ist nämlich in einem gewissen Maße durchaus innovativ. Kommen wir nun besser zur Musik: Zuerst sei erwähnt, dass die diversen vorhandenen Interludien reine elektronische Stücke sind. Diese sind aber sehr gut integriert oder vielmehr so arrangiert worden, dass sie sich wunderbar in die von den „richtigen“ Liedern bereits aufgebaute Stimmung einfügen. Steril, kalt und mit dem Charme eines gesichtslosen, maschinell betriebenen Stahlwerkes tönt und rauscht es dort. Das französische Duo weiss dabei immer, wann es genug ist, das Nervenkostüm des Hörers wird dabei ergo nicht überspannt, wobei die vermeintliche Zielgruppe auch keine Probleme haben dürfte, wenn dem nicht so wäre.
Die Stücke, welche Gesang und Instrumente, die dem Standard in diesem Genre entsprechen, verwenden, besitzen eine ganz eigene und bizarre Atmosphäre. Der Hörer wird hierin in zusammenhangslose und schnell transformierende Welten geführt, er wird an Punkte in seinem Vorstellungsvermögen geführt, die er nur selten erreicht, nämlich nur in extremeren Zuständen. Dennoch muss man festhalten, dass der Black Metal, den LA DIVISION MENTALE spielen, erst durch die ungewöhnliche Handhabung interessant wird. Zwar hat das Duo spielerisch etwas drauf, aber erfindet hier nichts neu. Einen sehr starken Moment hat man anfangs in einem ansonsten gar nicht so überragenden Lied: „La Gale De Mon Passé“. Die verzerrte Gitarre wird ausgereizt, dazu vernimmt man hintergründig ein obskures Flüstern in Kombination mit dem Sonar eines U-Bootes. Wie eine langsame Welle, der man letztlich aber nicht entkommen kann, wogt sich „Satan Inside“ heran, um im Nachfolgenden schnelle Zerstörung zu betreiben. Dieser rasante Part hat aber nicht die Klasse der stampfenden, gediegenen Rhythmen. Zum Glück bedienen sich die Franzosen nur selten solcher Geschwindigkeiten, in welchen der Gesang seine atmosphärische Wirkung verliert. Der Nachfolger „Illusions Decharnées“ entschuldigt für die vorherigen Schwächen aber völlig und zwar mit drückenden Melodien gepaart mit Sequenzen, in denen mysterös-liebliche Klänge zu hören sind.
Ich denke, jeder hat nun eine ungefähre Vorstellung von „L’eXtase Des Fous“. Diese wirre und zugleich doch fesselnde, ja atemberaubende Musik wird um ein Vielfaches intensiviert, wenn man zuvor das Booklet betrachtet. Überlichtet, verdunkelt oder entstellt sind dort verschiedene menschliche Gesichter, welche zu Fratzen verkommen sind, abgebildet und untermalen nur diese mentale (irgendwann musste das ja rausgehauen werden…) Reise, welche man auf diesem Album unternimmt. Überflüssig zu sagen, dass sich das Werk mit jedem Mal noch weiter steigert und immer mehr zu etwas Besonderem wird. Um mal dem Trend entgegenzuwirken und dafür zu sorgen, dass das schönste von den vom Aussterben bedrohten Wörtern Verwendung findet, sei zum Abschluss gesagt: Ein famoses Kleinod, was LA DIVISION MENTALE hier offerieren.
Wertung: 7 / 10