Dass Spinefarm schon längst nicht mehr nur im heimischen Skandinavien auf Brautschau geht, ist kein Geheimnis. Ob KOBRA AND THE LOTUS die erste Band aus Kanada oder wenigstens die erste aus Übersee ist, weiß ich nicht, ein wenig verwunderlich ist diese Kombination aber irgendwie schon. Auch der dargebotene Power / Heavy Metal passt nicht in das Programm, welches die Finnen seit Jahren so auffahren. Aber urteilen wir erst, wenn wir uns den Fünfer mal angehört haben.
Immerhin kann man sich bereits Konzerte mit Judas Priest, Thin Lizzy, Saxon und Guns N`Roses in die Vita schreiben, dazu gab es eine Nominierung als „Best New Band“ bei den „Metal Hammer Golden Gods 2012“. Einige Vorschusslorbeeren, die bei gestrengen Verfechtern der Spielart vielleicht auch gut ankommen. Ich als zugegebenermaßen seltenerer Gast des Heavy Metal kann an dem Sound der Band jetzt nicht so viel Großartiges entdecken, die meisten Riffs hat man schon zigmal gehört, die Stimme der Frontfrau Kobra Paige (klingt ja irgendwie…schlüpfrig) ist sicher nicht ohne, aber in zu wenigen Songs kommen ohrwurmcharakteristische Mitsingpassagen wie in „Welcome To My Funeral“. Zugutehalten muss man auch das Bemühen um Eigenständigkeit, allerdings schimmern schon das eine oder andere Mal andere Bands wie beispielsweise Rhapsody (Of Fire, ich weiß) durch, dazu „Wohoo“-mäßige Parts, die man in jedem Song von Iron Maiden haufenweise vorgesetzt bekommt.
Tja, irgendwie klingt das alles sehr negativ, vor allem, wenn man üblicherweise zunächst einmal die Stärken betonen möchte. So ganz gerecht werden diese ersten Zeilen der Band auch nicht, darum möchte ich etwas relativieren und es aus einem anderen Blickwinkel beleuchten: Die Band hat durchaus Potential, immerhin liegt hier ein Debüt vor. Die technischen Komponenten sitzen, die Songs sind zwar nicht durchweg spannend, insgesamt aber schon kompakt durcharrangiert, am Songwriting und der Eingängigkeit könnte man noch arbeiten, alles in allem aber kann man brauchbare Ansätze finden, wenn man sich nur etwas Mühe gibt.
Da Antesten heutzutage nun wirklich keine große Zauberei mehr ist, empfehle ich denjenigen, die neugierig geworden sind, einfach mal, den einen oder anderen Song anzuchecken, vielleicht sehe ich vieles auch nicht ganz richtig aus meiner Perspektive, die nach Metallica praktisch nichts mehr aus dem Genre „Heavy Metal“ kennt. In meinen Ohren durchwachsen, aber mit Potential und schlechteres hat man nun wirklich auch schon oft gehört.
Wertung: 6.5 / 10