Für die Glam Metal-Urgesteine L.A. GUNS lief es 2017 ziemlich gut. Inzwischen gab es zwar erneute Personal-Rochaden, aber dank der Aussöhnung der beiden Gründungsmitglieder Phil Lewis und Tracii Guns zogen die Kalifornier im vergangenen Jahr einen Vetrag mit Frontiers Music an Land und der trägt nun Früchte: Nach dem durchaus erfolgreichen „Comeback-Album“ mit dem bedeutungsschwangeren Titel „The Missing Peace“ veröffentlichen L.A. GUNS nun auch noch ein sattes Live-Paket namens „Made In Milan“.
„Made In Milan“ wurde 2017 auf dem „Frontiers Rock Festival“ in Mailand aufgezeichnet, auf dem das italienischen Label Frontiers alljährlich alles versammelt, was in ihrem Künstler-Portfolio Rang und Namen hat und für weitere Vermarktungszwecke das ganze dann gleich noch in Bild und Ton mitschneidet. Das vorliegende Live-Dokument erscheint dabei zwar nach dem neuesten L.A.-GUNS-Album „The Missing Peace“, wurde aber vor dessen Veröffentlichung aufgenommen. Da der Auftritt von Phil Lewis und Konsorten in Mailand also einer Art Reunion-Show gleichkommt, ergibt es durchaus Sinn, dass die Band den Fokus hier in erster Linie auf ihre gefeierten ersten beiden Alben legt.
Auch ansonsten gibt es ausschließlich Material aus der Zeit, als Tracii Guns Teil der Band war, zu hören und mit „Speed“ wurde auch die vermutlich beste Nummer des neuen Albums mit ins Programm genommen. Die Songauswahl von „Made In Milan“ dürfte also so ziemlich jeden Fan zufrieden stellen und auch im Hinblick auf die Performance kann man L.A. GUNS schlicht keinen Vorwurf machen: Die Band präsentiert sich auf dem hier festgehaltenen Konzert als absolut eingespielte Einheit und glänzt durch ein Übermaß an Spielfreude, das sich vor allem im superben Spiel von Mr. Guns bemerkbar macht – der ist nämlich nach wie vor ein ganz hervorragender Gitarrist und bietet live in Sachen Gitarrensoli weitaus mehr als etwa auf dem neuesten Album der Band, was aber auch auf die Beschaffenheit des klassischen L.A.-GUNS-Materials zurückzuführen ist.
Sänger Phil Lewsis sieht in seinem Schlangenleder-Anzug vielleicht ein bisschen peinlich aus und scheint stimmlich nicht mehr ganz so gut in Form zu sein wie einst, erstens wird das aber vom Rest der Band mehr als gut aufgefangen und zweitens passt die stellenweise brechende Stimme des Mannes durchaus zu den punkig angehauchten Sleaze-Hymnen der Truppe. Die Klangqualität von „Made In Milan“ überzeugt hingegen auf ganzer Linie, denn die Band ist hier mit druckvollem Sound vertreten, der durchaus nach Live-Setup klingt, wobei es zu begrüßen ist, dass L.A. GUNS hier auf dicken, sägenden Gitarrensound setzen, der eine ganze Ecke metallischer klingt als ihr aktuellstes Album.
Sieht man sich die beigefügte DVD, scheint es, als sei das Publikum etwas zu leise abgemischt, daran kann man sich jedoch gewöhnen – für absolut authentische Live-Atmosphäre hätte die anwesende Menge allerdings gerne etwas präsenter sein dürfen. Ansonsten gibt es auch am visuellen Teil von „Made In Milan“ nichts auszusetzen, denn das Konzert wurde sehr gut geschnitten und fängt sowohl Publikum als auch Band bestens ein. Insgesamt handelt es sich hier also um einen hervorragend aufbereiteten und absolut zeitgemäßen Live-Mitschnitt, der überragenden Live-Qualitäten von L.A. GUNS bestens illustriert.
An der Veröffentlichungspolitik von Frontiers Music gibt es gewiss viel zu kritisieren, allerdings ist das Wiedererstarken von L.A. GUNS ein gutes Beispiel dafür, welche Vorteile die Italiener Künstlern ermöglichen können: Dank der Promo-Maschinerie und der finanziellen Unterstützung ihres neuen Labels konnten die Kalifornier innerhalb kürzester Zeit ein neues Album sowie einen absolut gelungenen Live-Mitschnitt veröffentlichen und sich so mit einem Mal aus der Versenkung befreien. Und „Made In Milan“ zeigt, dass L.A. GUNS diese Aufmerksamkeit zweifelsohne verdient haben.
Wertung: 8 / 10