Review Kiuas – The New Dark Age

Bereits anno ’05 konnte der finnische Fünfer KIUAS (übrigens das finnische Wort für den Saunaofen) mit „The Spirit of Ukko“ für einigen Aufruhr in der Metalwelt sorgen und erhielt fast durchweg positives Feedback; auch bei uns gab´s für die Herrschaften einen saftigen Achter zur Belohnung für ein kraftvolles, durchdachtes Power Metal-Album. Nach dem mindestens soliden „Reformation“ im Jahre 2006 gab es zwei Jahre Pause, nun kehren KIUAS mit „The New Dark Age“ in die Öffentlichkeit zurück.

Auf den ersten Blick hat sich nichts verändert: Die Besetzung ist immernoch die gleiche wie vor drei Jahren, die Tracklist liest sich typisch Power Metal-artig. Kurz erwähnt sei das tolle Coverbild: Es zeigt im Stile eines mittelalterlichen Holzschnitts die Bandmitglieder als fünf (!) apokalyptische Reiter, sich auf eine Welt stürzend, die Mittelalter und Moderne vereint und sowohl klassische Wohnhäuser als auch ein Atomkraftwerk zeigt. Stilvoll!
Auch musikalisch scheint alles beim Alten geblieben zu sein; „The Decaying Doctrine“ legt mit einem recht thrashigen Riff und Blastbeats am Schlagzeug los. Der Refrain hingegen ist sowas von saumäßig episch, dass man fast auf den Tisch springen und die Brust im Vorgefühl entscheidender Stunde emporrecken möchte! Ilja singt hier erhaben, episch und kraftvoll, wohingegen er in den Strophen passend zum Thrash-Ambiente eher aggressiv keifend (aber immernoch meist mit „cleaner“ Stimme) daherkommt. Dieses Muster – epische Power Metal-Refrains, thrashig-aggressive Strophen, alles angereichert mit extrem frickeligen Soli von Gitarrist Mikka, seltener auch von Tastendrücker Atte – zieht sich fast durch die gesamten 51 Minuten Spielzeit wie ein roter Faden; immer wieder wird es aufgegriffen, sei es im Opener, bei „Conqueror“ oder bei „Of Sacrifice, Loss and Reward“, kaum ein Lied bricht mal wirklich aus der Schablone aus – leider. Das raubt dem Album etwas vom positiven Gesamtausdruck, den die schwungvollen Nummern sonst vermitteln.
Aber zwei nennenswerte Ausreißer gibt es doch. Da wäre einmal „To excel and ascend“, das mit einem nahöstlich anmutenden Akustikgitarren aufwartet und sich zu einem Midtempo-Stampfer mit absolut grooviger Gitarrenrhythmik im Refrain entwickelt; dann gibt es „After the Storm“, die obligatorische Ballade auf „The New Dark Age“. Hier wird komplett auf jegliche strombetriebenen oder verstärkten Instrumente verzichtet und lediglich auf Mikkas Akustikgitarren, Iljas Gesang und die markige Stimme von Iljas kleiner Schwester Anna-Maija gesetzt, und daraus entsteht eine Ballade, die so kitschfrei und gleichzeitig so stimmungsvoll ist, dass mir schier das Herz vor Freude übergehen möchte. Wunderbar! Power Metal-Bands der Welt, nehmt euch ein Beispiel!

Neben dem angesprochenen Manko, dass sich der Aufbau der Songs über weite Strecken kaum ändert, gibt es noch ein paar weitere Ecken und Kanten. Einmal wäre da das Ende des offensichtlich als neue Bandhymne gedachten Songs „Kiuas War Anthem“ zu nennen: Dort gibt es dieses unsägliche Instrumentalgeschrabbel, das meist live vorkommt und für das besonders Manowar berüchtigt sind. Was erlaube KIUAS?! Live kann man dabei wenigstens noch posen, aber auf CD ist das so überflüssig wie Scheiße am Schuh oder Mark Medlock in Wacken. Weiterhin hat Gitarrist Mikka zwar einiges auf dem Kasten, versteht es aber leider in seltensten Fällen, sein Geschrabbel gewinnbringend im Sinne von einem Zuwachs an Atmosphäre einzusetzen; am besten gelingt das noch, wenn er auf einer akustischen Gitarre spielt.
Diese Makel verhindern, dass die Finnen hier eine wirkliche Spitzenwertung einfahren. Die Lieder machen zwar allesamt recht viel Spaß, sind aber in ihrer Gesamtheit summa summarum zu einförmig und weisen die eben erläuterten Defizite auf. Trotzdem sind KIUAS eine Band, die Power Metal-Fans Jauchzer des Glücks entlocken dürfte. Um ein paar werbebekannte Männer in Handtüchern zu zitieren: „Finnische Sauna(ofen) tut gut!“

Wertung: 7 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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