Wir schreiben April 2007, und haben damit noch eine ganze Ecke zu warten, bis Stratovarius das lang ersehnte neue Album auf den Markt bringen wollen, zu dessen Songwritingprozess Timo Tolkki nur angibt, solch eine Inspiration habe er zuletzt zu „Visions“-Zeiten verspürt – Große Worte, die die Spannung auf das Album natürlich gewaltig steigern und einen verzweifelt nach irgendwelchen Vorab-Songbeispielen suchen lassen. Vorerst bekommt man aber nur „Serenity“, das neue Solo-Album von Frontmann Timo Kotipelto. Dieses lässt einen aber aufatmen, dass der Sänger selbst nicht gravierend am Songwriting für das neue Album der Hauptband beteiligt ist, denn spektakulär fällt das Material hier jedenfalls nicht aus.
„Wenn mir nichts einfällt, was sie bei Stratovarius gut finden, mache ich damit halt wieder ein Solo-Album“, dachte sich der Finne und klatschte fluchs zehn Titel hin, die sich allesamt gegenseitig überbieten, was das Gelingen des Drei-Minuten-Fertig-Rezepts betrifft. Allesamt sind die Songs nämlich sehr eingängig geworden, der Sound ist wunderbar aufpoliert und passt gut zur Musik, die auf dem ganzen Album keinen Fuß zu weit vom anfangs eingeschlagenen Weg abweicht. „Hörgenuss leicht gemacht!“, sollte man sich da doch denken können. Das würde auch tatsächlich zutreffen, wenn ich es nicht bevorzugen würde, Musik aufmerksam zu hören, um ihr folgen zu können. Da machen einem KOTIPELTO aber einen gewaltigen Strich durch die Rechnung, denn Details oder gar schwieriger zu fassende Elemente sucht man hier gänzlich vergebens, ebenso wie jegliche „Uh Yeah!!!“-Stellen, die einen mal aufhorchen lassen würden. Man dümpelt meist im gemütlichen Mid-Tempo, wo man nicht viel falsch machen kann, so geht natürlich instrumental und gesanglich auch alles in Ordnung. Kotipelto singt insgesamt etwas tiefer als bei Stratovarius und zeigt sich recht variabel, insgesamt unterstreicht er diesbezüglich also seinen Ruf als einer der führenden Power Metal-Sänger. Anders sieht es halt bei den Gesangsmelodien sowie beim Songwriting aus, wodurch das Auf-Nummer-sicher-gehen im Mid-Tempo zum Problem des ganzen Albums wird, man hat keinen Mut (oder keine Ideen?), KOTIPELTO irgendeinen nennenswerten musikalischen Charakter zu verleihen Um es kurz zu machen, die Songs sind einfach lahm. Da reißen auch die teilweise coolen Soli und der wie gesagt starke Gesang nichts heraus. „Sleep Well“, „Once Upon A Time“, und „Serenity“ widersprechen dem zaghaft, mit wirklich einprägsamen Refrains und einem Up-Tempo-Song, mehr regt sich auf dem Album aber echt nicht.
Das Problem KOTIPELTOs ist also, dass man 2007 einfach unheimlich belanglos ist. Der Hauptprotagonist definiert meiner Meinung nach auch den Begriff „Solo-Projekt“ falsch, denn wo es die meisten Künstler hier doch wagen, vom Stil der Hauptband abzuweichen, nimmt Kotipelto ein paar möglichst öde Ideen, die vielleicht auch schon mal bei Stratovarius im Proberaum durchgezockt wurden und packt sie in ein langweiliges Soundgewand, das seichteren Hard Rock mit langsamem Power Metal mischt. Aber nein danke, auf der einen Seite höre ich lieber Bon Jovi, an den ich bei manchen Gesangsmelodien kurz denken musste, und auf der anderen einfach Stratovarius. Das hier ist jedenfalls nichts wirklich gelungenes, 08/15 eben.
Wertung: 5 / 10