Juni 2024

Review Kvaen – The Formless Fires

Eine Zeitlang sah es ja so aus, als hätte der skandinavische Black Metal ein Nachwuchsproblem. Ganz so schlimm scheint es um das Genre jedoch nicht bestellt, wie etwa das Ein-Mann-Projekt KVAEN beweist: Jacob Björnfot ist nämlich nicht nur extrem produktiv – immerhin steht nun bereits das dritte Album in nur fünf Jahren seit der Gründung von KVAEN ins Haus – sondern komponiert auch erfreulich vielseitig.

Dass bei KVAEN trotzdem vor allem typische Trademarks des Schwedischen Black Metals zum Tragen kommen, macht insofern nichts, als diese auf „The Formless Fires“ abermals zu herausragenden Songs kombiniert wurden. Es fängt damit an, dass Jacob Björnfot, der abermals alle Saiteninstrumente eingespielt hat, und der ehemalige Amon-Amarth-Drummer Fredrik Andersson, der bei KVAEN live und im Studio trommelt, sehr versierte Musiker sind. Darüber hinaus setzt Björnfot auf einen sehr vielschichtigen, angenehm weichen Sound, der insbesondere den elaborierten Bassspuren viel Raum lässt, aber auch Schlagzeug und Leadgitarren extrem lebendig und zugleich noch etwas organischer als auf dem Vorgängeralbum klingen lässt.

Vor allem aber sticht seine Art, Songs zu schreiben, aus der breiten Masse heraus. Wo andere Musiker sich oft auf einen bestimmten Stil oder ein Subgenre festlegen, präsentieren sich KVAEN auf dem dritten Album so vielseitig wie nie: Atemberaubende Black-Metal-Raserei, wie man sie auf „The Great Below“ über weite Strecken zu hören bekommen hat, trifft auf „The Formless Fires“ auf groovende Midtempo-Parts und – ob nun in Riffs, Leadgitarren oder auch Cleanparts – auf extrem viel Melodik. Das Resultat erinnert darum mal mehr an rabiate Bands wie Dark Funeral und Nordjevel, mal – in den eingängigeren Parts – an Bands wie Naglfar, Dissection oder Necrophobic. Zumindest bei „Traverse The Nether“ kommt die Assoziation zu letztgenannten nicht von ungefähr: Hier zeichnet Sebastian Ramstedt als Gast für die Lead-Gitarren verantwortlich.

Das Ganze garniert Björnfot mit genau dem richtigen Maß an Pathos – im getragenen „The Ancient Gods“ etwa, oder, noch mehr und noch besser, im Album-Hit „Tornets Sång“. Der entpuppt sich mit seinem klar gesungenen Refrain schon beim ersten Hören als Ohrwurm. Doch auch das Mainriff des Titeltracks oder aber das Hauptmotiv des stark an Thyrfing erinnernden Songs „The Perpetual Darkness“ geht mehr als gut ins Ohr.

Dass der letzte Song des Albums, „The Wings Of Death“, nach durchweg stimmungsvollen 40 Minuten Spielzeit uninspiriert, vor allem aber viel zu abrupt ausgefadet wird, ist etwas schade. Dieses Album hätte einen kraftvolleren Abschluss verdient gehabt. Dass man über ein solches Detail im Fazit überhaupt ein Wort verliert, spricht jedoch Bände über die Qualität von „The Formless Fires“: Fans schwedischen Black Metals sollten sich dieses Album nicht entgehen lassen. Nie gehörtes findet man darauf zugegebenermaßen wenig – aber nur wenige Musiker sind im Stande, damit so gute Songs zu erschaffen.

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Wertung: 9 / 10

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