(Sludge / Hardcore / Progressive Rock / Psychedelic) Drei Jahre! Drei lange Jahre mussten die Fans von KYLESA ausharren, ehe sie nun mit „Ultraviolet“ den Nachfolger des großartigen „Spiral Shadow“ genießen dürfen. Sicher, mit „From The Vaults Vol. 1“ gab es eine B-Seiten-Zusammenstellung, die sogar einen frischen Song enthielt, allerdings machte es dessen Klasse nur noch schlimmer weiter warten zu müssen.
Nun steht „Ultraviolet“ endlich in den Läden und KYLESA zeigen einmal mehr, dass sie in ihrer Nische aus heftigem Sludge, psychedelischen Interludes, großen Melodien, kraftvollen und zerbrechlichen Momenten und großartigem Songwriting einfach unantastbar sind.
„Ultraviolet“ knüpft sowohl an „Spiral Shadow“ als auch an die ganz alten Scheiben wie „Kylesa“ an und verbindet diese teils gegensätzlichen Ausrichtungen gekonnt miteinander. „Exhale“ beginnt als klassische Sludge-Nummer, die alle, die Kylesa erst seit „Spiral Shadow“ kennen erst einmal vor den Kopf stoßen wird. Allerdings geht der Song im Mittelteil in ein derartig psychedelisches Interlude über, dass man ihn kaum wiedererkennt. Hier gelingt der Band in nur drei Minuten der Brückenschlag zwischen ihrem Frühwerk und ihrer letzten Veröffentlichung.
„Unspoken“ setzt an letzterem an und bietet eine herrlich verträumte Atmosphäre, gepaart mit dezenter Perkussion und einem sanften Riff, welches sich langsam steigert und an Intensität zunimmt, ohne damit der fragilen Grundstimmung Abbruch zu tun. Lauras Gesang schwebt über dem Klangteppich, auf welchem man über die Wolken in eine ferne Welt reist, in der es so unendlich schöner ist als in der kalten Abart, die sich Realität nennt. Diese Entführung des Hörers in eine andere Wirklichkeit gelingt KYLESA auf „Ultraviolet“ immer wieder scheinbar spielend, was von den außergewöhnlichen songschreiberischen Fähigkeiten der Musiker zeugt.
Auf „We Are Taking This“ geht es das erste Mal auf „Ultraviolet“ dauerhafter in die härteren Sludge-Gefilde, die besonders die frühen Platten von KYLESA charakterisierten. Phillip darf seine Stimme mehr zum Einsatz bringen, was einen herrlichen Kontrast zu Lauras sanftem Gesang auf den ersten Liedern ergibt, auch wenn die junge Dame sich auf dieser Nummer nicht zurückhält und ihrem Gesangspartner ordentlich Paroli bietet.
„Steady Breakdown“ zeigt die Band von ihrer variablen Seite: Sanfte Melodien treffen auf harsche Riffs, akzentuiertes Drumming untermalt Lauras sanften Gesang. Ein Song, der die Bandbreite des Repertoires, welches KYLESA auf „Ultraviolet“ zeigen, perfekt verkörpert.
Das darauf folgende „Low Tide“ ist eine bewegende Halbballade, die einen gefangennimmt, da auch Phillip sich den ruhigeren Klangfarben des Gesangs widmet, was in dreieinhalb wunderschönen Minuten resultiert. Auch die anderen Songs sortieren sich wunderbar auf diesem musikalischen Spannbreite ein, machen richtig Spaß und gehen ins Ohr.
Nach gut 38 Minuten ist der Zauber auch schon wieder vorbei und sofort drückt man hektisch wieder „Play“, um erneut in die Welt einzutauchen, die KYLESA auf „Ultraviolet“ erschaffen. Das Warten hat sich definitiv gelohnt, denn was die Band auf ihrer neuen Platte abliefert, ist einfach nur große Klasse. Von hartem Sludge bis sanftem Post-Rock ist alles vertreten, ohne dass die einzelnen Teile aneinander geklatscht wirken würden, vielmehr präsentieren sich die einzelnen Elemente als organische Verbindung als dem Hause KYLESA. „Ultraviolet“ ist etwas für all jene, denen „Yellow & Green“ von Baroness zusagte, aber auch für alle, die sich gern einfach mal wegträumen und dabei nicht auf geile Riffs verzichten wollen. Pflichtkauf!
Wertung: 9 / 10