Review Klone – Black Days

Zwar treiben KLONE nun seit mittlerweile 15 Jahren ihr Unwesen in der französischen und europäischen Metal-Szene, haben es aber immer noch nicht zu einem größeren Bekanntheitsgrad geschafft, werden stattdessen oft verkannt. Season Of Mist Records wissen jedenfalls, was sie an ihren Landsmännern aus Poitiers, im Westen Frankreichs haben und bringen nun deren drittes Album „Black Days“ unters wartende Volk.

Der Vorgänger „All Seeing Eye“ hat es bereits vorgemacht und so darf auch das nun erscheinende „Black Days“ auf eine Gesamtspielzeit von knapp 54 Minuten blicken – auf 11 Songs verteilt macht das einige Titel mit Überlänge, die vielen Hörern anfänglich aufstoßen könnte. Das Problem von KLONE ist nämlich kein neues: Die Songs geben sich beim ersten Hördurchgang kaum eingängig, sind dafür komplex aufgebaut, verfügen zwar über eine logische Verbindung untereinander, die aber nicht sofort ersichtlich ist. Man braucht nicht tief in die Scheibe eintauchen, um jedoch auch festzustellen, dass sich eine gründlichere Auseinandersetzung mit dem Material lohnt – „Rite Of Passage“ zeigt das mit seinem cleanen Gesang, der überraschend futuristischen Atmosphäre und den wilden Stimmungs- und Stilwechseln schnell auf. Obwohl die beiden Sechssaiter-Betreuer Guillaume Bernard und Mika Moreau einen sehr souveränen Job machen, spielt der sich meistens im Hintergrund ab, lässt damit viel Raum zur Entfaltung für Sänger Yann Ligner und die Keyboard- und Synthesizer-Arbeit von Matthieu Metzger – „Spiral Down“ ist das Paradebeispiel dafür.
Was dabei dann herauskommt, ist eine bunte Mischung aus teilweise thrashigen und sogar rockigen Gitarren, die sich dem meist klaren und nur selten ausufernd aggressivem Gesang perfekt anpassen, einer durchweg mit Ambient-Klängen angereicherten Atmosphäre und Passagen, die von Grunge nur so strotzen. Post-Grunge also? Prinzipiell ja, aber auch darauf lassen sich die Franzosen nicht beschränken. Ruhigere, fast schon melancholische Titel wie „Hollow Way“ und „Danse Macabre“ oder das sehr düstere und stellenweise extrem langsame „Immaculate Desire“ bringen die Gemüter nämlich mit so unterschiedlichen Werkzeugen in Wallung, dass dem Ganzen nur noch vom latent aggressiven „The Spell Is Cast“ und dem genialen Björk-Cover „Army Of Me“ die Krone aufgesetzt werden kann.

„Black Days“ ist ein verdammt kantiges Stück gepresste Musik und beim besten Willen nicht für jeden gemacht. Technisch weiß was Sextett auf ganzer Linie zu überzeugen und vor allem beim charismatischen Gesang von Ligner und dem erfrischenden Drumming von Florent Marcadet zeigt sich auch die Spielfreude der Band. Auf der anderen Seite ist Album Nummer drei eine extrem anstrengende Sache, jeder einzelne Song verlangt nach der vollen und ungeteilten Aufmerksamkeit des Hörer – und ergibt beim ersten Durchgang womöglich trotzdem keinen Sinn, was eindeutig dem unglaublichen Facettenreichtum geschuldet wird. Wer sich die Langrille also nicht zwei bis drei Mal anhören will, sollte seine Zeit auch nicht mit einer Rotation verschwenden. Lässt man sich hingegen auf „Black Days“ ein, wird man früher oder später unweigerlich von der beklemmenden, ungemütlichen Stimmung angesteckt. Geschmackssache auf höchstem Niveau!

Wertung: 8.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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