Review Klimt 1918 – Just In Case We’ll Never Meet Again

Wäre metal1.info kein Metal-Online-Magazin, gäbe es über die Musik der Italiener von KLIMT 1918 wohl wenig zu sagen. Alternative Rock, Shoegaze, beides Spielarten, welchen man die Band zuordnen kann, die aber beileibe nichts Neues sind, weshalb ich auch von vorneherein unterstellen möchte, dass die Truppe im Vergleich zu anderen Bands dieses Genres nichts außergewöhnliches bietet (das tut heute, nebenbei bemerkt, aber niemand mehr). Diesen Gedanken lassen wir mal außenvor.

Unter anderem, weil dem durchschnittlichen Metaller die vier Italiener wohl eher kein Begriff sein dürften, es sei denn, er ist bereits zuvor mit „Dopoguerra“, dass den Einstand der Band bei Prophecy bildete, mit ihnen in Berührung gekommen. Um sich als Unvorbelasteter nun vorstellen zu können, wie sich „Just In Case We’ll Never Meet Again“ anhört, nehme man eine Prise alte U2, ein wenig Dredg und einen guten Schuss Katatonia. Soll heißen: Sphärische, flimmernde Breitwandgitarren, hoher, gefühlvoller Gesang und eine gehörige Portion Nostalgie. Das macht das Album im Großen und Ganzen aus, songwriterisch bleibt man simpel aber effizient und besticht somit mit hoher Eingängigkeit, ohne monoton zu wirken.
Zugegebenermaßen klingen einige der Riffs manchmal doch sehr ähnlich, stören tut das aber über weite Strecken nicht, denn bevor mal etwas langweilig werden könnte, folgt wieder einer jener Momente, die das Album für mich großartig machen: Sowohl durch Gitarren als auch durch Gesang ausgelöst, wird man dann plötzlich von plättender Euphorie übermannt, die sich musikalisch in epischen, treibenden Sequenzen äußert. „Das Herz geht einem auf“ wäre wohl eine passende Phrase um die Emotionen zu beschreiben, die KLIMT 1918 über das Album verteilt immer wieder auslösen.

Wer gut aufgepasst hat, hat gemerkt, dass erst von Nostalgie und dann von Euphorie gesprochen wurde, um die Atmosphäre des Albums zu erfassen. Das Schöne ist, dass hier kein Sinnfehler vorliegt, sondern beides tatsächlich Hand in Hand geht, beeinflusst vornehmlich von der Stimmung des Hörers. Dementsprechend: Dieses Album ist sowohl perfekt, um es nebenbei im Hintergrund laufen zu lassen und sich an den schönen Momenten des Lebens zu erfreuen, als auch, um sich zu etwas nachdenklicheren Zeitpunkten intensiver mit den Songs und den Stimmungen der Scheibe zu beschäftigen und die tiefgehende Seite von „Just In Case We’ll Never Meet Again“ zu erforschen. Diese wird übrigens durch Albumtitel (der eigentlich noch durch den Untertitel „Soundtrack for the cassette generation“ erweitert wird), Songtitel und vor allem Cover atmosphärisch schön vorweg genommen.

Prophecy treffen meinen persönlichen geschmacklichen Nagel wieder einmal auf den Kopf, auch wenn man mit diesem Release den Gefilden des Metal vollkommen entsagt. Hindern sollte das niemanden, reinzuhören, vor allem nicht, wenn man mit oben genannten Bands etwas anfangen kann. Auch sonst macht man mit dem Album natürlich nicht viel falsch, wenn man ein wenig offen für Neues ist. Was die Intensität des Ausdrucks anbelangt, sind KLIMT 1918 anderen Prophecy-Bands dann nämlich doch wieder verwandt.

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Marius Mutz

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